1:3 im Ronhof

Der nächste Tiefschlag: Schwaches Kleeblatt verliert gegen Hannover 96

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

3.9.2023, 15:23 Uhr
Schon wieder zum Verzweifeln: Simon Astas Fürther verlieren schon wieder.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schon wieder zum Verzweifeln: Simon Astas Fürther verlieren schon wieder.

Zwei Tage nach dem meteorologischen Herbstanfang entschied sich, ob der Sommer für das Kleeblatt noch ein bisschen weitergeht, ob in Fürth weiterhin die Sonne scheint - oder ob in der Länderspielpause die ersten dunklen Wolken über der Spielvereinigung aufziehen. Das empfindliche 0:5 in Berlin, die zweiten Auswärts-Niederlage der Saison, hatte die zarte Euphorie ja doch ziemlich gedämpft, das Wiedersehen mit Hannover 96 und Ex-Trainer Stefan Leitl am Sonntagnachmittag war deshalb schon früh in der Saison ein sehr wichtiges.

"Wenn wir das spielen, was die Truppe drin hat, dann kriegt Hannover große Probleme", hatte Leitls Nach-Nachfolger Alexander Zorniger am Freitag gesagt. "Wenn wir das nicht machen, kriegen wir große Probleme." Diese großen Probleme bekam das Kleeblatt dann tatsächlich, weil es erneut schlecht verteidigte, deshalb schon früh in Rückstand geriet - und so das sehr wichtige Heimspiel am Ende verdient mit 1:3 (0:2) verlor.

SpVgg Greuther Fürth: Zwei Änderungen in der Startelf

Bevor er sich wegen seiner Gelb-Roten Karte gesperrt auf die Tribüne verabschiedete, stellte Zorniger seine Startelf auf zwei Positionen neu auf - und änderte die taktische Herangehensweise. Anstelle von Luca Itter, der die ganze Woche über Bauchmuskelprobleme hatte, spielte Jomaine Consbruch, den laut Vereinsangaben kranken Marco Meyerhöfer ersetzte Kerim Calhanoglu. Während der 21 Jahre junge Neuzugang Meyerhöfers Platz auf der linken Abwehrseite einnahm, gab Consbruch den rechten Achter im 4-4-2 mit Mittelfeldraute.

Auffällig war in der Anfangsphase vor allem, wer Zornigers Platz als Cheftrainer an der Seitenlinie übernahm. Es war nicht der erfahrene Rainer Widmayer, der in der vergangenen Saison nach der Entlassung von Marc Schneider auch mal als Interimstrainer übernommen hatte, sondern Stefan Kleineheismann. Aus seiner Coaching Zone heraus sah der 35-Jährige die ersten zwei Versuche seiner Mannschaft. Branimir Hrgota schoss erst in die Arme von Ron-Robert Zieler (8. Minute) und setzte dann einen Freistoß aus 20 Metern über die Latte (11.)

Nach einem ganz akzeptablen Beginn verfiel das Kleeblatt allerdings in die gleiche Lethargie und Passivität wie beim 0:5 in Berlin. Nach einer Seitenverlagerung spielten die Gäste ohne wirklichen Gegnerdruck in den Strafraum, wo der Ex-Fürther Havard Nielsen unbedrängt nach links auf Jannik Dehm legen konnte, dessen Flanke Nicolo Tresoldi, ebenso unbedrängt, im Fünfmeterraum über die Linie drücken konnte (16.). Sechs Minuten später fühlte sich erneut niemand in Weiß-Grün fürs Verteidigen zuständig, sodass Derrick Köhn den Ball mithilfe der Unterkante der Latte zum 0:2 ins Tor schießen konnte (22.).

