Sicherheit statt Basketball: Falcons handeln vorbildlich

6.1.2021, 10:48 Uhr
Unverständnis! Der Klub von Ralph Junge positionierte sich jüngst zur Corona-Demo in Nürnberg schnell und eindeutig.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Unverständnis! Der Klub von Ralph Junge positionierte sich jüngst zur Corona-Demo in Nürnberg schnell und eindeutig.

Am Sonntagabend waren sie wieder einmal die ersten. Nachdem hunderte Menschen in der Nürnberger Innenstadt weitgehend ungehindert trauernde Angehörige, verzweifelte Pflegekräfte und Ärzte verhöhnen durften, teilten die Nürnberg Falcons auf ihren Social-Media-Kanälen ein Video, das diesen beschämenden Irrsinn zeigte, und schrieben dazu: "Das ist nicht unser Nürnberg. Wir schämen uns für solche Szenen in der Stadt der Menschenrechte." Später zogen auch der 1. FC Nürnberg und die Ice Tigers nach - ebenfalls mit Statements in einer Klarheit, die man in diesen Tagen von kaum einem Politiker hörte.

Keine zwei Tage später zeigte sich dann erneut, warum auch die Mannschaft des Basketballzweitligisten einen besonders guten Grund hat, auf Corona-Leugner und -Verharmloser sauer zu sein. Kurz nach dem Spiel in Kirchheim (63:101) klagten zwei Spieler über Symptome, die man mit Covid-19-Erkrankungen in Verbindung bringt. Am Montag wurden die Spieler untersucht, in Absprache mit dem Gesundheitsamt getestet, woraufhin das Gesundheitsamt den Falcons am Dienstagmorgen empfahl, das für den Dienstagabend geplant Heimspiel gegen Schwenningen abzusagen und zu verlegen.

Nun kennt seit März 2020 jeder Mensch die einsetzende Panik nach jedem leichten Kratzen im Hals. Bei den Falcons aber weiß man genau, wie sich Covid-19 anfühlt. Nach einem Spiel gegen Hagen hatte sich Anfang November die komplette Mannschaft samt Trainer und Pressesprecher infiziert. Viele Krankheitsverläufe erwiesen sich danach keineswegs als harmlos, obwohl beinahe ausschließlich junge, gesunde und bestens trainierte Männer betroffen waren. Nach langer Pause stiegen die Falcons wieder ein, zunächst lange Zeit erstaunlich stark in Hagen, dann verständlich schwach in Kirchheim. "Wir sind noch weit weg und haben teilweise mit Nachwirkungen der Infektionen zu kämpfen", sagte Trainer Ralph Junge in einem Interview mit den Nürnberger Nachrichten.

Spiel in Karlsruhe fraglich

Das Hinspiel gegen Phönix Hagen ist mittlerweile Gegenstand einer Studie. Ob sich die beiden Spieler nun tatsächlich ein zweites Mal infiziert haben, ist noch nicht bekannt. Die Testergebnisse lagen am Dienstag noch nicht vor. "In der Verantwortung für die Sicherheit aller am Spiel Beteiligten haben sich das Gesundheitsamt und die Liga für eine Absage ausgesprochen", ließ Junge ausrichten. Planmäßig hätten sich die Falcons erst am Vormittag vor dem Spiel schnelltesten lassen müssen.

Laut Spielplan stünde das nächste Spiel am Samstag in Karlsruhe an. Erst die Testergebnisse werden zeigen, ob es stattfinden kann oder ob die Falcons erneut in Quarantäne müssen.

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