Oschersleben: Fetz in Führung - bis die Reifen versagen

29.5.2021, 17:41 Uhr

Spaß haben soll er, haben sie Marco Fetz bei seinem neuen Team BMW/Wilbers vor der Saison gesagt. Beim ersten Rennen 2021 in Oschersleben hat das geklappt. Vor allem in diesem kurzen Moment in Rennen 1, als sich der Kleinbreiterbronner von Startplatz acht nach ein paar Kurven an allen Konkurrenten vorbei in Führung geschoben hatte. "Relativ schön" sei das Gefühl gewesen, das Fahrerfeld anzuführen, in dem sich einige der besten Motorrad-Rennfahrer Europas tummeln, sagt Fetz. Man ahnt, dass diese Beschreibung eine Untertreibung ist.


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Vor dem ersten Start der Saison in der IDM Superbike 1000 ging es einigermaßen hektisch zu in der Startaufstellung. Ein Regenschauer, der kurz vor Rennbeginn über dem Rundkurs nahe Magdeburg niedergegangen war, sorgte für intensive Dialoge zwischen Fahrern, Ingenieuren und Teamchefs. Mit Slicks starten und auf eine schnell abtrocknende Strecke hoffen? Oder angesichts des in einigen Kurven noch sehr nassen Asphalts lieber Regenreifen aufziehen?

"Als hättest du einen Schwamm unter dem Arsch"

"Die letzte Entscheidung trifft in so einem Fall der Fahrer. Ich habe mich, wie die meisten anderen, für Regenreifen entscheiden. Leider war das die falsche Entscheidung", erklärt Fetz. Denn nachdem der 21-Jährige einmal als Führender über die Start-Ziel-Gerade jagen durfte, wurde er sukzessive durchgereicht. Am Ende stand Platz 17. "Damit bin ich nicht zufrieden", stellt er klar. Gewonnen hat mit Marc Moser ein Fahrer, der sich auf Trockenreifen ins Rennen gewagt hatte.

Dass es für Fahrer wie Fetz bei abtrocknender Strecke von Runde zu Runde schwerer werden würde, war klar. Die Regenreifen haben ein tiefes Profil, das bei nassen Bedingungen Wasser verdrängen soll. Ist aber kein Wasser da, überhitzt der Gummi schnell, die Fahreigenschaften verschlechtern sich dramatisch. "Du fährst, als hättest du einen Schwamm unter dem Arsch", beschreibt Fetz das Gefühl sehr plastisch. Weil er auch noch auf ein Regenfahrwerk mit besonders weich eingestelltem Federbein und Gabel gesetzt hatte, war das Motorrad noch schwammiger.

Mit ein wenig mehr Erfahrung in der höchsten deutschen Motorrad-Rennserie hätte Fetz womöglich ein anderes Setup gewählt. Doch er ist noch recht neu in der Superbike 1000, nur vier Rennwochenenden hat er in der verkürzten Saison 2020 absolvieren können. Damals noch auf einer Suzuki. Jetzt sitzt er auf einer BMW S 1000 RR, die er nach wenigen Tagen hinter dem Lenker schon gut beherrscht. Das zeigen die starken Ergebnisse in den freien Trainings. Und nicht zuletzt sein Auftritt im zweiten Rennen des Wochenendes.

Lob in den Sozialen Medien

Die Bedingungen waren, ähnlich wie im ersten Lauf, schwer einzuschätzen. Nun aber entschied sich Fetz für Slicks. Die richtige Wahl, nach 18 Runden fährt er auf Platz elf durchs Ziel. "Es war wichtig, ohne Sturz anzukommen. Und ich habe durch die Platzierung fünf Punkte geholt", bilanziert er. "Am Anfang war ich auf den nassen Stellen vielleicht sogar etwas zu vorsichtig." Sonst wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Auch hier gilt: Fahrer, die schon ein paar Jahre länger den Rennanzug überstreifen, sind im Vorteil. Dafür, dass auch Erfahrung nicht vor Enttäuschung schützt, trat allerdings Fetz‘ Teamkollege Florian Alt unfreiwillig den Beweis an. Nach einem Sturz und zwei verkorksten Rennen musste sich der 25-Jährige mit nur drei Punkten zufriedengeben.

Insgesamt kann Newcomer Fetz also durchaus zufrieden sein mit seinem ersten Rennwochenende im neuen Team. "Bei trockenen Bedingungen waren wir schnell, und im Warm-Up, als die Strecke ganz nass war, auch. Nur bei Mischbedingungen war es nicht optimal", fasst er zusammen.



"Das erste Rennen des Jahres hätte schon etwas entspannter ablaufen können", sagt Fetz. Doch seine Führungsrunde hat ihn für das Pech in der Reifenlotterie zumindest ein bisschen entschädigt. Es hat viel Aufmerksamkeit erregt, als das gesamte Fahrerfeld plötzlich dem Motorrad mit der Nummer 6 hinterherjagen musste. In den sozialen Medien gab es viel Lob für den jungen Franken. Ein Moment, der zu schön war, um ihn nicht zu wiederholen. Vielleicht schon beim nächsten Rennen (11. - 13. Juni) im tschechischen Most.