Erfolg im Kraftdreikampf

Verrückter Tag mit blutigem Gold für Christoph Seefeld

10.9.2021, 15:23 Uhr
Bärenkräfte, eine „verrückte“ Strategie mit einem neuen Coach und ein dank Kältetherapie erholter Körper führten dazu, dass Christoph Seefeld in Luxemburg nach seinem Flop in Tschechien ein grandioses Comeback feierte.

© European Powerlifting Federation, NN Bärenkräfte, eine „verrückte“ Strategie mit einem neuen Coach und ein dank Kältetherapie erholter Körper führten dazu, dass Christoph Seefeld in Luxemburg nach seinem Flop in Tschechien ein grandioses Comeback feierte.

Bei der Western Europe Championship in Hamm (Luxemburg) holte der 40-Jährige, der in Röttenbach wohnt, nicht nur den Sieg in der Aktivenklasse, sondern übertraf diesmal auch die deutsche A-Norm für die WM mit 980 Kilogramm, wurde zum besten Athleten der Veranstaltung über alle Gewichtsklassen gekürt und steigerte „nebenbei“ noch ein paar Altersklassenrekorde.

Herr Seefeld, Sie haben gleich zum Auftakt erwähnt, dass Luxemburg ein „blutiges Pflaster“ für Sie gewesen sei - wie müssen wir das verstehen?
Christoph Seefeld: Im letzten Versuch beim Kreuzheben, kurz vor dem Erreichen der Endposition, riss die Haut in der linken Hand, die Wunde fing sofort zu bluten an und machte die Hantel rutschig, sie glitt mir aus der Hand, was etwas bitter war.

Denn Sie haben damit ein „historisches“ Ergebnis verpasst . . .
Christoph Seefeld: Ja, ich hatte im Dreikampf schon 980 Kilogramm stehen. 310 Kilogramm waren bereits Deutscher Rekord im Kreuzheben. Jetzt wollte ich alles und an so einem Tag schien es auch möglich. 330 Kilogramm hätte ein Total von 1000 Kilogramm bedeutet, da gab es in Deutschland noch nicht so viele. Bewegt habe ich diese Last schon, aber dann klappte es denkbar knapp nicht. Damit ist dieser Traum erst einmal verschoben worden.

Dabei begann diese Titelkämpfe ja denkbar ungut für Sie.
Christoph Seefeld: Ja, mein eigentlicher Betreuer, Bundestrainer Matthias Scholz, musste im heimischen Erfurt bleiben, um dort einen Kaderlehrgang zu leiten. Veränderungen sind eigentlich gar nicht so meins, ich bin auch nicht der Leichteste, wenn es um die Betreuung vor Ort geht, man muss wissen, wie man mit mir umgehen muss. Ein eingespieltes Team ist für mich normalerweise sehr wichtig. Doch dass Heiko Krüger einsprang, der bei der EM in Pilsen schon mit dabei war, sollte sich zu einem Glücksgriff entwickeln.

Wieso das?
Christoph Seefeld: Heiko gab mir einfach das Gefühl, dass er genauso verrückt war wie ich und wir einfach auf der selben Wellenlänge waren und Spaß hatten an dem, was da gerade so passierte.

Dabei hätte auch alles ganz anders kommen können . . .
Christoph Seefeld: Der Start war wirklich nicht optimal. Der Eröffnungsversuch in der Kniebeuge lag bei 330 Kilogramm, dieser wurde mit 1:2 ungültig gewertet, weil die Tiefe der Beuge in den Augen der Seitenkampfrichter nicht ausreichend war. Wir diskutierten etwas zu lange über den Folgeversuch, bei dem wir die Last eigentlich steigern wollten. Die Betonung liegt auf wollte, denn regelkonform musste ich den Versuch über 330 noch einmal wiederholen. Im zweiten Anlauf klappte es dann.

Dass Sie dann aber auf 365 Kilogramm steigerten, war aber schon etwas, das unter die Kategorie „verrückt“ fällt?
Christoph Seefeld: Es musste jetzt alles sehr schnell gehen, man rief mir eine Zahl zu und ich nickte ab. Der österreichische Bundestrainer kam zu mir und fragte: „Ist das euer Ernst?“ Ich antwortete nur: „Jetzt wird es wild.“ Um 35 Kilogramm zu zu steigern, ist natürlich nicht üblich, aber ich wollte es, Heiko wollte es, also warum nicht? Ich ging auf die Hantel zu und dachte an nichts, ich wollte es einfach! Der Versuch war gültig und bedeutete zugleich einen deutschen Rekord in der Altersklasse 1 und natürlich einen bayerischen Landesrekord. Ich hatte nun das Gefühl, es könnte ein verrückter Tag werden.

Ging es dann „verrückt“ weiter?
Christoph Seefeld: Definitiv! Beim Bankdrücken steigerten wir von 290 Kilogramm über
305 Kilogramm – beide Versuche gültig. Das war schon wieder Deutscher Rekord, diesmal sogar bei den Aktiven (und natürlich auch in der Altersklasse). Jetzt griffen wir nach der nach der Krone und ließen die Weltrekordlast von 315 Kilogramm auflegen. Ich bin denkbar knapp gescheitert, das waren vielleicht zwei, drei Zentimeter. Soll ich mich darüber ärgern ? Ich denke, das würde die Gesamtleistung an diesem Tag zu sehr in den Schatten stellen - und so bleiben Ziele.

Wie konnten sie knapp einen Monat nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der EM wieder so stark sein?
Christoph Seefeld: Diese Leistung war tatsächlich nicht zu erwarten. Ich bin fest davon überzeugt, dass mir die Kryotherapie, bei der ich Temperaturen von unter 100 Grad minus ausgesetzt bin, sehr geholfen hat bei der Regeneration. Vielen Dank an das Team von Cryomaxx in Erlangen und an meine Frau Julia, die den ganzen Quatsch immer so mitmacht.

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