Sebastian Firnhaber: Gut gelaunt beim HCE

2.11.2020, 07:55 Uhr
„Wir haben von Anfang an die richtige Einstellung gezeigt“, sagt Sebastian Firnhaber über den Auftritt in Essen.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo „Wir haben von Anfang an die richtige Einstellung gezeigt“, sagt Sebastian Firnhaber über den Auftritt in Essen.

Den freien Sonntag nutzte Sebastian Firnhaber, um mit seiner Freundin ein wenig durch den Erlanger Meilwald zu spazieren. Dass dabei kontinuierlich dicke Regentropfen vom Himmel fielen, störte ihn nicht. "Von da, wo ich herkomme, bin ich ja schlechtes Wetter gewöhnt", sagt er, der in Buxtehude geboren und aufgewachsen ist.

Als er 2012 volljährig wurde, ist er nach Kiel gewechselt. Besser wurde da das Wetter eher nicht, dafür aber die Perspektive, Handball-Profi zu werden.

Süden statt Norden

Das ist Firnhaber recht gut gelungen, wobei er im vergangenen Jahr den Norden gegen den Süden getauscht hat, um ein richtiger Bundesligaspieler zu werden. Beim THW Kiel gab es ein Überangebot an talentierten Kreisläufern, beim HC Erlangen konnten sie einen wie ihn dagegen gut gebrauchen. Um sich weiterzuentwickeln, ist Spielzeit ist ganz entscheidend, sagt Firnhaber, "nur so kann man Erfahrung in den entscheidenden Situationen sammeln".

Dass er in den entscheidenden Situationen immer häufiger auch die richtigen Entscheidungen trifft, durfte Firnhaber, den seine Kollegen alle nur "Flamme" nennen, am Samstagabend in Essen beweisen. "Wir haben von Anfang an die richtige Einstellung gezeigt", sagt er am Tag danach über den 26:20-Erfolg.

Sieg im Bruder-Duell

Vor allem zeigte er von Beginn an die richtige Einstellung. Weil Petter Overby verletzt ausfiel, kam es in der Abwehr noch mehr auf ihn an. In der vierten Minute wurde er von den Schiedsrichtern mit Gelb verwarnt – Firnhabers Botschaft war eindeutig: keine einfachen Gegentore. Auf der anderen Seite durfte er nur wenige Sekunden später den ersten seiner vier Treffer an diesem Abend erzielen.

"Es wird kein Familienausflug", hatte Michael Haaß, sein Trainer, im Vorfeld gesagt. Der gebürtige Essener Haaß wollte damit die Ernsthaftigkeit unterstreichen, mit der er die Dienstreise antritt. Das galt natürlich auch für Sebastian Firnhaber, ein bisschen etwas von einem Familienausflug hatte es für ihn trotzdem. Lucas Firnhaber, sein drei Jahre jüngerer Bruder, spielt seit 2018 beim Tusem Essen. Einmal waren sie sich schon kurz im Pokal gegenüber gestanden, diesmal gab es das erste richtige Aufeinandertreffen.

"Wir haben eine sehr gute und sehr enge Beziehung, wir telefonieren häufig", sagt Sebastian Firnhaber, weshalb es vielleicht ganz gut war, dass er erst gar nicht in die Verlegenheit kam, seinen Bruder stoppen zu müssen. Lucas spielt im rechten Rückraum und erwischte am Samstag nicht seinen besten Tag, aber wenn, betont Firnhaber: "Dann hätte ich auch das professionell angehen müssen."

Im erweiterten DHB-Aufgebot

Wie professionell er das mit dem Handball angeht, ist nicht nur seinem Trainer in Erlangen aufgefallen. Der Bundestrainer hat Firnhaber für die beiden anstehenden Länderspiele in das erweiterte Aufgebot berufen. Das "i-Tüpfelchen" seiner Entwicklung nennt es Firnhaber, auch wenn ihm bewusst ist, dass die Nominierung auch eine Folge davon ist, aktuell zwei prominentere deutsche Kreisläufer verletzt sind.

Dass Alfred Gislason ihn oder seinen Kollegen Antonio Metzner unter der Woche tatsächlich benötigt, ist eher unwahrscheinlich, Flamme hält sich trotzdem bereit. Viel mehr als spazieren gehen ist also auch in den nächsten Tagen drin.

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