Elfmeter nach VAR-Einsatz

0:2 nach 24 Minuten: Kleeblatt geht im Heimspiel gegen Gladbach leer aus

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

9.4.2022, 17:22 Uhr
Es war ein ernüchternder Nachmittag für Jamie Leweling und seine Spielvereinigung - mal wieder.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Es war ein ernüchternder Nachmittag für Jamie Leweling und seine Spielvereinigung - mal wieder.

Vor dem Anpfiff dachten die Fans auf der Nordtribüne nochmal zurück. An den 23. Mai 2021, den Tag, an dem die Spielvereinigung in die Bundesliga aufstieg. Auf der Nordtribüne entrollten sie eine große Fahne, auf der Dickson Abiama mit anderen Fürthern oberkörperfrei jubelte - wie an jenem Sonntagnachmittag, als der Angreifer nach seinem entscheidenden Tor im Geisterspiel gegen Düsseldorf zu den jubelnden Menschen am Stadionzaun sprintete.

"Lange liefen die Emotionen ins Leere, dem Spiel fehlte die Seele", stand dazu auf einem großen Banner. Kurz darauf gesellten sich auf einer weiteren Fahne mehrere jubelnde Fans zu Abiama und seinen Kollegen, der Spruch "Wenn die Kurve nun wieder bebt, seht ihr, wovon der Fußball lebt" begrüßte die beiden Mannschaften um 15.30 Uhr im mit 13.900 Zuschauern mal wieder einigermaßen vollen Ronhof.

Dort jubelten dann aber vor allem die knapp 4000 Gladbacher, deren Mannschaft bereits nach 24 Minuten mit 2:0 führte und sich den Sieg bis zum Schlusspfiff auch nicht mehr nehmen ließ.

Fürths Trainer Stefan Leitl änderte seine Startelf im Vergleich zum Auswärtsspiel in Frankfurt (0:0) auf gleich vier Positionen. Für den schwer verletzten Marco Meyerhöfer verteidigte Simon Asta auf der rechten Seite, zudem rückte Sebastian Griesbeck nach seiner Erkältung wieder in die Fünferkette - und Luca Itter deshalb nach ganz links. Im Mittelfeld begann überraschend Julian Green für Tobias Raschl, im Angriff Jamie Leweling für Havard Nielsen.

Doch mit der neuen Aufstellung und gegen die zuletzt so starke Borussia kam das Kleeblatt zunächst überhaupt nicht zurecht. In der zweiten Minute kam Florian Neuhaus bereits aus elf Metern zum Abschluss, sein Versuch wurde aber gerade noch zur Ecke abgefälscht. Sekunden später köpfte Marcus Thuram den Ball in die Hände von Andreas Linde, in der sechsten Minute tanzte der Gladbacher Angreifer Bauer und Itter aus, scheiterte aber an Linde.

In der Folge verteidigten die Fürther teilweise in einem sehr defensiven 5-3-2, wobei die drei Mittelfeldspieler auf einer Linie standen. Besser wurde es aber nicht wirklich. Nach neun Minuten klärte Bauer vor Neuhaus, das 0:1 wäre da schon verdient gewesen. Erst nach einer Viertelstunde segelten erstmals zwei ungefährliche Hereingaben von Asta und Itter durch den Gladbacher Strafraum, dann jubelten die Gladbacher erstmals: Die Zuordnung in der Fürther Defensive stimmte nicht, Alassane Plea fand Marcus Thuram mit einem perfekten Pass in die Schnittstelle, sodass Thuram alleine vor Linde zum 0:1 treffen konnte (18.).

Kurz darauf zog Green aus 18 Metern ab, sein schwacher Schuss ging aber vorbei. Als sich der Fürther noch über die vergebene Möglichkeit ärgerte, wurde es wieder gefährlich im Fürther Strafraum. Gladbachs Stefan Lainer kam zu Fall und reklamierte heftig, doch Schiedsrichter Tobias Stieler ließ zunächst weiterspielen. Erst zwei Minuten später fasste sich der Mann in Rot ans Ohr, man sah wild gestikulierende Fußballer - und dann ein in die Luft gezeichnetes Viereck: Videobeweis.

