Rechenspiele im Abstiegskampf

Zittern bis zum Ende? Bei diesen Ergebnissen droht dem Kleeblatt der Absturz in die 3. Liga

Johannes Lenz

Online-Redakteur

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08.05.2025, 17:15 Uhr
Das Kleeblatt befindet sich mitten im Abstiegskampf

© Sportfoto Zink / Melanie Zink Das Kleeblatt befindet sich mitten im Abstiegskampf

Auch in der Saison 2024/2025 geht es in der 2. Bundesliga eng zu am Ende der Tabelle. Lediglich der SSV Jahn Regensburg steht zwei Spieltage vor Ende der Spielzeit als sicherer Absteiger fest. Mindestens ein weiterer Verein wird den Oberpfälzern in die 3. Liga folgen - mitten drin in der „Verlosung“ um die Plätze 17 und 16: die Spielvereinigung aus Fürth.

Dabei sah es lange aus, als müsste man sich am Laubenweg keine Sorgen machen. Nach dem 24. Spieltag lag das Kleeblatt auf Platz elf, der Abstand auf den Abstiegsrelegationsplatz betrug beruhigende zehn Punkte. Doch dann folgte der Einbruch, acht Spiele ohne Sieg (fünf Niederlagen, drei Remis) später sind die Fürther wieder mitten im Abstiegskampf angekommen. Die neuen Trainer Thomas Kleine und Milorad Pekovic stehen nun vor der schweren Aufgabe, auf der Zielgeraden noch einmal eine 180-Grad-Wende einzuläuten, um den Absturz in die Drittklassigkeit zu verhindern.

Die tabellarische Ausgangslage

Trotz der andauernden Ergebniskrise hat die Spielvereinigung den Klassenerhalt noch selbst in der Hand, der Vorsprung auf Relegationsrang 16 beträgt vor dem 33. Spieltag drei Punkte. Doch die Konkurrenz ist im Aufwind: Eintracht Braunschweig blickt auf eine Serie von sechs Spielen ohne Niederlage zurück, die Preußen aus Münster haben beim 5:0-Erfolg in Magdeburg am vergangenen Wochenende in beeindruckender Manier daran erinnert, dass auch sie noch ein Wörtchen im Kampf um den Klassenerhalt mitreden wollen.

Man ahnt: Die 35 Zähler, die das Kleeblatt derzeit auf dem Konto hat, werden wohl nicht reichen, um auch nächstes Jahr noch in der 2. Bundesliga vertreten zu sein. Problematisch ist zudem, dass von allen Konkurrenten nur der BTSV (-20) eine schlechtere Tordifferenz als die Spielvereinigung (-15) aufweist. Der FC Schalke (-7), der SSV Ulm (-7) und Preußen Münster (-5) stehen deutlich besser da und würden das Kleeblatt in der Tabelle bei Punktgleichheit übertrumpfen. Ausgerechnet bei den zuletzt wiedererstarkten Hannoveranern (zuletzt zwei Siege gegen Köln und Ulm) und gegen den Ligaprimus Hamburger SV ist das Kleeblatt nun zum Punkten verdammt.

Bei diesen Ergebnissen steigt das Kleeblatt direkt ab

Fährt das Kleeblatt gar nichts Zählbares mehr ein, könnte am Ende der Saison sogar der direkte Abstieg aus der 2. Bundesliga stehen. Das wäre der Fall, sollte der SSV Ulm seine letzten beiden Partien gewinnen, nach Punkten zum Kleeblatt aufschließen und aufgrund der besseren Tordifferenz vorbeiziehen. Zudem müsste Preußen Münster gegen Hertha BSC gewinnen und der BTSV noch ein Remis holen - es sei denn, das Kleeblatt verliert zweimal hoch (mit insgesamt sechs Toren Unterschied) und die Braunschweiger überholen die Fürther alleine aufgrund der dann besseren Tordifferenz.

Aus Fürther Sicht vermeintlich beruhigend: Die „Spatzen“ reisen am kommenden Spieltag zum Hamburger SV, der die Chance hat, vor heimischem Publikum die langersehnte Rückkehr in die Bundesliga perfekt zu machen. Ein Ulmer Sieg käme einer absoluten Sensation gleich - gänzlich ausgeschlossen ist er natürlich nicht, schon deshalb, weil der HSV bereits mehr als einmal den sicher geglaubten Aufstieg verspielt hat. Am letzten Spieltag empfängt der SSV dann den direkten Konkurrenten Preußen Münster - mit den eigenen Fans im Rücken eine absolut machbare Aufgabe.

Ein direkter Abstieg der Spielvereinigung ist demnach unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Mit mindestens einem weiteren Punkt auf dem Konto wäre das Schreckensszenario aber auch rechnerisch sicher abgewendet.

