3:0 in der Regionalliga Süd

Heute vor 25 Jahren: Als das Kleeblatt in die zweite Liga zurückkehrte

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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11.5.2022, 06:00 Uhr
Nach dem Aufstieg durfte Torhüter Günter Reichold fleißig Autogramme geben.

© Günter B. Kögler, NN Nach dem Aufstieg durfte Torhüter Günter Reichold fleißig Autogramme geben.

Der Sehnsuchtsort lag knapp 600 Kilometer nördlich. Als Frank Türr am 11. Mai 1997 zum 1:0 gegen die SG Egelsbach traf, da träumten die knapp 3800 Zuschauer von einer Reise ins Emsland. "Wir wollen nach Meppen fahren", sangen die Fans, später schickten sie, wie in der "Kleeblatt-Chronik" nachzulesen ist, "eine 'La Ola' nach der anderen" durch den Ronhof. In der zweiten Hälfte trafen Godfried Aduobe und Alexander Dürr noch und schossen das Kleeblatt damit in die zweite Liga.

Das 3:0 gegen die Fußballer aus Südhessen, die am Ende der Saison aus der Regionalliga Süd abstiegen, sorgte aber nicht für große Jubelstürme. Der damalige Beobachter notierte eine "schwache Vorstellung in der zweiten Hälfte", zudem war ja seit Wochen klar gewesen, dass die Fürther neben dem 1. FC Nürnberg aufsteigen würden. Die verhaltene Feier störte vor allem den Trainer, der seine Mannschaft zu diesem Erfolg geführt hatte. "Nun freut euch doch mal alle richtig", sagte Armin Veh auf der Pressekonferenz. "Wir sind aufgestiegen!"

Es war ja nicht irgendein Aufstieg, sondern der erste der Spielvereinigung Greuther Fürth. Die war ein Jahr zuvor durch den Beitritt der Fußball-Abteilung des TSV Vestenbergsgreuth zur SpVgg Fürth entstanden. Die traditionsreiche Spielvereinigung war 1983 aus der zweiten Bundesliga abgestiegen und vier Jahre später sogar in die viertklassige Landesliga abgestürzt. Erst 1994 kehrte das Kleeblatt, gemeinsam mit dem Dorfklub aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, in die neugegründete Regionalliga Süd zurück.

Dort stießen allerdings beide an ihre Grenzen - die Fürther vor allem wirtschaftlich, der TSV infrastrukturell. Nach zwei Jahren als Gegner entschlossen sich die Verantwortlichen beider Vereine für eine gemeinsame Zukunft. Mit sieben Fürthern, sieben Greuthern und sieben externen Zugängen ging das neue Konstrukt 1996 den Aufstieg in den Profifußball an - und schaffte diesen gleich in der Premieren-Saison.

Helmut Hack, der Mann hinter dem damaligen Erfolg der Fußballer aus Greuth, sollte die neue Spielvereinigung später für lange Jahre prägen. Unter seiner Führung entwickelte sich der zuvor finanziell und sportlich strauchelnde Traditionsverein zu einem soliden und gesunden Zweitligisten, der sich Jahr für Jahr weiter nach oben arbeitete. In den vergangenen 25 Jahren verließ das Kleeblatt die zweite Liga nur zweimal - 2012 und 2021 in die Bundesliga.

107 Punkte Vorsprung

Von dort kehren die Fürther nach dem abschließenden Auswärtsspiel beim FC Augsburg am kommenden Samstag wieder in ihre gewohnte Umgebung zurück. Sie tun das als Tabellenführer der ewigen Tabelle der zweiten Bundesliga. Mit 1667 Punkten führt das Kleeblatt die Rangliste mit 107 Zählern Vorsprung vor dem FC Sankt Pauli an, den Spitzenplatz dürfte die Spielvereinigung so schnell also nicht verlieren. Auch, weil einige ehemalige Weggefährten aus früheren Tagen inzwischen den Anschluss verloren haben. Alemannia Aachen (3.) und Fortuna Köln (5.) kicken in der vierten, die Stuttgarter Kickers (8.) sogar in der fünften Liga.

Auf ihre Reise an den Sehnsuchtsort mussten die Fans damals übrigens lange warten. Erst mehr als ein Jahr nach dem Aufstiegsspiel, am 21. Mai 1998, gastierte die Spielvereinigung beim SV Meppen. Am 32. Spieltag der ersten Zweitliga-Saison verloren die Fürther mit 1:2 - und Trainer Benno Möhlmann war so sauer, dass er seinen Urlaub bei der Familie in Bremen abbrach und zwei Straftrainings ansetzte.

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