Viele Tränen beim 35-Jährigen

Triumph in der Heimat: Franke Götz über seinen DTM-Titel am Norisring

10.10.2021, 20:35 Uhr
Überwältigende Gefühle: Maximilian Götz hatte am Wochenende jede Menge zu verarbeiten.

© Sportfoto Zink / Heiko Becker, Sportfoto Zink / Heiko Becker Überwältigende Gefühle: Maximilian Götz hatte am Wochenende jede Menge zu verarbeiten.

Im Moment des großen Triumphs, am Höhepunkt seiner langen Karriere, da konnte Maximilian Götz nicht anders. Als der 35-Jährige am Sonntagnachmittag auf die Ziellinie des Norisrings zufuhr und um ihn herum Raketen in den sonnigen Nürnberger Herbsthimmel schossen, da musste einfach alles raus. Auf den Tribünen jubelten 25 000 euphorisierte Fans, Maximilian Götz hingegen rollte dem Meistertitel mit sehr feuchten Augen zu.

Es war bereits das zweite Mal an diesem Wochenende, dass er bitterlich weinen musste vor Freude. Schon am Samstag war Götz, der Mann aus Uffenheim im Landkreis Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim, der Mann vom Motorsport-Club Nürnberg (MCN), bei seinem Heimrennen als Erster ins Ziel gekommen und hatte damit seine Chancen auf den Titel gewahrt. „Ich habe unter meinem Helm geweint“, sagte er danach. „Es fühlt sich verrückt an, ich habe meine ganze Familie da.“

Die hatte ein aufregendes Rennen gesehen, das vom engen Meisterschaftskampf zwischen dem Gesamtführenden Liam Lawson und seinem engsten Verfolger Kelvin van der Linde geprägt war. Gleich in der ersten Kurve verbremste sich der von Position zwei gestartete van der Linde und touchierte Lawson, Götz nutzte den Fehler aus und fuhr am Ende als Schnellster über die Ziellinie.

Aufregung in der Grundig-Kehre

Vor dem zweiten Rennen am Sonntag gab er sich betont entspannt, er spekulierte darauf, dass sich seine Konkurrenten erneut bekämpfen würden. Genauso kam es dann auch. In der Grundig-Kehre schoss van der Linde den 19 Jahre jungen Lawson ab, der schon nach den ersten 200 Metern nur noch von ganz hinten zuschauen konnte. Später setzte van der Linde in einem wilden Rennen alles auf Sieg, fuhr Götz ins Auto – und beschädigte dabei sein eigenes. In der 54. Runde drehte sich der Südafrikaner schließlich und blieb mit einem Reifenschaden stehen.

Deshalb war der Weg frei für Götz, der das Rennen aber erneut gewinnen musste, um sich den Titel zu holen. Kurz vor Schluss ließ Markenkollege Lucas Auer, der bis dato geführt hatte, Götz mit seinem Mercedes passieren – und ebnete ihm damit den Weg zu seinem ersten Meistertitel in der DTM. Für den 35-Jährigen war es das schönste Wochenende seines Lebens, das aus sportlicher Sicht nicht immer so erfolgreich verlief. 2015 und 2016 fuhr Götz schon einmal in der DTM, landete aber am Ende auf dem 22. und 20. Platz. Danach widmete er sich wieder dem GT-Sport – und kam vor dieser Saison zurück in eine Serie, die nach einem Neustart nicht mehr auf die bekannten Tourenwagen, sondern eben diese GT-Autos setzte.

Diese Erfahrung, da ist sich Götz sicher, hat ihm geholfen auf seinem Weg zum Titel, er kannte ja alles: die Autos, die Strecken, alle Geheimnisse. Andere mussten sich erst an die neue Umgebung und die neue Serie gewöhnen. „Ich bin lange in diesem Sport und habe viel Aufs und Abs erlebt“, sagte Götz eine halbe Stunde nach dem Rennen, als die Tränen und auch der Champagner auf seinem Anzug schon wieder getrocknet waren. „DTM-Champion zu sein ist der größte Erfolg meiner Karriere.“

Diesen hatte er sich mit konstant guten Leistungen erkämpft – und mit der Ruhe eines Sportlers, der schon viel gesehen und erlebt hat. „Du kannst nur Meister werden, wenn du einen kühlen Kopf bewahrst und das ganze Jahr über gute Ergebnisse erzielst“, sagte Götz. Über das Verhalten seiner Konkurrenten wunderte er sich hinterher dann doch, „sich in der ersten Kurve so in die Karre zu fahren, das macht man nicht“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. „Da kam das Karma zurück. Am Ende hat der gewonnen, der am entspanntesten geblieben ist.“

So entspannt wie auf der Strecke blieb der 35-Jährige auch abseits des Norisrings. Götz genoss die Aufmerksamkeit nach seinem Titelgewinn sichtlich, er strahlte fast ununterbrochen – und beherrschte das Spiel mit den Medien perfekt. Götz war im Gespräch mit den vielen Journalisten locker, direkt und eloquent; also so, wie sich die Verantwortlichen der Rennserie einen Meister vorstellen, der mit seinen Leistungen und seinem Auftreten in Nürnberg viel Werbung für den Motorsport und die DTM gemacht hat.

Als er auf die gütige Mithilfe seiner Markenkollegen in den letzten Runden angesprochen wurde, lächelte Götz nochmal. Er wusste ja, dass mancher das Verhalten von Mercedes aus sportlicher Sicht befremdlich fand. „Es ist mir egal, was die anderen denken“, sagte er. „Ich bin Meister und stehe in den Geschichtsbüchern. Das macht mich sehr stolz.“ Dann verabschiedete er sich, er hatte ja noch etwas vor an diesem ganz besonderen Tag. „Wir feiern heute Nacht sehr viel“, sagte Götz. „Hoffentlich gibt es genug Champagner und Bier im Hospitality-Bereich.“

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