1:1 bei Union Berlin

Wieder ein Patzer! Kleeblatt gibt den ersten Auswärtssieg aus der Hand

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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29.4.2022, 22:39 Uhr
Und das war es mit dem Auswärtssieg: Sven Michel nutzt einen Fehler der Fürther Defensive und trifft zum 1:1 für Union Berlin.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Und das war es mit dem Auswärtssieg: Sven Michel nutzt einen Fehler der Fürther Defensive und trifft zum 1:1 für Union Berlin.  

Der Stadion-DJ an der Alten Försterei war so nett, die Gäste aus Fürth mit einem eigenen Lied zu begrüßen. Mit einem Song, der die Saison des Kleeblatts sogar perfekt zusammenfasste. Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff des Freitagabendspiels hörte man Bela B und Farin Urlaub vom Verlieren singen. "Und wir glaubten, vor uns liegt das Paradies. Alles ging viel zu schnell, bis uns die Leichtigkeit verließ", heißt es in "Wer verliert, hat schon verloren", gefolgt von: "Jedoch, trotz aller Frustration - verlieren ist keine Option."

Trotz des feststehenden Abstiegs wollte sich das Kleeblatt beim FC Union natürlich bestmöglich präsentieren. Am Tag zuvor hatte der scheidende Fürther Trainer Stefan Leitl betont, dass er die letzten drei Spiele noch genießen möchte, "dazu gehört, gut zu spielen und zu punkten". Und tatsächlich punktete seine Mannschaft - verpasste beim 1:1 (0:1) allerdings den ersten Auswärtssieg dieser Saison.

Die Leichtigkeit, die das Kleeblatt ist in dieser Saison bisweilen tatsächlich verlassen hatte, kehrte nach frustrierenden Tagen zurück. Die Fürther rissen das Spiel beim Tabellensechsten sofort an sich und beeindruckten mit ihrem Mut und der Spielfreude nicht wenige Fans der Unioner. Wie ein Schlusslicht, wie ein vermeintlich chancenloser Absteiger, spielte eben dieser Absteiger nicht.

In einem 5-2-3 mit den beiden offensiv denkenden Sechsern Timothy Tillman und Tobias Raschl und davor Branimir Hrgota, Jessic Ngankam und Jamie Leweling erspielten sich die Gäste schnell zwei Ecken, kurz darauf rauschte eine erste Hereingabe von Hrgota durch den Berliner Strafraum. Nach zehn Minuten hätte das Kleeblatt führen müssen, der Kapitän aber geriet in aussichtsreicher Position in Rücklage und haute über den Ball (10. Minute).

Auf der anderen Seite zielte Taiwo Awoniyi bei der einzigen Chance der Unioner ein bisschen zu weit nach rechts (11.), dann ließ Tobias Raschl das Stadion kurzzeitig verstummen. Ngankam hatte im Strafraum ein Luftloch geschlagen, der Abpraller aber fiel dem jungen Fürther vor die Füße, der jedoch nur die Unterkante der Latte traf (17.). Das 0:1 wäre längst verdient gewesen, fiel aber auch nicht nach Hrgotas Distanzschuss drei Minuten später.

Nach 20 Minuten hatte das Kleeblatt auswärts knapp 60 Prozent Ballbesitz und war die klar bessere Mannschaft. Wie so oft aber verpassten es die Fürther, sich für ihre Überlegenheit zu belohnen - bis zur 33. Minute. Nach einem Freistoß von Jetro Willems landete der Berliner Klärungsversuch bei Hrgota, der Maß nahm und den Ball aus knapp zehn Metern in den Winkel drosch.

Danach arbeitete sich Union zwar ein bisschen mehr ins Spiel, blieb dabei aber relativ eindimensional. Wirkliche Gefahr für das Fürther Tor entstand so bis zur Halbzeit nicht, weshalb Berlins Trainer Urs Fischer in der Pause wechselte und mit Andreas Voglsammer einen wuchtigen dritten Stürmer brachte. Der schickte aber mit einem Fehlpass zunächst nur Jessic Ngankam auf die Reise, dessen schwache Hereingabe jedoch nicht bei Hrgota ankam (51.).

Mit jeder weiteren Minute wurde der erste Fürther Auswärtssieg dieser Saison wahrscheinlicher, weil Union gegen gut verteidigende Gäste nur wenig einfiel. Stattdessen kombinierte sich das Kleeblatt immer wieder auch unter Druck mutig von hinten heraus, kam offensiv aber kaum zu Möglichkeiten. Dann erhöhte Union den Druck immer mehr - und die Fans peitschten ihre Mannschaft immer lauter voran.

Doch sowohl bei Awoniyis Schuss (65.) als auch bei Voglsammers Kopfball (66.) hatte Linde keine Probleme. Dann aber spielte der Fürther Torhüter am eigenen Strafraum zu Nick Viergever, der andribbeln wollte, den Ball dabei aber an den gerade eingewechselten Sven Michel verlor. Der Angreifer hatte das leere Tor vor sich und glich in der 72. Minute aus.

Nach einem sehr guten Auswärtsspiel brachte sich das Kleeblatt wieder einmal selbst um den Ertrag - und zeigte damit, warum es in zwei Wochen aus der Bundesliga absteigen muss. In der Schlussphase spielte nur noch Union, das ja noch von der Champions League träumt. Das Kleeblatt schaffte es jetzt kaum noch, für Entlastung zu sorgen. Doch so viel Union auch drückte, so laut die Menschen auf den Rängen auch sangen - ein weiteres Tor fiel nicht mehr. Was blieb, war Frustration. Auf beiden Seiten.

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