Überspielt? Handwerker macht beim FCN wieder mehr

10.2.2021, 05:55 Uhr

Leitete mit einer präzisen Flanke die zwischenzeitliche Club-Führung in Darmstadt ein: Linksverteidiger Tim Handwerker. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Es war die erste Hereingabe seit langer Zeit von Tim Handwerker, die vor dem gegnerischen Tor massiv für Gefahr sorgte. Im Auswärtsspiel in Darmstadt stürmt Nürnbergs Linksverteidiger in Minute 76 mit nach vorne und wird von Fabian Nürnberger etwa zehn Meter vor Höhe des Strafraums angespielt. Handwerker ist in vollem Lauf, nimmt den Kopf kurz hoch – und spielt den Ball mit dem ersten Kontakt flach und präzise in den Lilien-Sechzehner. Dadurch, dass der Linksfuß den Ball nicht erst annimmt, verleiht er der Kugel den entscheidenden Drall und platziert sie dadurch perfekt vor die zurückstürmende Darmstädter Abwehr und vor die Füße des eingelaufenen Nikola Dovedan. Der kann das Spielgerät zwar nicht im Tor unterbringen, sich zur Freude des FCN aber auf den mitgelaufenen Fabian Schleusener verlassen.

Es war die richtige Entscheidung im richtigen Moment von Handwerker an einem Tag, an dem der Club sonst viele falsche Entscheidungen traf. Ganz viele seien es sogar laut Trainer Robert Klauß in Darmstadt gewesen, "sowohl mit Ball als auch gegen den Ball". Stichwort gegen den Ball: auch in der Defensive hatte Handwerker einen guten Einfall, als er sich in Minute 69 initiativ auf die eigene Torlinie stellte und einen Schuss von Serdar Dursun dadurch entscheidend entschärfen konnte.

Stillstand auf dem Scorer-Konto

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In den Wochen zuvor agierte Handwerker indes meist unauffällig. In der Defensive blieb der U21-Nationalspieler zwar meist fehlerfrei, erfüllte er die offensiven Ansprüche an ihn jedoch sehr selten. Handwerker verlor das, was ihn zu Beginn der Saison noch so wertvoll für den FCN machte. Immer wieder schaltete sich damals der gebürtige Bergisch Gladbacher in Angriffe mit ein, suchte Eins-gegen-eins-Duelle, flankte und schloss auch mal selbst ab. In Regensburg sorgte Handwerker gar für das erste Saisontor des FCN, seitdem herrscht auf seinem Scorer-Konto jedoch Stillstand.

Mit erstaunlich hoher Wahrscheinlichkeit erreichten Hereingaben von Handwerker zuletzt nicht den eigenen Mann. Meist kamen sie nicht über den ersten Verteidiger hinaus. Wenn doch, flogen sie über Freund und Feind im Strafraum hinweg. Ähnlich wie der Rest seiner Kollegen wirkte Handwerker vor allem im Januar ideenlos, gar überspielt. Kein Wunder, schließlich ist der ehemalige Kölner gemeinsam mit Torhüter Christian Mathenia der einzige Spieler im Kader, der noch keine Sekunde in dieser Saison verpasst hat. Anders als bei Mathenia fehlt es bei Handwerker jedoch an direkter Konkurrenz. Zwar bekleidet Eigengewächs Linus Rosenlöcher die Position des Linksverteidigers von Haus aus, ob er bereits als mögliche Dauerlösung infrage kommt, ist jedoch offen.

Transfers verpasst

Dass der FCN im Wintertransferfenster erneut darauf verzichtete, sich auf den defensiven Außenbahnen zumindest vorübergehend breiter aufzustellen, kam daher überraschend, wäre es schließlich nötig gewesen. Zum einen, da Konkurrenz vor allem für junge Spieler wie Handwerker essenziell ist, um sich zu verbessern. Zum anderen, da die rechte Abwehrseite seit Saisonbeginn nicht nur verletzungsbedingt eine Dauerbaustelle ist.

Zumindest zeigt die Formkurve bei Handwerker und dem FCN nach dem Erfolg am Böllenfalltor wieder leicht nach oben. Gegen St. Pauli braucht der Club nun einmal mehr richtige Entscheidungen auf dem Platz, oder eben deutlich weniger falsche, wie in Darmstadt.