Traum geplatzt: Arsumanjans Box-Kampf abgesagt

16.10.2020, 11:35 Uhr
Traum geplatzt: Arsumanjans Box-Kampf abgesagt

Mitte Juni ist für den Zirndorfer Marten Arsumanjan, der beim AC Bavaria Forchheim trainiert, ein Traum in Erfüllung gegangen: Er wurde EU-Champion im Mittelgewicht des Profi-Boxverbands EBU. Fast genau vier Monate später ist die Euphorie tiefer Enttäuschung gewichen, denn sein für Samstag, 24. Oktober, geplanter Titelverteidigungskampf ist nun kurzfristig abgesagt worden.

Selbst sein Trainer Tuncay Kasim aus Ebermannstadt hat noch keine genaue Begründung für die Absage bekommen. Aber offenbar waren die Corona-Auflagen der Behörden für die Veranstaltung im Nürnberger Maritim-Hotel so hoch, dass maximal 200 Zuschauer zugelassen gewesen wären. Das hätte den Veranstalter, die Nürnberger Kampfsport-Legende Peter Althof, vermutlich ausgebremst, so Kasim: "Das wäre für ihn einfach ein Verlustgeschäft geworden."

Unangenehme Folgen

Besonders ärgerlich findet der Trainer, dass im Herbst "Das große SAT. 1 Promiboxen", an dem Althof mit seinem Team ebenfalls beteiligt gewesen sei, problemlos stattfinden konnte. Kasim: "Klamauk-Boxen ist also möglich, aber da, wo Sportler ihren Lebensunterhalt verdienen wollen und müssen, funktioniert es nicht."

Corona habe da schon wirklich viele unangenehme Folgen gehabt. Der Termin war ja schon einmal – von Anfang Oktober auf den 24. – verlegt worden, auch ein anderer Austragungsort sei zwischenzeitlich zur Debatte gestanden.

Am darauffolgenden Samstag (31. Oktober) veranstaltet nämlich der Ex-Profi Alexander Petkovic gemeinsam mit Starkoch Alfons Schuhbeck "Petkos Dinner & Boxing Night" in München. Doch dieser Kampfabend sei schon mit Titelkämpfen ausgebucht gewesen, so Kasim: "Aber so haben wir zu diesem Promoter immerhin mal Kontakt geknüpft."

Das sei ein kleiner Lichtblick in dieser frustrierenden Situation. Selbst er, der ja sonst der Motivator für seine Boxer sei, gibt zu, dass er jetzt irgendwie in ein Loch gefallen sei. Einen neuen Termin für das Duell gegen den aus Marokko stammenden Italiner Khalil El Harraz (Kampfname "Arabetto") gebe es noch nicht.

"Irgendwer hat was von Dezember erzählt, aber das kann ich Marten nicht antun, der hat jetzt monatelang hart auf den Kampf hintrainiert. Wenn ich ihm jetzt sage, im Dezember ist der nächste Termin, dreht der mir durch. So lange kann keiner die Spannung hoch halten. Ich gehe davon aus, dass das Jahr 2020 für uns gelaufen ist", so Tuncay Kasim. Das zweite Halbjahr sei "viel Arbeit, null Ertrag" gewesen.

Ein Tiefschlag

Auch für seinen Schützling war die endgültige Absage des Kampfes ein Tiefschlag, den er erst einmal verdauen müsse. Doch der gläubige Christ, der regelmäßig in der Bibel liest, ist ein Mensch, der sehr in sich ruht: "Natürlich ist das jetzt ganz blöd gelaufen, Du trainierst wie verrückt, baust Pfunde ab, nimmst in der Arbeit extra Urlaub. Aber angesichts der ganzen Corona-Geschichte hat man das eigentlich im Hinterkopf, dass immer was dazwischen kommen kann – auch kurzfristig."

Man müsse in diesen Zeiten anders denken, sagt Marten Arsumanjan. Natürlich sinke durch so eine Absage kurzfristig die Motivation, aber als Boxer müsse man auch Nehmerqualitäten besitzen, nach solch einem Treffer wieder aufstehen. Der 26-Jährige: "In zwei, drei Wochen sieht das schon wieder anders aus. Und wenn es irgendwann einen neuen Termin für die Titelverteidigung gibt, bin ich wieder bereit. Jetzt wird aber erstmal eine Zeitlang im Training kein Vollgas gegeben."

Allerdings zeigt sich das Ass des AC Bavaria gerade in diesem Moment auch als Teamplayer. Denn sein Sparringspartner Kris Bushi, der sich jetzt monatelang für ihn als Trainingsgegner zur Verfügung gestellt hat, geht nun selbst in eine heiße Wettkampfphase: die bayerische und die deutsche Meisterschaft stehen für ihn an.

Marten Arsumanjan traut dem Kollegen, der im Halbweltergewicht (bis 64 Kilogramm) antritt, viel zu: "Der hält im Sparring mit uns voll mit, der kann einiges erreichen. Wir sind ein Team, da ist doch egal, wer von uns boxt." Und da wird der Spieß einfach umgedreht: Der EU-Champion ist nun Bushis Sparringspartner.

Weil es sich im Fall von Kris Bushi um Amateur-Meisterschaften handelt, geht es nicht um Zuschauereinnahmen, sondern vor allem um den Sport. Eine Absage ist natürlich dennoch nicht auszuschließen in diesen Tagen. Aber da muss man durch. "Anderen Sportlern geht es auch nicht anders", sagt Marten Arsumanjan. Die Absage gehört zum Alltag im Jahr 2020.

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