Spielen trotz Coronafall: Hockeyspieler des NHTC sind sauer

13.9.2020, 17:59 Uhr
"Einen Denkanstoß geben": NHTC-Kapitän Frederic Wolff (rechts).

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN "Einen Denkanstoß geben": NHTC-Kapitän Frederic Wolff (rechts).

Auf den ersten Blick war alles wie immer. Wer auf die Internetseite des Deutschen Hockeybundes klickt, sieht Jon Mechtold jubeln, um ihn herum schreien die Bundesligaspieler des Nürnberger HTC ihre Freude heraus. In der letzten Minute des Auswärtsspiels beim Großflottbeker THGC sicherte der Angreifer seiner Mannschaft am Samstagnachmittag zumindest noch einen Punkt.

Doch so richtig freuen konnten sich die Hockeyspieler des NHTC über das späte 1:1 in Hamburg nicht. Denn vor der Abreise in den Norden sah sich die Mannschaft genötigt, ihre Meinung kundzutun. Nach dem ersten Spielwochenende der Bundesliga Anfang September wurden zwei Spieler des NHTC, die nicht eingesetzt worden waren, positiv auf das Coronavirus getestet, drei weitere mussten deshalb in Quarantäne. Daraufhin ließ der Verein das gesamte Team testen – Ergebnis: negativ.

"Mindestens fünf Stammspieler"

Beim Ligakonkurrenten Harvestehude, bei dem die Nürnberger am Sonntag hätten spielen sollen, fielen hingegen Coronatests bei drei Spielern positiv aus, woraufhin das Hamburger Gesundheitsamt 13 Spieler und damit fast die gesamte Mannschaft des HTHC in Quarantäne schickte. An einen sportlichen Vergleich war spätestens da nicht mehr zu denken – auch wenn das Corona-Konzept des Deutschen Hockeybundes Spielabsagen erst dann gestattet, wenn fünf Stammspieler einer Mannschaft ausfallen würden.


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Deshalb musste der NHTC für ein Spiel nach Hamburg reisen, "uns wurde unmissverständlich von Seiten des Verbandes klar gemacht, dass eine Verlegung des Spieles nicht infrage kommt und wir anzutreten haben", schreibt die Mannschaft in einem Statement. "Die Frage hinsichtlich möglicher Risiken einer aufgrund der Inkubationszeit verzögerten Infektion wurde negiert." Zudem sei die Mannschaft "ursprünglich angewiesen" worden, "dass der vor jedem Spiel auszufüllende Fragebogen bei der Frage nach Kontakt mit positiven Fällen (wahrheitswidrig) mit "Nein" zu beantworten sei. Immerhin diese Weisung wurde zurückgenommen – gefolgt wären wir ihr im Übrigen ohnehin nicht."

Wegen der unsicheren Lage meldeten sich vor der Partie drei weitere Spieler des NHTC ab – zwei davon Ärzte, die mit Risikopatienten zu tun haben. "Es baut sich für uns das starke Gefühl auf, dass das Wohl der Spieler weniger zählt als das sogenannte "Premiumprodukt" Hockeyliga", heißt es in dem Schreiben. "Es scheint dem Protokoll der Liga zu entsprechen, dass Mannschaften antreten, die einen Verdachtsfall in ihrem Team aufweisen und damit sich und die Gegner in Gefahr bringen."

Jammern wollen sie beim NHTC nicht, "uns geht es nicht um eine mögliche Wettbewerbsverzerrung", sagt Kapitän Frederic Wolff. "Wir wollten einen Denkanstoß geben, dass das so langfristig nicht funktionieren kann, vor allem nicht in Richtung Spätherbst und Winter." Wie es jetzt weitergeht, ist offen, vom Verband hat sich bislang niemand gemeldet, so Wolff. "Wir als Spieler würden uns mehr Gehör und Flexibilität wünschen", hat er im Namen der Mannschaft geschrieben. "Denn dieser dynamische Prozess erfordert eine stete Neubewertung der Situation."

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