Palikuca: "Es nervt!" - Für Keller wird's beim FCN nun eng

28.6.2020, 20:27 Uhr
"Ein Spiegelbild der Saison": Club-Vorstand Robert Palikuca (rechts) und Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein - in Wiesbaden vor kurzer Zeit noch obenauf - müssen sich Gedanken machen.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr "Ein Spiegelbild der Saison": Club-Vorstand Robert Palikuca (rechts) und Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein - in Wiesbaden vor kurzer Zeit noch obenauf - müssen sich Gedanken machen.

Als der Mannschaftsbus des 1. FC Nürnberg gegen 18.45 Uhr das Stadion-Gelände in Kiel verließ, standen noch einige Club-Fans am Straßenrand. Ihre Enttäuschung nach dem 1:1 beim KSV Holstein konnte man sehen und hören, schließlich muss der einst ruhmreiche 1. FC Nürnberg jetzt am 7. und 11. Juli in die Relegation gegen den Dritten oder Vierten der Dritten Liga. Das hängt davon ab, wo der nicht aufstiegsberechtigte FC Bayern II am letzten Spieltag landet - der erst am 4. Juli und somit drei Tage vor dem Hinspiel in Nürnberg ausgetragen wird.

Ob Jens Keller da noch Club-Trainer sein wird, ist seit Sonntagnachmittag mindestens fraglich. Auch an der Ostsee verfiel der Bundesliga-Absteiger nach dem frühen 1:0 durch Patrick Erras (3.) in alte Verhaltensmuster. Die Mannschaft weiß mit einem Vorsprung einfach nicht viel anzufangen; mit dem finalen Unentschieden hat der FCN in der seit Sonntagnachmittag vergangenen Zweitliga-Saison sage und schreibe 25 Punkte nach Führungen verspielt.

Zu viel, viel zu viel auch für den Sportvorstand, der während der 90 Minuten wie alle anderen aus der Nürnberger Delegation extrem angespannt gewirkt hatte auf der Haupttribüne, kein Wunder. "Es nervt schon, ja", sagte Robert Palikuca, das 1:1 von Kiel "ist ein Spiegelbild der Saison. Dass man immer wieder gute Phasen hat, in Führung geht und vergisst, das zweite Tor nachzulegen."

Palikuca wollte sich auch nicht mehr explizit vor seinen Trainer stellen; wenn es so einfach wäre, hätten sie die Defizite "schon vor Monaten abgestellt", so Palikuca über die ziemlich regelmäßigen Zusammenbrüche auf dem Platz. So einfach ist es aber offenbar nicht. "Um das abzustellen, fehlt uns einfach die Kontinuität über 90 Minuten." Die ihnen auch Keller, seit November im Amt, nicht beibringen konnte.

"Aufbruchstimmung" nach dem Abturn

In der Kabine sei trotzdem keine Resignation, sondern "schon wieder Aufbruchstimmung" zu spüren gewesen; auf den möglichen Relegationsgegner, zwei Spieltage vor Schluss wahrscheinlich der FC Ingolstadt, Eintracht Braunschweig oder die Würzburger Kickers, würden sie sich schon "seit Wochen" vorbereiten. Um auch die letzten Kräfte zu mobilisieren, wollten und wollen sich die Verantwortlichen noch am Sonntag und vor allem am Montag intensiv austauschen. Dass es in den Gesprächen auch um den Trainer gehen dürfte, steht außer Frage.

Grethlein hat Zeit für viele Telefonate

Noch ist die Enttäuschung groß, danach "werden wir besprechen, wie wir mit der Mannschaft umgehen", so Palikuca. Und mit dem Trainer. Der Aufsichtsratsvorsitzende wollte vor allem besonnen reagieren und erst mal viele Telefonate führen, wofür sich Thomas Grethlein auf der langen Heimfahrt genügend Zeit biete. Zumal er wegen diverser Sperrungen im Großraum Hamburg über Berlin heimfahren musste.

Spätestens bis Montagnachmittag sollte Grethlein aber in Nürnberg ankommen - wenn er eine kurzfristig anberaumte Sondersitzung des Aufsichtsrates moderieren muss.

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