Zwischenfazit des Aufsteigers

SC Eltersdorf in der Regionalliga: Absolut angekommen

15.9.2021, 13:35 Uhr
Erleichterung pur bei Trainer Bernd Eigner (links), Calvin Sengül und Ardit Topalaj: Nach dem dritten Sieg in Folge steht der SC Eltersdorf in der Regionalliga auf einem Nichtabstiegsplatz. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NNZ Erleichterung pur bei Trainer Bernd Eigner (links), Calvin Sengül und Ardit Topalaj: Nach dem dritten Sieg in Folge steht der SC Eltersdorf in der Regionalliga auf einem Nichtabstiegsplatz. 

Bis zum ersten Saisonsieg hatten die Quecken lange warten müssen, fast einen ganzen quälenden Monat voller englischer Wochen lang. An einem Freitagabend Mitte August aber punktete der Aufsteiger endlich dreifach. Eine große Party gab es danach nicht. "Wenn ich einen nachts in der Stadt sehe, fliegt er aus dem Kader", hatte Trainer Bernd Eigner nach dem 5:1 gewarnt. "Man kann nicht um die Häuser ziehen, wenn man am Dienstag schon wieder ein Spiel hat."

Die allermeisten Amateurfußballer würden das trotzdem machen. In Eltersdorf aber haben alle verstanden, dass sie es nicht können, wenn sie in der Regionalliga bestehen wollen. "Das Tempo ist viel höher, da muss man auch vom Kopf her da sein", sagt Eigner. Schon in der Vorbereitung hat er seinen Spielern vom Lebenswandel erzählt, von den Opfern, die alle im Verein erbringen müssen, damit sich der SC Eltersdorf in der vierthöchsten deutschen Spielklasse behaupten kann.

Nach dem ersten Saisondrittel ist klar, dass sie es verstanden haben. Die Quecken stehen in einer "Hammer-Liga", wie Eigner sagt, nach zwölf Partien erstmals auf einem Nichtabstiegsplatz. Am Dienstag gegen den TSV Rain/Lech spielte der SCE zum ersten Mal zu Null. Es war der vierte Liga-Sieg und der dritte in Folge. Vor allem aber war es ein Auswärtserfolg bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Die Mannschaft aus dem Landkreis Donau-Ries war nach dem Wochenende noch Tabellennachbar der Quecken, nach dem 2:0 kletterten die Eltersdorfer auf Platz 14.

"Die Erleichterung ist groß", sagt Bernd Eigner. Seinem Team war das nach Abpfiff und auf der Heimreise anzumerken, auch für den Trainer wird es dadurch wesentlich einfacher. "Man ist entspannter, wenn die Ergebnisse da sind, doch man verteufelt auch nicht alles, wenn man verliert." Der 49-Jährige kann das gut einschätzen, gemeinsam mit seinen Assistenten Matthias Völker und Thomas Dotterweich reflektiert er die Leistungen regelmäßig. Dazu bringt Eigner selbst jahrelange Erfahrung als Fußballprofi und Coach mit.

Die Verantwortlichen beim SC Eltersdorf wissen das zu schätzen. Selbst als die Punkteausbeute noch mager war, haben die Funktionäre "nie etwas verlauten lassen", sagt Eigner. Druck gibt es trotzdem, den macht sich der ehrgeizige Trainer schon selbst. "Ich freue mich für die Jungs, dass sie in der Regionalliga Erfolg haben", die großen Stadien, die prominenten Gegenspieler, die mediale Präsenz - all das sei nun die Belohnung für die harte Arbeit.

Die Regionalliga bringt auch Bernd Eigner "ans Limit", der zusätzlich zum Coaching einen Vollzeit-Job hat. Trotzdem investiert er fünf bis zehn Stunden pro Woche mehr in seine Tätigkeit beim SCE als früher in der Bayernliga. "Man macht sich über die Trainingsarbeit mehr Gedanken, liegt abends im Bett und schaut sich Sequenzen anderer Spiele an, dazu ist es rundherum viel mehr geworden."

Besonders der August mit neun Pflichtspielen war "brutal". Zuvor gab es nur eine fünfwöchige Vorbereitung. "In den ersten Spielen haben wir Lehrgeld bezahlt", sagt Eigner. "Doch wir haben unsere Fehler bewusst angesprochen und daraus gelernt." Der Fokus lag auf der Chancenverwertung. Denn mitgehalten hatten die Quecken fast gegen jeden Gegner. Das alleine ist schon bemerkenswert für einen Dorfverein im Geschäft der Großen - doch das reicht dem Aufsteiger natürlich nicht.

"Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht", sagt Eigner. "Mit dem Sieg in Aschaffenburg sind wir angekommen in der Liga." Das 4:1 Ende August war der Auftakt der aktuellen Siegesserie. "Wir haben in Aschaffenburg, gegen Buchbach und in Rain wichtige Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht", sagt Eigner. Am Dienstagabend wäre noch mehr möglich gewesen.

"Von der Chancenverwertung her war das 2:0 in Rain ein Rückschritt, das war zu leichtfertig", moniert Eigner. Die Eltersdorfer hatten die Partie beim schlechtesten Heimteam der Liga von Beginn an dominiert, die Führung war überfällig. Doch Eigner merkte manchen Spielern, die er beim 0:3 im Pokal gegen die Würzburger Kickers geschont hatte, den fehlenden Rhythmus an. "Spielpraxis hätte dem ein oder anderen gutgetan, doch die Knochen danken einem die Pause." Die Quecken hätten anfangs "die Gier vermissen lassen", dazu hatten sie Glück, dass die Hausherren ihre wenigen Möglichkeiten ebenfalls nicht nutzen konnten.

Im Georg Weber-Stadion gingen die Eltersdorfer so dennoch mit einer Führung in die Kabine. In der 44. Minute setzte sich Calvin Sengül auf der linken Seite stark durch, seinen Rückpass versenkte Julian Konrad im Netz. Nach Wiederanpfiff legte Laurin Klaus mit einem sehenswerten Schlenzer eins drauf (59.). "Das macht er nur, weil er das Selbstvertrauen hat", meint Eigner, der über beide Torschützen sagt: "Bei ihnen ist der Knoten geplatzt." Das gilt auch für Sengül, der mit fünf Treffern der beste Angreifer der Eltersdorfer ist, und für die Abwehr, die in Rain wenig zugelassen hat.

In den nächsten Wochen soll das so weiter gehen. "Wir haben endlich mehr Zeit für normale Trainingsarbeit, weil nicht mehr so viele englische Wochen anstehen", sagt Eigner. "Den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen" müsse sein Team halten. "In jedem Spiel ist es machbar, etwas zu gewinnen." Der Aufsteiger kann mit allen mithalten. Bleibt das so, dürfen die Quecken am Ende der Saison doch noch feiern gehen. Auf eine ganz große Party.

Keine Kommentare