Offensive in der Krise

Kaum noch Chancen, kaum noch Tore: Was ist los mit dem Angriff des Kleeblatts?

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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7.4.2024, 21:16 Uhr
Es ist zum Verzweifeln: Schon seit sieben Spielen wartet Branimir Hrgota auf ein Tor.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Es ist zum Verzweifeln: Schon seit sieben Spielen wartet Branimir Hrgota auf ein Tor.

In der 78. Spielminute hat Dennis Srbeny die große Möglichkeit auf den Anschlusstreffer: Nach Vorlage von Popp holt der Angreifer fünf Meter vor dem Tor zum Schuss aus und muss eigentlich zum 1:2 treffen. Doch Srbeny gerät in Rücklage und haut den Ball nicht in, sondern über den Kasten. Die Szene sollte allen, die es mit der Spielvereinigung halten, zu denken geben: Nicht nur, weil ein Angreifer eine Chance von derartiger Qualität im Gehäuse unterbringen sollte. Sondern auch, weil es eine von nur zwei klaren Tormöglichkeiten war, die sich das Kleeblatt in den 90 Minuten an der Bremer Brücke herausspielen konnte.

Verloren hat das Kleeblatt die Partie natürlich in der Defensive. Beim 0:1 befand sich die Hintermannschaft im kollektiven Tiefschlaf, vor dem 0:2 leistete sich Oussama Haddadi - einmal mehr in dieser Saison - einen kapitalen Aussetzer. Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass die Spielvereinigung auf den frühen Rückstand kaum Antworten fand: Das Offensivspiel fand in der ersten Halbzeit kaum statt, im zweiten Durchgang ergaben sich trotz intensiver Bemühungen zu wenige klare Torgelegenheiten. Alexander Zorniger brachte das Problem nach dem Spiel auf den Punkt: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir in Positionen waren, wo wir sagen: 'Jetzt machen wir das Tor'". Unweigerlich drängt sich die Frage auf: Was ist los mit dem Fürther Angriff?

Sieb und Hrgota auf der Suche nach der Form

Eigentlich hat die Spielvereinigung zwei zuverlässige Torschützen im Kader: Armindo Sieb gelangen im bisherigen Saisonverlauf neun Treffer, alleine in den ersten sechs Partien der Rückrunde traf der junge Angreifer sechsmal, darunter doppelt im Derby gegen den 1. FC Nürnberg. Doch seit mittlerweile fünf Partien wartet Sieb auf einen neuerlichen Torerfolg. Bei Branimir Hrgota, der in dieser Spielzeit immerhin bereits achtmal traf, ist die Durststrecke sogar noch länger: Sieben Partien in Folge hat der Kapitän nicht mehr getroffen.

Eigentlich sollten Sieb und Hrgota die Last des Toreschießens nicht alleine auf ihren Schultern tragen, schließlich hat das Kleeblatt noch vier weitere Stürmer im Kader. Doch Tim Lemperle gelangen gerade einmal vier Treffer in der laufenden Saison, in der Rückrunde konnte der vom 1. FC Köln ausgeliehene Stürmer noch gar nicht einnetzen. Dennis Srbeny, eigentlich als Ersatz für den nach Kaiserslautern abgewanderten Ragnar Ache geholt, kann die hohen Erwartungen überhaupt nicht erfüllen, lediglich ein Tor erzielte er bislang. Zwar hatte der Ex-Paderborner durch seine Verletzung am ersten Spieltag einen äußerst unglücklichen Einstand und musste sich erst wieder zurückkämpfen, mittlerweile ist er aber längst wieder fit - und kommt trotzdem nicht über den Status eines Edeljokers hinaus. Lukas Petkov ist weiterhin ohne Tor, ebenso wie der junge Leander Popp, der bislang aber mehrheitlich in der U23 zum Einsatz kommt.

Es fehlt an klaren Chancen

Wohl und Wehe des Fürther Angriffs hängen also doch von Hrgota und Sieb ab. Deren Torflaute ist möglicherweise das Produkt persönlicher Leistungstiefs, doch es gibt auch eine andere, weitaus greifbarere Erklärung: Schon seit Wochen erarbeitet sich das Kleeblatt zu wenige klare Torchancen. Waren die Niederlagen gegen St. Pauli, Hannover 96 und Hertha BSC noch zum Teil auf das Auslassen bester Gelegenheiten zurückzuführen, blieb die Spielvereinigung gegen den KSC, Hansa Rostock und den VfL Osnabrück sprichwörtlich fast chancenlos.

Ein Blick auf die xGoals-Statistik untermauert die Erkenntnis: Im ligaweiten Vergleich verharrt das Kleeblatt in der Statistik der erwartbaren Tore pro Partie im hinteren Mittelfeld - ein enttäuschender Wert, vor allem wenn man bedenkt, dass die Spielvereinigung zwischenzeitlich munter im Rennen um den Aufstieg mitmischte. Und wenige Torchancen bedeuten, dafür muss man kein Mathematiker sein, meist auch wenige Tore. So ist es wenig verwunderlich, dass es mittlerweile nur noch vier Mannschaften in der Liga gibt, die in dieser Saison weniger Treffer als das Kleeblatt erzielt haben.

"Jetzt gerade haben wir immer noch 39 Punkte, da hängen wir fest, schon seit viel zu langer Zeit. Daran werden wir weiter arbeiten", versprach Zorniger auf der Pressekonferenz nach der Niederlage in Osnabrück. Tatsächlich sollte seine Mannschaft schleunigst zusehen, die 40-Punkte-Marke zu knacken. Denn spätestens seit diesem Sonntagnachmittag sollte das Kleeblatt wissen, wie leidenschaftlich die Vereine im Tabellenkeller um den Ligaverbleib kämpfen. Gut möglich also, dass die Spielvereinigung doch noch den ein oder anderen Zähler benötigt, um sicher die Klasse zu halten. Und für Punkte braucht es Tore - es wird also Zeit, dass das Kleeblatt wieder Leben in sein Offensivspiel bringt.

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