SpVgg Greuther Fürth: Fünf Lehren aus zwei englischen Wochen

9.2.2021, 06:00 Uhr
Grund zum Jubeln gab es zuletzt häufig für die Spielvereinigung. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Grund zum Jubeln gab es zuletzt häufig für die Spielvereinigung. 

Unbesiegbar: Die Spielvereinigung Greuther Fürth ist in der Rückserie noch ungeschlagen. Kein anderes Zweitliga-Team war in dieser Zeit erfolgreicher. Entsprechend selbstbewusst tritt Stefan Leitl auf: "Wir sind mit neun Punkten in die Rückrunde gestartet, mit einem Torverhältnis von 8:1. Das kann sich sehen lassen", sagte der Kleeblatt-Trainer nach dem 4:1-Sieg gegen Würzburg. Zuvor hatte sein Team sogar "beide Spiele zu null gespielt und keine Torchance zugelassen", betont Leitl. "Und ich glaube, das ist nicht jedem bewusst ist, wenn ich die Nachfragen höre oder die Stimmung auf der Tribüne. Ich glaube, dass die Jungs einen tollen Job machen. Vielleicht könnte man dann ein bisschen mehr Euphorie zeigen und die Leistung mehr wertschätzen." In der zweiten Liga sei alles "top". Man sieht so die positive Entwicklung der Mannschaft, die gegen eben jene Teams - Osnabrück, Aue und Würzburg - zu Saisonbeginn noch keinen einzigen Dreier geholt hatte. Stattdessen waren die Fürther stotternd in die Runde gestartet, hatten mit ihrem Offensivfußball zwar überzeugt, aber nur drei Remis gespielt.

Alternativ: Mit einem furiosen 3:3 bei Fortuna Düsseldorf war die Spielvereinigung am 22. Januar in zwei englische Wochen gestartet. Schwierig war das vor allem auch, weil viele weite Auswärtsfahrten auf dem Programm standen. Vom Rheinland ging es nach Osnabrück, mit einem kurzen Zwischenstopp zu Hause dann weiter nach Bremen zum DFB-Pokal-Achtelfinale. Das bedeutete lange Busfahrten, einen Kurzflug und wenig Zeit zur Regeneration. Leitl hatte daher schon im Vorfeld angekündigt, personell zu rotieren. Und so kam es auch. In einem kleinen Kader wurden wirklich, wie von den Verantwortlichen immer wieder betont, "alle Spieler wichtig". Ob Timothy Tillman, Ersatzkeeper Marius Funk oder Dickson Abiama - die Bankdrücker bekamen ihre Chance und nutzten sie. "Dickson hat sich den Einsatz verdient", sagte Leitl nach dem Würzburg-Spiel. "Er arbeitet sehr, sehr gut. Er hat in Osnabrück ein richtig gutes Spiel gemacht." Das bedeute für Havard Nielsen, "dass er sicherlich einen Konkurrenten hat auf dieser Position, aber wir werden ihn in den nächsten Wochen genauso brauchen". Abiama, der vor der Saison vom Bayernligisten SC Eltersdorf zum Kleeblatt gewechselt war, überzeugte zweimal in der Startelf. Nicht nur er, auch die anderen Ergänzungsspieler haben bewiesen, dass sie ihrer Mannschaft helfen.

Cool: Das Problem der Hinrunde: die Effektivität. Die Spielvereinigung hatte immer wieder grandios aufgespielt, dann aber die eigenen Torchancen nicht genutzt. Zwar hatte das Kleeblatt den zweitstärksten Angriff der Liga und auch die meisten Latten- oder Pfostentreffer gesammelt. Doch immer hatte man das Gefühl, es geht noch mehr, wenn Stürmer und die torgefährlichen Mittelfeldspieler endlich kaltschnäuziger werden würden im Abschluss. Seit dem Rückrunden-Start ist das plötzlich so. Erklären lässt es sich nicht, für Leitl ist sowieso wichtiger, dass seine Mannschaft hinten die Null hält. "Ein Tor können wir immer machen", sagt der Trainer. "Wir müssen in jedem Spiel an die maximale Leistungsgrenze gehen. Dass wir momentan wenige Chancen brauchen, ist umso erfreulicher." Allen voran gilt das für Branimir Hrgota. Der Kleeblatt-Kapitän hat gegen Aue und gegen Würzburg jeweils zwei Tore erzielt.

Mangelhaft: Mit dieser Note ist angesichts der aktuellen Leistungen natürlich kein Spieler zu bewerten. Mangelhaft allerdings ist die Personalsituation in der Innenverteidigung, denn hier herrscht ein riesiger Mangel. Im Heimspiel gegen Aue mussten Paul Jaeckel und Mergim Mavraj mit Oberschenkelverletzungen raus. Seither improviseren die Fürther im Abwehrzentrum. Bei Jaeckel war direkt klar, dass er mehrere Wochen fehlen würde, Mavraj versuchte es gegen Würzburg noch einmal, musste dann aber nach 45 Minuten wieder passen. Abdourahmane Barry fehlt ebenfalls lange. Die einzig verbliebene Fachkraft ist damit Maximilian Bauer. Neben ihm musste immer wieder Anton Stach aushelfen, obwohl der defensive Mittelfeldmann auf diesem Niveau zuvor nie in der letzten Reihe gespielt hatte. Nur beim Bundesligisten Werder Bremen war das wirklich ein Problem. Ansonsten schlug sich Stach wacker - und wird das wohl auch weiterhin tun müssen.

Bereit: Die nächsten Wochen werden die Wochen der Wahrheit. Das Kleeblatt möchte unter den Top-Teams der Liga bleiben, wird dafür aber weiterhin gewinnen müssen. Am Samstag (13 Uhr) steht das Auswärtsspiel beim Tabellenführer an, danach folgen Kiel, Hannover und Bochum. "Jetzt kommt es Schlag auf Schlag", kündigte Leitl an und erinnerte an die Hinrunde: "Nach dem Hamburg-Spiel (0:1, d. Red.) haben wir fünf Spiele gewonnen und 15 Punkte geholt. Wir sind jetzt mit neun Punkten gestartet. Wir haben schon Bock und Selbstvertrauen, und wir haben keinen Druck. Ich glaube, dass andere Mannschaften deutlich mehr Druck haben als wir." Vom Aufstieg wird in Fürth (noch) niemand laut sprechen. Was Leitl aber sagt: "Wir wollen gegen Hamburg etwas auf den Platz bringen. Dann muss sich der HSV auch strecken." Die Spielvereinigung ist bereit.

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