Eishockey

Schnell, schneller, Gerard: Ist er der nächste Rohdiamant der Ice Tigers?

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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26.5.2023, 12:33 Uhr
Schnell - auf den Kufen und im Bartwuchs: Charlie Gerard.

© Frank Jansky/Icon Sportswire via www.imago-images.de Schnell - auf den Kufen und im Bartwuchs: Charlie Gerard.

Constantin Braun zählt zum Ältestenrat der Deutschen Eishockey Liga. Ludwig Byström hat in Schweden gespielt, in der American Hockey League und gehörte in den letzten vier Saisons zu den besten Verteidigern der finnischen Liga. Cole Maier war ein Jahr stellvertretender Kapitän bei den Manitoba Moose in der AHL. Den Wunsch seines Cheftrainers nach mehr Erfahrung hat Stefan Ustorf als Sportdirektor mit drei seiner vier bisherigen Neuverpflichtungen durchaus erfüllen können.

Dass die Ice Tigers künftig ohne Rekordspieler Patrick Reimer (Karriere-Ende), ohne Oliver Mebus (Düsseldorf) und Rick Schofield (Bozen) auskommen müssen, sollte man dann aber eher nicht in diese Gleichung miteinbeziehen.

Utah, Pennsylvania, Franken

Auch Charlie Gerard kommt mit Erfahrung nach Nürnberg. Der US-Amerikaner aus Rocky River in Ohio hatte an der Minnesota State University mit den aktuellen deutschen Nationalspielern Marc Michaelis und Parker Tuomie und dem eventuell künftigen Nationalspieler Julian Napravnik zusammengespielt.

Als Wanderer zwischen der American Hockey League und East Coast Hockey League hat er bei Colorado Eagles, bei den Utah Grizzlies, bei den Lehigh Valley Phantoms und den Reading Royals immer noch gehofft, sich doch noch einmal für die ganz große Show, für die NHL anzubieten. Nach einem weiteren persönlich sehr erfolgreichen Jahr in der ECHL aber hat er offenbar beschlossen, seine Karriere in Europa fortsetzen.

Mehr als ein Ersatz für Sheehy?

Mit der Empfehlung von 33 Toren und 76 Punkten in 62 Spielen soll er als Rechtsschütze in Nürnberg Tyler Sheehy ersetzen, der in Nordamerika ebenfalls nur in der ECHL produktiv war, sich bei den Ice Tigers aber zu einem verlässlichen Zwei-Wege-Angreifer in der DEL entwickelte. Wie die zunächst ähnlich unbekannten Gregor MacLeod (Köln) und Nick Welsh ist aber auch Sheehy (Straubing) weitergezogen. Trotz einer wirtschaftlich erfolgreichen Saison muss Ustorf innerhalb eines vergleichsweise engen finanziellen Rahmens kreativ agieren. Gerard ist der nächste Importspieler, dem in Nürnberg ein Sprungbrett aufgestellt wird.

Bei den Mavericks spielte Charlie Gerard mit späteren deutschen Nationalspielern zusammen.

Bei den Mavericks spielte Charlie Gerard mit späteren deutschen Nationalspielern zusammen. © Allan Sullivan/Imago Images

Bislang geschah das nicht zum Nachteil der Ice Tigers. Welsh, Sheehy, MacLeod und zuletzt Hayden Shaw nahmen die Verantwortung an und überzeugten in ihren Rollen. Beim 27 Jahre alten Gerard stimmen die Würdigungen, die ihm vorauseilen. Ehemalige Mitspieler beschreiben den 1,79 Meter großen Stürmer als außergewöhnlich schnell, die 33 Saisontreffer sollen sich vor allem durch seinen ausgeprägten Zug zum Tor erklären lassen. Auf sein Royals-Trikot wurde zudem das A des Assistenzkapitäns gestickt. Durch seinen beeindruckenden Bartwuchs wirkte er schon auf dem College älter als er eigentlich war.

"Er verfügt über einen hervorragenden Schuss, den er vor allem im Powerplay einsetzt. Wir freuen uns, dass er sich für Nürnberg entschieden hat und sind überzeugt davon, dass er gut in unser System passt“, ließ Ustorf ausrichten, der noch nach zwei Importspielern sucht, einem Verteidiger und einem Angreifer - mit Erfahrung oder schnellem Bartwuchs.