Seit vielen Jahren Erstligist

Klopp, Glück, gute Arbeit: Wie der FSV Mainz 05 dem Kleeblatt enteilte

27.8.2021, 06:00 Uhr
Als Mainz und das Kleeblatt noch auf Augenhöhe waren: Im Sommer 1998 verteidigte der heutige Welttrainer Jürgen Klopp für den FSV gegen Fürths Martin Meichelbeck.  

© imago/Sämmer Als Mainz und das Kleeblatt noch auf Augenhöhe waren: Im Sommer 1998 verteidigte der heutige Welttrainer Jürgen Klopp für den FSV gegen Fürths Martin Meichelbeck.  

Der Tag, an dem sich die Wege trennten, war ein historischer. Am 17. Mai 2009 gewann der FSV Mainz 05 zum ersten Mal ein Spiel im Fürther Ronhof, eine Woche und ein 4:0 gegen Oberhausen später feierten alle Mainzer eine große Party. Der Sieg beim Angstgegner in Fürth hatte den Weg zum zweiten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte geebnet - während die Spielvereinigung den Sprung nach oben verpasste und die Saison mal wieder auf dem fünften Tabellenplatz abschloss.

Für die Mainzer hingegen waren die beiden Spiele im Mai 2009 bis heute die letzten in der zweiten Bundesliga. 2004 waren sie mit einem jungen Trainer, der drei Jahre zuvor aus der Not heraus eingesprungen war, schon mal in die erste Liga aufgestiegen. Unter Jürgen Klopp, dem einstigen Verteidiger des FSV, hielten sich die Mainzer zwei Jahren in Liga eins - und scheiterten nach dem Abstieg dramatisch am Wiederaufstieg. Klopp entschied sich im Sommer 2008, zu Borussia Dortmund zu wechseln - und wurde mit dem BVB drei Jahre später Deutscher Meister.

Der Name Klopp ist einer, auf den man schnell stößt bei der Suche nach Antworten. Nach einer Erklärung, warum die Mainzer ihren einstigen Angstgegner aus Fürth, gegen den sie 15 von 22 Zweitligaspielen verloren hatten, überholt und mit jedem Bundesligajahr ein bisschen mehr abgehängt haben. Man stößt aber auch auf den Namen Thomas Tuchel, der ebenfalls in Mainz seine Trainerkarriere begann und vor ein paar Monaten mit dem FC Chelsea die Champions League gewann.

Fragt man Rachid Azzouzi, den Geschäftsführer der Spielvereinigung, hat der eine andere Erklärung für den Mainzer Höhenflug. "Das alles Entscheidende war der Zeitpunkt", sagt er. "Ich glaube, dass es essenziell war, vor zehn Jahren aufgestiegen zu sein. Es gab immer eine Kluft zwischen erster und zweiter Liga, damals war die Kluft aber noch nicht ganz so groß wie heute." Zwölf Jahre nach dem Sieg in Fürth und dem Aufstieg spielen die Mainzer noch immer in der Bundesliga und haben in all den Jahren auch vom vielen Fernsehgeld profitiert.

"Sie hängen seit zwölf Jahren am Geldtopf der DFL", sagt Azzouzi. In dieser Zeit sei "die Schere zwischen erster und zweiter Liga brutal auseinander gegangen", das Beispiel Mainz zeige exemplarisch "diese Unwucht und den großen Unterschied in der ersten Liga". Nichtsdestotrotz wollen und müssen sich Azzouzis Fürther mit dem FSV messen, zum ersten Mal am Samstag ab 15.30 Uhr am dritten Spieltag der ersten Bundesliga.

Wer mit Menschen im Umfeld des FSV spricht, hört ganz ähnliche Dinge, wenn auch anders formuliert. Denn den Mainzer Erfolg nur auf Klopp, Tuchel und Glück zurückzuführen, wäre falsch. Es fällt auch der Name Christian Heidel, der über 20 Jahre als Manager sehr gute Arbeit geleistet hat. Das lässt sich auch am Umsatz des Vereins ablesen. Im Geschäftsjahr 2010/2011 lag der noch bei knapp 40 Millionen Euro, vor zwei Jahren durften die Verantwortlichen einen Rekord-Umsatz von knapp 145 Millionen verkünden.

Wegen der Auswirkungen der Pandemie sank der zwar zuletzt wieder auf 115 Millionen, dennoch liegen finanziell inzwischen Welten zwischen Mainz und dem Kleeblatt. Die Fürther durften sich als langjähriger Zweitligist vor drei Jahren nahe an 30 Millionen wähnen, im vergangenen Jahr verkündete die Spielvereinigung einen Rückgang von 26,8 auf 22,6 Millionen Euro.

Spielerverkäufe für 25 Millionen

Das kontinuierliche Mainzer Wachstum hat, neben all dem Fernsehgeld, auch mit klugen Transfers und einer seit Jahren exzellenten Jugendarbeit zu tun. Ridle Baku beispielsweise kam einst aus dem eigenen Nachwuchs nach oben, wurde für zehn Millionen nach Wolfsburg verkauft und ist heute Nationalspieler. Jean-Philippe Gbamin fanden die Mainzer Scouts für 2,5 Millionen Euro in Frankreich, nach drei Jahren wechselte er für 25 Millionen nach Everton in die Premier League.

Und natürlich mit dem Ort, an dem sich FSV und Kleeblatt am Samstag treffen. 2011 haben die Mainzer eine 34.000 Zuschauer fassende Arena eröffnet, die nichts mehr zu tun hat mit dem traditionellen Bruchwegstadion - dem Ort, an dem die Fürther einst zum Angstgegner wurden.

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