Schiri-Frust: HCE unterliegt Rhein-Neckar Löwen 20:26

25.10.2020, 17:47 Uhr
Frustrierend: Der HC Erlangen und Jan Schäffer ärgerten sich vor allem über die Schiedsrichter.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Frustrierend: Der HC Erlangen und Jan Schäffer ärgerten sich vor allem über die Schiedsrichter.

Wie sich so ein Bundesliga-Geisterspiel anfühlt, hatten die Handballer des HC Erlangen schon vor ein paar Wochen beim Bergischen HC erlebt, wie sich die leere Arena Nürnberger Versicherung auf die eigene Leistung auswirken würde, das konnten sie natürlich nur erahnen. Seit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse waren die Heimspiele ja selbst gegen nicht ganz so namhafte Gegner gut besucht, gegen namhafte Gegner feierten der Verein und seine Fans regelmäßig rauschende Handballfeste.

Am Sonntag hatte sich so ein namhafter Gegner angekündigt. Ein rauschendes Fest wurde es nicht gegen die Rhein-Neckar Löwen - konnte es ja gar nicht, nachdem die Behörden keine Zuschauer zugelassen hatten, ein begeisterndes Bundesligaspiel wurde es trotzdem. Was vor allem daran lag, dass der HCE gegen das Spitzenteam aus Mannheim nicht nur mithalten konnte, sondern zumindest in der ersten Halbzeit regelmäßig in Führung lag.

Am Ende hieß es dennoch 20:26 (12:12) aus Sicht der Gastgeber, weil an diesem Tag offenbar nicht alle in der Arena Interesse hatten an einem bis zum Schluss spannenden Bundesligaspiel.

Das Feuer wird entfacht

Das mit der vermeintlich unterkühlten Atmosphäre hatte Carsten Bissel, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, am Tag davor noch zur Chefsache erklärt. Während auf der einen Seite des Feldes die Helfer Platz nahmen, um mit Trommeln, Klatschpappen und Tröten so viel Lärm wie möglich zu machen, wurden auf der anderen Seite die leeren Sitzschalen immerhin von einigen eilig angebrachten Werbebannern und Trikots verdeckt.

Zwei Wochen nach dem furiosen Heimauftakt gegen Melsungen mit Zuschauern, sorgte das dafür, dass die intensive Partie nicht von der Stimmung eines Bezirksoberligaspiels begleitet wurde. "Ich glaube, dass wir das Feuer aus der Mannschaft selber entfachen können", hatte Erlangens Trainer Michael Haaß angekündigt, tatsächlich glückte das seinen Spielern sehr gut.

Wie eine Warnung

Nach einem zerfahrenen Beginn, vielen Fehlern auf beiden Seiten und einem 0:3-Rückstand war der HCE angekommen. Sime Ivic brachte seine Mannschaft auf den Videowürfel, Nikolai Link, der anstelle von Petter Overby in die Startformation gerückt war, verkürzte auf 2:3 und Nico Büdel erzielte nach sieben Minuten den Ausgleich.

"Sie haben gezeigt, wie gut sie spielen können, aber auch wir haben das bereits." Auch diesen Satz hatte Michael Haaß vorab gesagt, es klang wie eine Warnung an den großen Favoriten, der in den vergangenen Jahren immer wieder Mühe hatte, wenigstens einen Punkt aus der Arena zu entführen.

Ferlin dreht auf

Dass zur Halbzeitpause auch diesmal ein Unentschieden auf der Anzeigetafel stand, hatte auch wieder mit dem hervorragend aufgelegten Klemen Ferlin zu tun. Erlangens Torwart parierte alleine vor dem Seitenwechsel zehn Bälle, das daraus resultierende Selbstvertrauen nutzte Hampus Olsson für die erste Erlanger Führung (6:5/13. Minute), Ivic konnte sie später sogar ausbauen: 8:6 (18.). Die Trommeln und Klatschpappen wurden lauter, erneut schien eine Sensation gegen die Rhein-Neckar Löwen greifbar.

Gegen Leipzig kam der zweimalige deutsche Meister zuletzt ziemlich unter die Räder. Das hatte offenbar Spuren hinterlassen, allerdings versammeln die Löwen natürlich genug Qualität, um zurückzuschlagen. Während Haaß erneut auf Steffen Fäth (Muskelfaserriss) und diesmal auch auf Antonio Metzner (muskuläre Probleme) verzichten musste, konnte Martin Schwalb jederzeit nachlegen.

Schiedsrichter rücken in den Vordergrund

Um sich bis Mitte der zweiten Halbzeit mit drei Toren abzusetzen (16:19/43.), brauchte es allerdings gar nicht die ganze Klasse des Favoriten. Statt Uwe Gensheimer oder Andy Schmid spielten sich zwei Männer in den Vordergrund, die bei jedem Spiel im besten Fall im Hintergrund bleiben. Während sich der HCE seine Überzahlsituationen hart erkämpfen musste, zückten Ramesh Thiyagarajah und Suresh Thiyagarajah auf der anderen Seite ihre Pfeifen schneller als ihr Schatten.

Für die Atmosphäre war das nicht abträglich, für die Siegchancen der Gastgeber natürlich schon. Die Gäste nutzten diese Phase nicht gnadenlos, aber doch einigermaßen souverän aus, Ferlin konnte nur noch selten glänzen und vorne fehlte nun immer wieder Kraft, um entsprechend dagegen zu halten. Zwar konnte Christopher Bissel ein wenig den Spielaufbau von Schmid stören, aber weil die Löwen nun immer besser ihren Kreisläufer-Koloss Rafael Baena einsetzten, durfte zehn Minuten vor Schluss Gensheimer dennoch per Siebenmeter für die Vorentscheidung sorgen: 18:22 (50.).

Eine weitere Sensation gegen die Rhein-Neckar Löwen war so unmöglich geworden. An der fehlenden Stimmung lag das allerdings nicht.

Erlangen: Link (5/1), Ivic (4), Firnhaber (3/2), Olsson (3/1), Overby (2/2), Jäger (2), Büdel (1/1).

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