Am TV-Bildschirm sah Stieler, dass offenbar sowohl Viergever als auch Tillman den Gladbacher am Fuß berührt hatten und entschied auf Elfmeter. Plea schnappte sich den Ball, Linde ahnte die Ecke, hatte aber keine Chance: 0:2 nach 24. Minuten. Damit war das Spiel entschieden - doch statt zu jubeln, besangen die Gästefans ihre Abneigung gegenüber dem DFB. Vier Minuten später lenkte der Fürther Torhüter einen Schuss von Koné gerade noch zur Ecke, 100 Meter weiter klärte Joe Scally vor Asta zur Ecke. Nach dieser kam Griesbeck frei zum Kopfball, zielte aber zu ungenau.

Wie sehr die Borussia den Fürthern überlegen war, sah man in der 36. Minute. Yann Sommer stürmte aus seinem Tor, wurde von zwei Fürthern angelaufen - schwanzte diese aber, wie man in Franken sagt, "afm Bierfilzla". Ein Schuss des sehr bemühten Leweling wurde gerade noch geblockt, kurz vor der Pause versuchte es Green erneut - und schoss meterweit drüber.

Pause. 0:2.

Gladbach lässt Fürth kommen

Nach Wiederanpfiff ließen die Gladbacher die Fürther erstmal kommen - gefährlich wurde es aber zunächst nicht. Einen Freistoß aus guter Position setzte Green in der 53. Minute einen Meter über das Tor - und als Max Christiansen den Ball stark eroberte, schickte sich Jamie Leweling selbst ins Laufduell mit Nico Elvedi, musste dann aber einsehen, dass so ein Sprint gegen einen routinierten Bundesliga-Verteidiger eher wenig Spaß macht. Ein paar Augenblicke später schnappte Hrgota dem besser postierten Itter im Fünfmeterraum den Ball weg, bei einer Hereingabe von Leweling war Yann Sommer zur Stelle (beide 58.).

Das Kleeblatt wollte nun den Anschlusstreffer erzwingen, um zumindest nochmal ein bisschen Spannung ins Spiel zu bringen. Doch in jeder Situation war es wieder die Mischung aus falschen Entscheidungen, technischen Fehlern und gutem Gladbacher Verteidigen, die diesen Plan zunichte machte. Nach 65 Minuten reagierte Stefan Leitl zum ersten Mal und brachte den lange verletzten Angreifer Jessic Ngankam für Simon Asta - und beorderte Jamie Leweling dafür auf die Rechtsverteidigerposition.

Torgefahr entstand aber auch danach zunächst keine - zumindest nicht vor dem Gladbacher Tor. Dafür vor dem Fürther, wo Linde einen Schuss von Thuram aber mit dem Fuß abwehrte (69.). Ein Kopfball von Ngankam ging kurz darauf knapp neben das Tor, beim Distanzschuss von Leweling hatte Sommer keine Probleme. Dann jubelten die Gäste zum dritten Mal: Neuhaus hatte Linde umkurvt und zum 0:3 getroffen, doch der Schiedsrichter verweigerte dem Tor die Anerkennung - offenbar, weil Thuram zuvor gefoult hatte.

Auch in der Schluss-Viertelstunde probierten die Fürther noch alles, den Willen konnte man ihnen nicht absprechen. Doch es reichte einfach nicht - an diesem Tag und über 34 Spieltage auch nicht in der Bundesliga. Leitl brachte noch Havard Nielsen für Green und Tobias Raschl für Tillman sowie später Afimico Pululu und Dickson Abiama (für Hrgota und Itter). Das Kleeblatt hatte in den letzten Minuten also fünf gelernte Angreifer auf dem Platz - doch auch das brachte nichts mehr.

Als der Schlusspfif erklang, da jubelte der Gästeblock lautstark. Auf der Nordtribüne erklang dasselbe Lied wie fast nach jedem Spiel: "Unser Kleeblatt, das wird niemals untergeh'n."

6 Kommentare