Bei Talkrunde über 96

"Wochenblatt "mit Metzger-Werbung: Hannover-Legende Schatzschneider lästert über Fürth

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

14.5.2022, 11:01 Uhr
"Da haste gesehen, was de beim Metzger kriechst am Mittwoch": Dieter Schatzschneider ist offenbar ein großer Freund des "Fürther Wochenblatts".

© Jens Wolf/dpa-Zentralbild/dpa "Da haste gesehen, was de beim Metzger kriechst am Mittwoch": Dieter Schatzschneider ist offenbar ein großer Freund des "Fürther Wochenblatts".

Im November 2021 war Dieter Schatzschneider plötzlich wieder da. Auf allen gängigen Fußball-Portalen fiel der Name des damals 63 Jahre alten Ex-Profis. Der Grund dafür hieß Simon Terodde - und hatte gerade einen vermeintlichen Rekord für die Ewigkeit eingestellt. Einen Rekord von Dieter Schatzschneider.

Der hatte in den 1980ern für Fortuna Köln und Hannover 96 153 Tore in der zweiten Bundesliga geschossen und durfte deshalb über Jahrzehnte den Titel "Rekordtorschütze" tragen. Inzwischen hat Terodde den FC Schalke mit seinen Treffern in die Bundesliga geschossen - und Schatzschneider in der ewigen Bestenliste abgehängt. Seitdem ist es in Fußball-Deutschland wieder still geworden um den einst so zielsicheren Angreifer.

Der sorgt inzwischen nicht mehr für Unruhe im gegnerischen Strafraum, dafür aber immer wieder bei seinem langjährigen Klub. Für den war er zuletzt als Scout tätig - was ihn aber nicht daran hinderte, über andere Mitarbeiter öffentlich herzuziehen. Bei einer Talkrunde der "Neuen Presse" kritisierte er den damaligen 96-Trainer Jan Zimmermann heftig, was ihm eine Abmahnung einbrachte.

Die veranlasste Schatzschneider, offenbar noch immer angriffslustig, zu einer Klage gegen seinen Arbeitgeber - und damit auch seinen langjährigen Freund, den Vereins-Patriarchen Martin Kind. Vor Gericht trafen sich beide Parteien dann aber doch nicht, "Hannover 96 und Schatzschneider einigen sich außergerichtlich", titelte der "NDR" im Februar dieses Jahres. "Jeder weiß, ich rede häufig einfach frei drauflos", ließ sich ein reumütiger Schatzschneider dort zitieren. "Im Nachhinein würde ich diese Wortwahl allerdings so nicht wiederholen."

Am Donnerstagabend redete Dieter Schatzschneider wieder einfach frei drauflos. Die "Neue Presse" hatte erneut zu einer Talkrunde zu Hannover 96 geladen, das gerade mal wieder eine sehr mäßige Zweitliga-Saison hinter sich hat, aber schon wieder von der Bundesliga träumt. Den Traum soll ein Mensch erfüllen, der bewiesen hat, dass er aufsteigen kann, weshalb bei "Anpfiff" natürlich auch über Stefan Leitl und das Kleeblatt gesprochen wurde. Der Hannoveraner Boulevard hatte zuletzt sogar verkündet, dass der scheidende Fürther Trainer seinen langjährigen Kapitän Branimir Hrgota nach Niedersachsen mitbringen könnte.

Das schloss Kleeblatt-Geschäftsführer Rachid Azzouzi zwar auf Nachfrage aus, er und Leitl hätten ausgemacht, dass "unsere Spieler Tabu sind", das habe Leitl ihm "versprochen". Für Schatzschneider war der Wechsel aber offenbar bereits Fakt, als er einfach drauflos redete. "Bei allem was wir verpflichten, auch beim Rigotta (sic!) und auch bei Leitl, da muss ich immer wieder sagen: Das ist ne andere Welt, in die die reinkommen", philosophierte der 64-Jährige aus der anderen Welt über das Leben in der noch etwas anderen Welt. Um dann seine Expertise über die Fürther Medienlandschaft und die besten Werbepartner dieser kundzutun. „Vorher war in Fürth ‚Fürther Wochenblatt‘ einmal, da haste gesehen, was de beim Metzger kriechst am Mittwoch. Darüber haben die dann geschrieben.“

Im Publikum hörte man schon vereinzelte Lacher ob dieses grandiosen Gags, doch Dieter Schatzschneider hatte noch lange nicht genug. "Jetzt kommen die hier in eine Welt rein, hier gehts richtig zur Sache, hier entsteht Druck, hier fallen auch mal harte Worte. Das ist mein Wunsch, dass die lernen: Hannover hat spezielles Medien-Verhalten und als Trainer und Spieler muss man das abkönnen."

Die größte Sorge des Chef-Kritikers ist offenbar, dass die neuen Hannoveraner Rigotta (von dem bislang nicht bekannt ist, dass er zu 96 wechselt) und Leitl nicht mit dem unruhigen Umfeld und vor allem einem Mann umgehen können. Mit dem Mann, der offenbar große Lust am Unruhestiften hat. „Also Leute, es ist alles halb so wild“, schloss Schatzschneider sein Plädoyer ab, „aber man muss 96 verstehen und muss auch mit diesen ganzen Medien zusammenarbeiten.“

Womöglich sehnt sich Stefan Leitl bald nach dem "Fürther Wochenblatt" - und vor allem nach den neuesten Angeboten der Metzgereien (von denen es, auch wenn Dieter Schatzschneider das glaubt, gar nicht mehr so viele gibt). Wie gerne er Brotzeit "mit sauren Gürkerl" macht, hat der Trainer im Februar im Podcast "Fürther Flachpass" erzählt.

5 Kommentare