Auf den Rängen wurde die Unruhe nach dem ernüchternden Start mit jeder Minute größer - und unten auf dem Rasen schienen alle Spieler an sich zu zweifeln - und an der Gesamtsituation zu verzweifeln. Offensiv gelang den Fürthern nun gar nichts mehr, die meisten Bälle landeten langgeschlagen irgendwo beim Gegner, der nun natürlich erstmal in aller Ruhe warten konnte, was die Fürther so anbieten. Das war lange Zeit erschreckend wenig, vor der Pause aber passierte doch mal etwas vor dem Hannoveraner Tor.

Nach einem missglückten Schussversuch von Dennis Srbeny (40.) und einem zur Ecke abgewehrten Schüsschen von Lemperle (41.) kam zweiterer kurz vor der Pause komplett frei zum Kopfball, brachte den Ball aber nicht an Zieler vorbei ins Tor - Consbruchs Nachschuss wurde noch von einem Hannoveraner auf der Linie geklärt (44.). Kurz darauf war Pause. Die 10.091 Menschen im Ronhof nahmen den Halbzeitpfiff beinahe apathisch hin, sie schienen schockiert von diesem defensiv schwachen und weitgehend ideenlosen Auftritt ihrer Mannschaft.

Die kam personell unverändert, aber mit neuem Mut aus der Kabine. 16 Sekunden nach Wiederanpfiff versuchte es Srbeny zum ersten Mal, bereite Zieler aber mit seinem Schüsschen keine Probleme. Doch in der 49. Minute fasste sich Julian Green aus 22 Metern ein Herz und haute den Ball mithilfe des Innenpfostens zum 1:2 ins Tor. Wenige Augenblicke später rettete Jonas Urbig stark im Eins-gegen-Eins gegen den Ex-Nürnberger Cedric Teuchert, der aber ohnehin im Abseits gestanden war.

Die Fürther machten nun weiter Druck und wollten den Ausgleich erzwingen. Srbeny warf sich in einen Schuss von Consbruch, von seinem Bauch aber prallte der Ball ins Aus - doch dann jubelten erneut die Gäste. Fabian Kunze gewann bei einem weiten Einwurf das entscheidende Kopfballduell, sodass Ex-Nationalspieler Marcel Halstenberg den Ball aus kurzer Distanz und erstaunlich frei an Urbig vorbei ins Tor köpfen durfte (57.). In der 63. Minute reagierte Kleineheismann erstmals: Für Calhanoglu kam Oualid Mhamdi, für Consbruch Lukas Petkov - der wenig später aus der Distanz nur das Außennetz traf.

SpVgg Greuther Fürth: Dritte Niederlage im fünften Saisonspiel

Nachdem es danach aber kaum besser wurde und den Fürthern die Zeit davon lief, brachte der Ersatz-Cheftrainer 20 Minuten vor Schluss zwei frische Angreifer: Dickson Abiama und Armindo Sieb übernahmen im Angriff für Srbeny und Lemperle - mehr gelang dem Kleeblatt aber auch danach nicht. Abiama schoss in der 76. Minute weit vorbei, eine wirkliche Schlussoffensive, ein kollektives Aufbäumen gegen die drohende Niederlage, war nicht zu sehen. So liefen die Minuten von der Uhr, die wenigen Fans, die noch Mut verspürten, sangen unentwegt weiter, durften aber nicht mehr jubeln.

Bei einem aussichtsreichen Schuss von Green hielt Phil Neumann seinen Kopf hin und klärte zur Ecke - die nichts einbrachte (85.). Ansonsten geschah erstaunlich wenig, in der 89. Minute schoss Abiama nochmal weit am Hannoveraner Tor vorbei. Nachdem auch die fünfminütige Nachspielzeit nichts mehr einbrachte, besiegelte Schiedsrichter Timo Gerach mit seinem letzten Pfiff die nächste Niederlage des Kleeblatts - das nun mit 1:8 Toren und null Punkten aus den letzten beiden Partien in die Länderspielpause geht. Danach steht das Derby in Nürnberg an - das für die Fürther nach drei Niederlagen in fünf Spielen schon richtungsweisend wird.

19 Kommentare