Bei diesen Ergebnissen muss das Kleeblatt in die Relegation

Deutlich wahrscheinlicher scheint ein möglicher Gang in die Relegation: Sollte das Kleeblatt in den letzten beiden Spielen punktlos bleiben, würde Preußen Münster schon ein Sieg - im Heimspiel gegen Hertha BSC oder auswärts beim SSV Ulm - ausreichen, um aufgrund der besseren Tordifferenz an den Fürthern vorbeizuziehen. Sollte zusätzlich Braunschweig bei der Elversberg oder zu Hause für den 1. FC Nürnberg punkten (oder sich die Lücke in der Tordifferenz zwischen dem BTSV und der SpVgg noch schließen), würde sich die Saison des Kleeblatts um zwei weitere Spiele gegen einen ambitionierten Drittligisten verlängern.

Gelingt dem Kleeblatt ein Remis gegen Hannover 96 oder den Hamburger SV, müsste Preußen Münster aus den Partien gegen die Hertha und den SSV Ulm mindestens vier Zähler holen, um das Kleeblatt zu überholen. Eintracht Braunschweig bräuchte dann wohl auch einen Sieg, um noch am Kleeblatt vorbeizuziehen - ein Remis würde den „Löwen“ nur reichen, sollte das Kleeblatt noch eine extrem hohe Niederlage mit sechs Toren Differenz kassieren.

Obwohl vielfach beschworen, würde sich das Kleeblatt selbst mit einem Sieg gegen Hannover oder Hamburg seiner Relegationssorgen nicht vollends entledigen: Gewinnt Preußen Münster seine letzten beiden Saisonspiele und erkämpfen sich die Braunschweiger noch vier Punkte, würde selbst bei einem Fürther Dreier am Ende nur der 16. Platz stehen. Allerdings würden sich die Chancen auf einen sicheren Klassenverbleib deutlich erhöhen - vor allem mit Blick auf das Restprogramm der Braunschweiger: Während es für den 1. FC Nürnberg vermeintlich um nicht mehr viel geht, hat die SV Elversberg die historische Chance, in die Bundesliga aufzusteigen - selbst angesichts der aktuellen Formstärke wäre eine Niederlage der „Löwen“ gegen die „Elv“ alles andere als überraschend.

Bei diesen Ergebnissen hält das Kleeblatt die Klasse

Absolut auf der sicheren Seite wäre das Kleeblatt nur mit einer Ausbeute von vier Punkte aus den verbleibenden zwei Partien. In diesem Falle könnte höchstens noch die Braunschweiger Eintracht mit zwei eigenen Siegen in der Tabelle vorbeispringen, zumindest Rang 15 wäre demnach gesichert. Zumindest ein Sieg würde reichen, wenn Preußen Münster in den verbleibenden zwei Partien einen Punktverlust hinnehmen müsste oder der BTSV selbst maximal noch drei Punkte einfährt (je nach Höhe eines möglichen Sieges gegen Hannover oder den HSV müsste das Kleeblatt das jeweils andere Spiel extrem hoch verlieren oder der BTSV eine seiner Partien extrem hoch gewinnen, um die Lücke in der Tordifferenz zu schließen).

Holen die Fürther nur noch ein Remis aus den verbleibenden zwei Spielen, müssten sie auf mindestens eine Niederlage (oder zwei Remis) der Münsteraner hoffen, um in der Tabelle vor den Preußen zu bleiben. Alternativ dürfte die Eintracht aus Braunschweig selbst maximal noch einfach punkten. Und sollte das Kleeblatt wirklich seine beiden letzten Spiele verlieren? Dann darf sich hinter den Fürthern in der Tabelle nicht mehr viel tun: Preußen Münster dürfte maximal noch zwei Punkte holen, der BTSV gar keinen mehr.

Nur Erfolge schaffen Gewissheit

Wie nervenaufreibend sämtliche Rechenspiele im Abstiegskampf sein können, zeigt die Schlüsselpartie am letzten Spieltag zwischen dem SSV Ulm und Preußen Münster: Ein Sieg der Ulmer wäre das aus Fürther Sicht vermeintlich erstrebenswerteste Ergebnis - aber auch nur, wenn die „Spatzen“ nicht zuvor schon den HSV schlagen und das Kleeblatt in Hannover verliert. Dann doch lieber ein Unentschieden? Aber wie realistisch ist ein Unentschieden in einem Alles-oder-nichts-Spiel? Und kommt es überhaupt zu einem solchen? Sollte der SSV Ulm am vorletzten Spieltag in Hamburg verlieren und Münster gegen Hertha zumindest unentschieden spielen, wäre der direkte Abstieg der „Spatzen“ beschlossene Sache - was die Chancen der Preußen auf einen Auswärtssieg in Ulm deutlich erhöhen würde. Und damit auch eine Relegation mit Fürther Beteiligung.

Beruhigung im Kampf um den Klassenerhalt schaffen nur eigene sportliche Erfolge. Auch wenn das Restprogramm sehr schwer ist: Eintracht Braunschweig und zuletzt auch Preußen Münster haben gezeigt, dass es möglich ist, selbst im tiefsten Abstiegskampf gegen Spitzenmannschaften zu gewinnen. Das Kleeblatt sollte also alles daran setzen, die Ergebnisse der letzten beiden Spiele positiv zu gestalten. Die Belohnung: Die Gewissheit auf ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga - ganz ohne Glaskugel und Rechenschieber.

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