Topscorer der Ice Tigers: Luke Adam, der Königstiger von Avalon

24.3.2021, 06:00 Uhr
Seit Samstag hat auch Luke Adam wieder gut grinsen. Zum 7:3 gegen Iserlohn trug der Kanadier zwei Vorlagen bei. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Seit Samstag hat auch Luke Adam wieder gut grinsen. Zum 7:3 gegen Iserlohn trug der Kanadier zwei Vorlagen bei. 

Die Geschichte des Eishockeyspielers Russ Adam ist zunächst nicht außergewöhnlich. Aufgewachsen in Ontario, gestählt in den Juniorenligen Kanadas, acht Spiele für die großen Toronto Maple Leafs, danach Handlungsreisender in Sachen Eishockey, bis er sich als Trainer in Newfoundland zur Ruhe gesetzt hat. Ein Jahr später wird sein Sohn Luke in St. John‘s geboren, dort, wo Jahrhunderte zuvor der Venezianer Giovanni Caboto als erster Europäer einen Fuß auf nordamerikanisches Festland gesetzt hatte. Vom ESV Kaufbeuren und dem Augsburger EV hatte er allenfalls zufällig gehört – und doch steht bis heute auf seiner Wikipedia-Seite, dass er bei diesen Vereinen seine Karriere beendet hat.

Warum das so ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Vater und Sohn vermuten, dass sich da jemand den Namen Russ Adam ausgeliehen hat. Wahrscheinlicher ist, dass es in den Statistiken zu einer Verwechslung kam, Dietrich Adam hatte schließlich in dieser Zeit für Kaufbeuren und Augsburg gespielt – Dietrich Adam aus Landsberg am Lech.

Helm im Nacken, lange Schritte

Luke Adam aus St. John‘s, aufgewachsen auf der Halbinsel Avalon, ausgebildet in der Quebec Junior Major Hockey League, 90 Mal in der National Hockey League eingesetzt, wird immer mal wieder auf diese kuriose Geschichte angesprochen. Im Gegensatz zu seinem Vater spielt er tatsächlich in Deutschland Eishockey, mittlerweile in seinem fünften Jahr. An diesem Dienstagvormittag soll es aber nicht um die Vergangenheit, sondern um Gegenwart und Zukunft des 30 Jahre alten Kanadiers gehen. Adam ist ein hoch aufgeschossener Spieler, dessen eigentümlicher Stil ihn auf dem Eis leicht identifizierbar macht. Adam nimmt den Kopf leicht in den Nacken, treibt den Puck mit seinem langen Schläger weit vor sich her und folgt mit langen Schritten.

Adam. Adam? Adam! Luke Adam ist bei Spielen der Ice Tigers meistens der auffälligste Spieler.

Adam. Adam? Adam! Luke Adam ist bei Spielen der Ice Tigers meistens der auffälligste Spieler. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, NN

Im besten Fall sieht das spektakulär aus, manchmal aber auch arrogant – was der Grund ist, warum er es in die beste Liga der Welt geschafft hat, und zugleich die Antwort auf die Frage, warum er sich dort hat nicht durchsetzen können. Adam ist früh nach Europa gewechselt, weil er seiner Frau und seinen Kindern das ungewisse Leben eines Immer-mal-wieder-NHL-Profis nicht hatte zumuten wollen. In Mannheim wurde er Meister, in Düsseldorf blieb er nur ein Jahr. In Nürnberg beweist er seit Januar, dass er ein Team anführen kann.

"Aber ich lerne viel dazu"

Für die Ice Tigers gibt Adam wieder den Mittelstürmer, so wie einst in der Juniorenliga. „Ich mag das, Verantwortung übernehmen, den Puck über das Eis treiben.“ In 19 Partien hat er so sechs Treffer erzielt, 16 weitere vorbereitet. Adam ist der beste Scorer der Ice Tigers, obwohl er im Dezember lange in Kanada hatte bleiben müssen, weil seine Corona-Tests stets positiv ausfielen. Trotzdem folgten die individuell vielleicht besten drei Monate seiner Karriere. Zufrieden ist er damit nicht. „Man darf niemals zufrieden sein, ich kann noch mehr geben. Außerdem: Wie kann man sich gut fühlen, wenn die Mannschaft ständig verliert?“

Trotz seiner Punkte sind die Ice Tigers Letzter im Süden. Für Adam ist das ungewohnt. „Das ist nicht leicht. Aber ich lerne viel dazu“, sagt er. „Ich will ein Leader sein.“ Und genau das ist er. Adam fällt im Spiel und im Training auf, er achtet auf seine Mitspieler, setzt sich auch zwischen den Spielen für sie ein, ohne dass man davon auf Instagram oder Twitter erfährt.

Bleibt er? Geht er?

Der öffentliche Adam sagt derweil Sätze, die man im Eishockey gehört hat. Zum Beispiel, dass die Ice Tigers 13 Spiele haben, um besser zu werden. Am Samstag waren sie beim 7:3 gegen Iserlohn ziemlich gut. Am Donnerstag (18.30 Uhr) treten sie in Köln an, am Freitag (19.30 Uhr) in Düsseldorf. Elf weitere Spiele später läuft sein Vertrag aus. Was dann? „Ich werde da nichts überstürzen. Noch“, sagt Luke Adam von Avalon, Sohn von Russell, „habe ich keinen Plan.“

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