Stehplatzverbot gilt weiter

Gespräche statt Klage: Bayerns Profiklubs kämpfen für vollere Stadien

24.8.2021, 17:05 Uhr
5890 Fans durften am Samstag im Ronhof dabei sein, im September dürfen es zumindest 6700 sein.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink 5890 Fans durften am Samstag im Ronhof dabei sein, im September dürfen es zumindest 6700 sein.  

Die deutsche Politik sorgt bisweilen für besonders schöne Wortneuschöpfungen, vor allem wenn sie mehrere solcher Begriffe kombiniert. Die "Änderungsverordnung zur 13. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung" ist so ein sprachliches Kunstwerk, an das vor zwei Jahren noch niemand zu denken vermochte. Im August 2021, nach eineinhalb Jahren Pandemie, aber gehören Ungetüme wie diese ganz selbstverständlich zum politischen Diskurs - und auch zum Fußball.

Der hat in all den Jahren ja auch seine ganz eigene Sprache entwickelt, mit abkippenden Sechsern und anderen Fachbegriffen. Derzeit aber reden viele im Fußball, ob nun Fans oder Verantwortliche, beinahe täglich über Hygienekonzepte, Impfnachweise und rechtliche Vorgaben. Die Freude, dass nach Monaten der Geisterspiele überhaupt wieder Fans in die Stadien dürfen, ist überall groß - in anderen Bundesländern aber bedeutend größer als in Bayern.

Denn auch nach der "Änderungsverordnung zur 13. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung", die am Montag in Kraft trat, gelten dort noch strengere Regeln als in allen anderen Bundesländern. Die zuletzt so heftig kritisierte Vorgabe, wonach die Klubs im Freistaat ihre Stadien nur zu 35 Prozent und mit maximal 20.000 Zuschauern auslasten dürfen, während andernorts 50 Prozent um 25.000 erlaubt sind, ist zwar vom Tisch, doch andere Einschränkungen bestehen weiter.

Unter anderem gilt weiterhin ein Stehplatz- und Alkoholverbot in den Stadien, außerdem muss auf allen Plätzen der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Das sorgt dafür, dass die Spielvereinigung Greuther Fürth beispielsweise weiterhin nicht mal annähernd 50 Prozent aller verfügbaren Plätze verkaufen kann. Zum Heimspiel gegen Wolfsburg am 11. September dürfen demnach nur 6700 Menschen in den Ronhof - und damit knapp 800 mehr als zuletzt gegen Bielefeld.

"Das entspricht 36 Prozent unserer Gesamtkapazität", sagt Fürths Geschäftsführer Holger Schwiewagner: "50 Prozent hört sich auf dem Papier besser an, als es in Wahrheit ist. Mit dem weiterhin gültigen Stehplatzverbot wird diese Zahl unter Wahrung von Abständen nicht erreicht werden können." Wie es nun weitergeht, ist offen. "Wir werden uns nach wie vor dafür einsetzen, dass für eine nationale Liga auch bundeseinheitliche Regeln gelten", sagt Schwiewagner, "zumal der deutsche Fußball und auch andere Großveranstalter gezeigt haben, dass sie verantwortungsbewusst und mit ausgeklügelten Konzepten für sichere Veranstaltungen sorgen können."

Wie genau dieses Einsetzen aussieht, ist aber offen. Die bayerischen Fußball-Bundesligisten hatten zuletzt ja ein juristisches Gutachten erstellen lassen, das ihnen gute Chancen bei einer möglichen Klage gegen die Sonderregeln im Freistaat einräumt. Es geht unter anderem um den Gleichheitsgrundsatz und die Verhältnismäßigkeit. Dennoch werden die Vereine nicht sofort vor den Verwaltungsgerichtshof ziehen.

"Wir präferieren, weiterhin in Gesprächen mit der Politik zu sein", heißt es von Fürther Seite. Die hätten zumindest dafür gesorgt, dass die Stadien inzwischen unabhängig der Inzidenz mit (theoretisch) 50 Prozent ausgelastet werden dürfen. Beim Nachbarn in Nürnberg sind sie derzeit noch ein bisschen defensiver - auch weil die ersten beiden Heimspiele dieser Zweitliga-Saison gezeigt haben, dass die maximale Zuschauerzahl bei einer 35-prozentigen Auslastung (17.500) nicht annähernd ausgeschöpft wurde. Man befinde sich weiterhin im Austausch mit den anderen Vereinen und sei "auf alles vorbereitet", sagte eine Sprecherin.

Auch in anderen Sportarten ist man mit der aktuellen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nicht einverstanden. Nach Informationen dieses Medienhauses werden sich Vertreter der bayerischen Profivereine aus dem Eishockey, dem Handball und dem Basketball auf Initiative des HC Erlangen am Freitag in Nürnberg gemeinsam dazu äußern. Sie prangern kurz vor Saisonbeginn einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber den Klubs aus anderen Bundesländern an, der für einige Vereine schwerwiegende finanzielle Folgen haben dürfte.

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