Nicht nur für Sportler: Frankens schönster Radweg

18.4.2021, 12:18 Uhr

Radfahren und die Landschaft genießen - auf dem Fränkischen WaserRadweg kein problem. © Tourismusverband Fränkisches Seenland/Wegener, NN

Für Sportler sind die Zeiten nicht leicht. Der Trainingsbetrieb in den Vereinen ruht, die meisten Fitnessstudios haben geschlossen und Laufveranstaltungen finden fast ausschließlich virtuell statt. Nicht wenige entdecken deshalb ihr Fahrrad wieder. Immerhin bietet das fränkische Seenland landschaftlich reizvolle Strecken, die sich mit dem Zweirad erkunden lassen. Eine gute Möglichkeit also, der Tristesse des Lockdowns für ein paar Stunden zu entfliehen.


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„Wir merken durch Corona schon eine höhere Nachfrage was den WasserRadweg angeht“, berichtet Hans-Dieter Niederprüm. Er ist Geograph und Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland – und als solcher auch für den fränkischen WasserRadweg zuständig, einem 460 Kilometer langen Netz aus Radwegen durch Mittelfranken und die Oberpfalz. Die Webseite des Projekts verzeichnete im ersten Quartal diesen Jahres fast 60 Prozent mehr Zugriffe als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Krise macht das Radfahren attraktiv wie selten zuvor.

Gut fünf Jahre ist es her, dass Niederprüm die Idee hatte, einen große Rundstrecke für Radler ins Leben zu rufen, die unter anderem auch durch das Seenland führen sollte. Ein Flagschiff für die gesamte Region sollte der Radweg werden und Geld in die Kassen der hiesigen Gastronomie- und Freizeitbranche spülen. „Es war schon ein Kraftakt, 64 Gemeinden unter einen Hut zu bringen“, erinnert sich Niederprüm an die Anfänge.

Kanäle, Flüsse und Seen

Schließlich führt der Weg längst nicht nur durch das Seenland. Die große Rundtour reicht von Roth, über Neumarkt und Kinding bis hin nach Feuchtwangen, Rothenburg ob der Tauber und Ansbach. Radfahrer erleben somit die Romantische Straße im Westen der Strecke genauso wie das Seenland im Süden und das Altmühltal im Osten. „80 Prozent des Weges befinden sich dabei in der Nähe von Flüssen, Seen oder Bächen“, unterstreicht Niederprüm. Ob Main-Donau-Kanal, Ludwig-Kanal, Rothsee oder Brombachsee, wer Gewässer liebt, wird auf seine Kosten kommen. Der WasserRadweg trägt seinen Namen zurecht.

Dabei hat eben dieser Name am Anfang zu einiger Verwirrung geführt. „Zu mir kamen Bürgermeister, die mir gesagt haben, sie hätten ja gar kein Wasserrad im Ort“, erzählt der Initiator des Projekts schmunzelnd. Deswegen habe man sich dann für die Schreibweise mit dem großen „R“ in der Mitte entschieden. Missverständnisse sind so ausgeschlossen. Etwa ein Jahr dauerte es bis die Streckenführung feststand, Niederprüm fuhr sämtliche Radwege persönlich ab und stellte aus seinen Erfahrungen eine geeignete Route zusammen.
In gut 30 Stadt- und Gemeinderatssitzungen war er anschließend zu Gast, um die Lokalpolitiker von der Sinnhaftigkeit des Projekts zu überzeugen.

Letztlich mit Erfolg, 2019 wurde der WasserRadweg eingeweiht und bereits 2020 von den Lesern des Fachmagazins „Bike&Travel“ zum beliebtesten Flussradweg in Deutschland gewählt. Kommunen, durch die der Weg führt, zahlen dem Tourismusverband einen Beitrag und bekommen im Gegenzug ein Marketingpaket. Eines, das Touristen in die Region locken soll. Was momentan nur sehr eingeschränkt möglich ist, wie Niederprüm bedauert.

Der Streckenverlauf des Fränkischen WasserRadwegs © Redaktionsservice/ AG Fränkischer WasserRadweg

Die Hotels, die Restaurants, die Museen am Wegesrand, die eigentlich von den Radtouristen profitieren sollten, müssen momentan geschlossen bleiben. Das führt bei den betroffenen Betrieben zu erheblichen Umsatzeinbußen. Trotzdem, sagt Niederprüm, sei das Seenland bisher mit einem blauen Auge davongekommen. „Im Winter ist bei uns ohnehin keine Saison, erst jetzt im Frühjahr geht es wieder los.

Anstiege prüfen die Fitness

Doch noch ist völlig unklar, wann es Lockerungen für Gastronomie und Hotellerie geben kann. Eine baldige Entspannung der Corona-Lage scheint momentan kaum realistisch zu sein. Umso wichtiger ist, dass sich auch Einheimische auf den WasserRadweg begeben. Das passiert auch regelmäßig, erzählt Niederprüm. Manchen radelten einfach eine Runde um einen der Seen. Andere nähmen sich größere Streckenabschnitte vor.



Der Tourismusverband selbst gliedert die Rundtour in sieben Etappen. Aber natürlich geht es auch gemütlicher, in kleineren Teilabschnitten mit viel Zeit für Landschaft und Leute am Wegesrand. „Idealerweise sollen die Leute ja nicht nur durchrauschen, sondern auch etwas Geld in der Region lassen“, sagt Niederprüm. Wie man sich die Strecke einteilt, ist letztlich auch eine Frage der persönlichen Fitness.



Denn nicht überall ist der Weg so flach, wie man vielleicht vermuten könnte. „Im Raum Schillingsfürst vor Rothenburg ob der Tauber gibt es ein paar knackige Anstiege“, sagt der Tourismus-Chef. Und bei Spalt muss außerdem der Ortsteil Ottmannsberg durchquert werden, der auf einer Anhöhe liegt. Ambitionierte Radsportler wird das freuen, weniger ehrgeizige Genussradler womöglich abschrecken.

Infrastruktur für E-Bikes

Allerdings, relativiert Niederprüm, sind durch die zunehmende Verbreitung von E-Bikes auch für sie anspruchsvollere Strecken kein Problem mehr. „Etappen über 80 Kilometer sind heute nicht mehr ungewöhnlich. Früher wäre das so nicht gegangen.“ Damit E-Bikern nicht der Saft ausgeht, finden sich entlang des Rundkurses immer wieder Ladestationen. Zwölf solcher „Tankstellen“ stehen insgesamt zu Verfügung. Wer selbst noch kein E-Bike hat, sich aber trotzdem entspannt und schnell über die Radwege bewegen will, kann sich auch eines leihen.
Aber natürlich gibt es immer noch viele Sportler, die Wege durch das Seenland mit reiner Muskelkraft erkunden wollen.

Zum Beispiel die 63 Kilometer lange Etappe von Pleinfeld nach Wassertrüdingen, die durch das Herz des Seenlandes führt. Sie eignet sich auch für Einheimische aus dem Gebiet um Gunzenhausen perfekt für einen Ausflug. Genussvoll über den ganzen Tag hinweg oder mit sportlichem Ehrgeiz in gut zwei Stunden. Jeder, wie er will. Hauptsache mal wieder raus aus den eigenen vier Wänden und den Kreislauf in Schwung bringen.



Umfassende Informationen zu Touren, Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen entlang des Weges finden sich unter www.fraenkischer-wasserradweg.de