Abschied aus Fürth?

"Die Frage ist, was das Beste ist": Kleeblatt-Trainer Stefan Leitl über seine Zukunft

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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6.4.2022, 06:00 Uhr
Daumen hoch fürs Kleeblatt? Stefan Leitl will sich "Gedanken machen".

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Daumen hoch fürs Kleeblatt? Stefan Leitl will sich "Gedanken machen".

Der Parkplatz vor dem Trainingsgelände des Kleeblatts ist am Dienstagvormittag leer. An anderen Standorten würden sich nach einer solchen Nacht, nach all der Aufregung am Morgen, die Journalisten drängen. In Fürth aber steht Stefan Leitl bei der ersten Einheit dieser Woche fast alleine im kalten Wind und treibt seine Spieler an. Lobt, wenn er etwas gut findet - und wird laut, wenn ihm etwas nicht gefällt.

So, wie er das seit mehr als drei Jahren macht. Aufregung? Nicht in Fürth. Und das, obwohl der Trainer der Spielvereinigung im Sommer zu einem anderen Verein wechseln wird. Zumindest musste man das annehmen, wenn man die Berichterstattung der Bild-Zeitung verfolgte. "Noch nicht verkündet!", schrieb das Boulevard-Medium online. "Bundesliga-Trainer verlässt seinen Klub."

Demnach würde Leitl "den Noch-Bundesligisten im Sommer fast sicher verlassen", er solle "den Klub-Verantwortlichen sogar schon mitgeteilt haben, dass er kommende Saison woanders arbeiten möchte." Das klang nach einer bevorstehenden Trennung, von der Leitls Chef bislang aber nichts weiß. "Das ist mitnichten so, das kann ich nicht bestätigen", sagte Geschäftsführer Rachid Azzouzi auf Nachfrage.

Er hatte ja selbst in den dunkelsten Momenten seinem Trainer demonstrativ den Rücken gestärkt. Eine Diskussion über Leitl gab es beim Kleeblatt nie - auch nicht, als die Mannschaft im Sommer und Herbst 2021 einfach nicht mehr aufhörte zu verlieren. "Wir haben in dieser Saison immer zum Trainer gestanden", erinnert sich der 51-Jährige. "Ich glaube schon, dass er das einordnen kann. Stefan weiß, was er an unserem Verein hat."

Das weiß Leitl tatsächlich. In Interviews und Gesprächen hat er immer wieder betont, wie wohl er sich in Fürth fühlt. Dass es außergewöhnlich ist, dass er in dieser schnelllebigen Branche drei Jahre lang bei einem Verein arbeiten darf. Dass er, geht es nach seinem Chef, auch bis zu seiner Rente in Fürth arbeiten dürfte. Dennoch ist Rachid Azzouzi bewusst, dass der Tag kommen wird, an dem Stefan Leitl weiterzieht, an dem er den vielzitierten nächsten Schritt macht. Weg aus Fürth, hin zu einem größeren Verein.

Laut der Bild-Zeitung soll Leitls Name auf einer "internen Kandidatenliste" beim FC Schalke stehen und auch Hertha BSC Interesse bekundet haben. Genauso, wie im vergangenen Sommer nach dem Aufstieg in die Bundesliga Werder Bremen beim Fürther Trainer angeklopft hatte. Wenn man Stefan Leitl nach dem Vormittagstraining auf die vielen Medienberichte, auf all die Geschichten rund um seine Person, anspricht, bleibt er ganz entspannt.

"Rachid und ich sind im offenen und ehrlichen Austausch", sagt Leitl, es ist eine Formulierung, die auch Azzouzi immer wieder gerne wählt. "Hier wird nichts verheimlicht. So kommunizieren wir alle miteinander seitdem ich hier bin." Gespräche mit Schalke, Hertha oder anderen Vereinen hätte es nicht gegeben, betont der Trainer, "Stand jetzt" sei er auch über den Sommer hinaus beim Kleeblatt. Er und Azzouzi führten "Gespräche über die neue Saison, über die Zukunft und natürlich auch über meine Zukunft", so Leitl. "Deshalb gibt es von unserer Seite nichts zu kommunizieren."

Gemeinsam haben sie ja längst begonnen, die Mannschaft der Zukunft zu planen. Mit Tobias Raschl kam im Winter ein "junger und hochtalentierter" Spieler, der perfekt in Leitls Idee von Fußball passt - auch wenn der Trainer betont, dass die Fürther "nicht nur Spieler nach Gusto des Trainers" verpflichten, "sondern auch aufgrund einer Art und Weise, wie man Fußball spielen möchte".

Je länger man sich mit Stefan Leitl unterhält, je genauer man zuhört, desto mehr wird klar, dass noch gar nichts entschieden ist. "Jeder Sportler hat Ambitionen, für sich persönlich das Beste herauszuholen", so Leitl. "Die Frage ist, was das Beste ist." Immer weiter nach oben? Oder doch einen Verein prägen wie Christian Streich in Freiburg? "Das ist auch eine Richtung, in die es gehen kann", sagt der Trainer. "Deswegen darf ich mir da noch ein bisschen Zeit lassen, mir meine Gedanken zu machen."

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