Fahrig und uninspiriert

Trotz langer Überzahl: Schwaches Kleeblatt verliert beim Karlsruher SC

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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10.2.2023, 20:29 Uhr
Ernüchterung in Weiß-Grün: Das Kleeblatt verliert beim KSC. Und gibt Rätsel auf.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ernüchterung in Weiß-Grün: Das Kleeblatt verliert beim KSC. Und gibt Rätsel auf.

Das altehrwürdige Wildparkstadion ist bald Geschichte. Aus einem Rund, in dem man die Tradition überall greifen konnte, in der sich Fußball noch wie früher anfühlte, ist in den vergangenen Jahren eine schmucke Arena geworden. Ganz fertig sind die Bauarbeiter in und um das Stadion noch nicht, im Mai aber soll die 155 Millionen Euro teure Heimat des Karlsruher SC nach diversen Turbulenzen und Kostensteigerungen feierlich eröffnet werden.

Grund zu Feiern hatten die Karlsruher Verantwortlichen, Spieler und Fans zuletzt ja ohnehin nur selten. Sechs der vergangenen acht Spiele hatte der KSC verloren, der letzte Sieg gelang Anfang Oktober 2022. Am Freitagabend setzten die Badener der Krise aber ein Ende - und schlugen ein erschreckend schwaches Kleeblatt in Unterzahl mit 2:1.

Beim Blick auf den Aufstellungsbogen bestätigte sich der Eindruck, den Alexander Zorniger am Donnerstag vermittelt hatte. Der Fürther Trainer hatte da von einer "Kopf-Aufgabe" für seine Spieler gesprochen, die das Derby physisch wie psychisch erstmal verarbeiten müssten. Entsprechend tauschte Zorniger in der Startelf zweimal und brachte mit Marco Meyerhöfer (für Simon Asta) und Julian Green (für Armindo Sieb) nicht nur zwei frische, sondern auch erfahrene Spieler.

Das zahlte sich zunächst aus. In der Anfangsphase wurde der KSC durchaus gefährlich, doch beeindrucken ließen sich die Fürther davon nicht. Andreas Linde rettete vor Gondorf (8.) und hielt auch einen Schuss von Kyoung-Rok Choi (12.), dazwischen schoss Tobias Raschl erstmals auf das Karlsruher Tor - genau in die Hände von Marius Gersbeck. Nach einer Viertelstunde hätte das Kleeblatt in Führung gehen können, doch Meyerhöfer entschied sich gegen einen Abschluss - und legte den Ball zu einem Karlsruher zurück.

Nach einigen weiteren kleinen Chancen des KSC stand es plötzlich 0:1. Tim Breithaupt köpfte einen Freistoß von Julian Green ins eigene Tor (22.), drei Minuten später flog Karlsruhes Stephan Ambrosius mit Gelb-Rot vom Platz. Doch Auftrieb gab das nicht dem erfahrenen Kleeblatt, sondern dem seit langem kriselnden Heim-Team, das anschließend sogar die bessere Mannschaft war - und sich so den Ausgleich verdiente.

Dafür brauchte sie allerdings den VAR. Felix Zwayer hatte im "Kölner Keller" ein leichtes Foul von Meyerhöfer an Fabian Schleusener gesehen, schickte Frank Willenborg an den Bildschirm - und der entschied auf Strafstoß. Marvin Wanitzek schnappte sich den Ball und verlud Linde: 1:1 nach 36 Minuten. Bis zum Halbzeitpfiff blieb der KSC die bessere Mannschaft - in Unterzahl.

Auch nach der Pause wirkten die Fürther noch benebelt von der Derby-Euphorie und brachten kaum etwas zustande. In der 55. Minute hatte Zorniger genug gesehen und nahm die schwachen Meyerhöfer und Raschl vom Feld. Mit Simon Asta und Armindo Sieb wurde es sofort gefährlich, doch Hrgotas Abschluss mit der Hacke war kein Problem für Gersbeck (57.). Zwei Minuten später haute Asta über den Ball, Wanitzek drosch ihn aber auf die Tribüne.

Danach verpufften auch die Wechsel. Es blieb ein fahriger und uninspirierter Auftritt des Kleeblatts, das nach vorne erschreckend harmlos war und überall auf dem Platz immer einen Schritt zu spät kam. Die Quittung bekamen die Fürther in der 73. Minute: Michalski fiel an der Außenlinie in den Sekundenschlaf, Mikkel Kaufmann traf Sekunden später zum 2:1. Drei Minuten darauf hätte Sebastian Jung das Spiel sogar entscheiden können, schoss aber knapp vorbei.

Bis zur 90. Minute hatte der KSC die besseren Möglichkeiten - dann aber Glück: Lukas Petkov traf mit einem Kopfball nur den Innenpfosten, von wo aus der Ball allerdings nicht ins Tor sprang. Was die Fürther in der Nachspielzeit auch versuchten, der Ausgleich gelang ihnen nicht mehr.

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