"Keine Kopie von Stefan"

Die schwierigste aller Entscheidungen: Fürth-Boss Azzouzi zur Trainersuche

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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3.5.2022, 06:00 Uhr
Daumen hoch nach Tagen der Enttäuschung: Fürths Geschäftsführer Rachid Azzouzi ist voller Tatendrang.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Daumen hoch nach Tagen der Enttäuschung: Fürths Geschäftsführer Rachid Azzouzi ist voller Tatendrang.

Die vielen Enttäuschungen der vergangenen Tage hat Rachid Azzouzi inzwischen überwunden. Am Montagvormittag ist der Geschäftsführer des Kleeblatts gut gelaunt, auch wenn er weiß, dass nach einer anstrengenden und kräftezehrenden Saison sehr anstrengende Wochen vor ihm liegen. Er muss ja nicht nur eine Mannschaft für die zweite Bundesliga zusammenstellen, sondern auch den Mann suchen, der diese anleitet und weiterentwickelt.

"Es war immer klar, dass das passieren kann", sagt Azzouzi zum Abschied von Trainer Stefan Leitl, der, wie man aus Hannover hört, seine Ausstiegsklausel noch rechtzeitig gezogen hat und bei 96 demnächst einen Vertrag bis 2025 unterschreiben wird. "Ich habe bis zuletzt gehofft, dass er bleibt, weil wir alle um ihn gekämpft haben." Die Geschäftsführung, die Gremien, sie alle hätten gerne langfristig mit dem Aufstiegstrainer weitergearbeitet. "Wir waren sehr zufrieden mit der Zeit, die wir mit dem Trainer erlebt haben", betont Azzouzi, "das wird auch für immer bleiben, egal, wie es jetzt gelaufen ist."

Deshalb wünscht sich der Geschäftsführer am Samstag (15.30 Uhr) beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund auch einen "guten Abschied" für Leitl und dessen Assistenten Andre Mijatovic. "Wir haben gemeinsam das wiederbelebt, was diesen Verein ausmacht und schönen, attraktiven Fußball gespielt", sagt der 51-Jährige. "Wir stehen für eine Philosophie."

Diese Philosophie soll der neue starke Mann bestmöglich weiterführen und dafür sorgen, dass der berühmte Fürther Flachpass die Menschen im Ronhof auch in Zukunft begeistert. "Es geht nicht darum, eine Kopie von Stefan zu bekommen, sondern unseren Weg konsequent weiterzugehen", sagt Azzouzi. "Ich glaube, dass es für sehr viele Trainer interessant ist, bei der Spielvereinigung zu arbeiten."

Deshalb führt der Geschäftsführer derzeit intern wie extern sehr viele Gespräche, "um vieles abzuklopfen". Bei der Suche nach dem Neuen ist Azzouzi "komplett offen", er will sich nicht festlegen, ob es wieder ein junger und ambitionierter Trainer wird wie 2019 Stefan Leitl oder doch ein erfahrener Mann. "Es ist nicht wichtig, was der Trainer für einen Namen hat, sondern was er bereit ist, zu investieren", so Azzouzi. "Er muss die Voraussetzungen, die wir haben, annehmen."

Wer auch immer auf Stefan Leitl folgt, muss also wissen, dass er beim Kleeblatt nur mit einem begrenzten Budget arbeiten kann, dass er junge Spieler weiterentwickeln und dann womöglich auch wieder ziehen lassen muss. Den richtigen Mann zu finden, der für attraktiven Fußball steht, gut mit jungen Spielern kann und der Lust auf einen Neuanfang hat, ist eine Aufgabe, bei der Rachid Azzouzi nichts überstürzen will. "Die Trainerentscheidung", sagt er, "ist die schwierigste, die man als Verantwortlicher treffen muss."

Die klare Philosophie ist ihm dabei eine Hilfe, weil er im Transfersommer keine Spieler holen muss, die ein neuer Trainer für sein favorisiertes Spielsystem braucht - sondern einen Trainer sucht, der zur Idee und zum Kader passt. "Der Verein muss den Weg vorgeben und einen Trainer suchen, der diesen Weg mitgeht", sagt Azzouzi.

Einen Weg, der nicht zwingend direkt wieder in die erste Bundesliga führt. "Es ist nicht ratsam zu sagen, dass wir als Absteiger der Favorit sind", findet Azzouzi. "Es geht immer erstmal um Stabilität, wenn man runtergeht. Wir werden einen Umbruch haben, was viel Neues bedeutet. Trotzdem sind wir ambitioniert und wollen eine gute Saison spielen."

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