Nach dem 1:5 beim VfB

"Nicht auf Augenhöhe": Kleeblatt geht in Stuttgart unter

15.8.2021, 17:12 Uhr
Gebrauchter Nachmittag: Stefan Leitl mit Kapitän Branimir Hrgota.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Gebrauchter Nachmittag: Stefan Leitl mit Kapitän Branimir Hrgota.

Am Ende eines ernüchternden Nachmittags half nur noch Sarkasmus. Als Jamie Leweling in der Nachspielzeit den Stuttgarter Torhüter umkurvte und zum 1:5 traf, da wurde es nochmal laut im Gästeblock. Dort, wo die meisten zuvor längst schon resigniert hatten. "Deutscher Meister wird nur das Kleeblatt Fürth" sangen die mitgereisten Fans - sehr zur Verwirrung der euphorisierten 17.000 Stuttgarter im Stadion, die ihre Mannschaft in den Minuten davor lautstark gefeiert hatten.


1:5 beim VfB! Der Kleeblatt-Spielbericht zum Saisonauftakt


Ein paar Sekunden nach Lewelings Tor war das erste Bundesliga-Spiel der neuen Saison zu Ende. Von der Meisterschaft wollte danach niemand reden, weder auf Fürther noch auf Stuttgarter Seite. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo bemühte sich, seine Mannschaft nicht zu sehr zu loben, die am Samstagabend von der Tabellenspitze grüßte - aber eben auch nur eines von 34 Spielen einer langen Saison gewonnen hatte.

Und Stefan Leitl versuchte sich nach dem ersten Rückschlag dieser langen Saison an einer sachlichen Darstellung der Begebenheiten. "Wir können das realistisch und seriös einschätzen", sagte der Fürther Trainer. "Ich glaube nicht, dass wir einen Knacks abbekommen haben. Der VfB Stuttgart ist nicht auf Augenhöhe mit der Spielvereinigung." Leitl weiß natürlich, dass er das nicht nach jedem Spiel wird sagen können. Schließlich sind die anderen Klubs dem Kleeblatt zwar finanziell Lichtjahre voraus, sie spielen aber in der selben Liga.

Deshalb wird sich das Kleeblatt mit all diesen Vereinen messen müssen, auch wenn es mitunter wehtun wird wie am Samstag in Stuttgart. Dennoch verwehrte sich der Trainer gegen den Eindruck, dass die Saison schon Mitte August vorbei ist. "Wir haben den Aufstieg nicht geschenkt bekommen, sondern ihn uns hart erarbeitet", sagte Leitl. Seine Mannschaft sei "verdient in der Bundesliga" - wo jetzt alles anders wird als früher. "Jeder muss wissen, dass wir nicht in die Bundesliga gehen und jede Mannschaft an die Wand spielen" so Leitl. "Es wird ein Kampf bis zum Schluss. Und wenn noch weitere Klatschen dazukommen, dann ist das so."

Zu Beginn des Spiels sah es aus Fürther Sicht noch gut aus. In der ersten halben Stunde agierte das Kleeblatt erstaunlich mutig und forsch, konnte sich dafür aber nicht belohnen. "Die ersten 25 bis 30 Minuten waren okay, im Spiel gegen den Ball und im eigenen Ballbesitz", sagte Leitl. "Es war klar, dass wir nur wenige Momente bekommen werden, die man auf diesem Niveau nutzen muss. Das haben wir leider nicht getan." Auf der anderen Seite machte der VfB genau das - und führte vor der Halbzeit durch Tore von Wataru Endo und Philipp Klement mit 2:0.

"Da haben wir uns individualtaktisch nicht gut verhalten", kritisierte Leitl hinterher. Trotzdem hätte das Spiel nach der Pause womöglich anders laufen können, wenn Havard Nielsen ein paar Sekunden nach Wiederanpfiff zum 1:2 getroffen hätte. Tat er aber nicht. "Wenn wir diesen Erfolgsmoment haben, bekommen wir wieder Zugriff aufs Spiel" befand der Trainer. Doch dann setzte sich Stuttgarts Marc-Oliver Kempf zehn Minuten später nach einer Flanke von Borna Sosa gegen zwei Fürther Verteidiger durch und köpfte zum 3:0 ein. "Dann war klar, dass nichts mehr holen werden", so Leitl.

In den restlichen 30 Minuten traf Stuttgart noch zwei weitere Male nach Standards - und hätte Sascha Burchert nicht einige Male sehenswert gehalten, hätte es nach 92 Minuten auch gut 7:1 oder 8:1 stehen können. "Jetzt haben wir eine auf den Deckel bekommen", sagte Leitl. "Das müssen wir abschütteln und die Woche über akribisch arbeiten, um beim Heimspiel am Samstag eine gute Leistung zu zeigen."

Denn so bitter und ernüchternd der erste Spieltag war: Am zweiten schaut mit Arminia Bielefeld ein Gegner im Ronhof vorbei, der eher auf Augenhöhe mit dem Kleeblatt ist. Und gegen den die Fürther Fans keinen Schritt zur Meisterschaft erwarten, sondern nur eines: den ersten Heimsieg in der Bundesliga. Mithelfen könnte dann womöglich Jeremy Dudziak. Mit dem Offensivspieler des Hamburger SV sind die Fürther in guten Verhandlungen, der Transfer soll demnächst fixiert werden.

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