Vertragsverlängerung: Warum Bissel in Erlangen bleibt

12.8.2019, 10:38 Uhr
Vertragsverlängerung: Warum Bissel in Erlangen bleibt

© Sportfoto Zink / DaMa

Das Abenteuer begann an einem Novembertag 2015 in Springe. Mit Christopher Bissel stieg ein Jugendspieler in den Mannschaftsbus des Handball-Zweitligisten. Einer, der ohne Murren die Wasserkisten ins Gepäckfach lud, der sich hinten anstellte und wie all die anderen Male stolz war, dabei sein zu dürfen. 60 Handballminuten später, als der HC Erlangen sich auf den Heimweg machte, war Bissel gefühlt zwei Köpfe größer. Trainer Robert Andersson hatte ihn, als die Partie frühzeitig entschieden war, für Martin Stranovsky aufs Feld geschickt. Das 34:27 war Bissels erstes Pflichtspieltor für die erste Mannschaft des Vereins, für den er seit 14 Jahren schon spielt.

Disziplin und Professionalität

Der Profivertrag folgte ein halbes Jahr später, der damalige Geschäftsführer Stefan Adam sprach vom "Lohn für großen Fleiß und Engagement", und von Talent. Ähnliche Worte fand Nachfolger René Selke bei der Vertragsverlängerung 2017: "Für sein junges Alter ist er unglaublich professionell und arbeitet sehr hart an sich." Bissel trug noch immer die Wasserkästen, war aber längst dabei, den slowakischen Nationalspieler auf die Bank zu verdrängen. Nicht wegen des Namens – als Sohn von Aufsichtsratschef Carsten Bissel – sondern wegen seiner Leistungen.


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Es gab noch etwas anderes, was Selke beeindruckte: "Christopher lebt den HC Erlangen wie kein anderer Spieler in unserem Kader." In Erlangen geboren, Jugendfußballer beim FSV Bruck, Abitur in Spardorf, Jura-Studium in Erlangen: "Meine Freunde, meine Familie, meine Heimat ist hier", sagt der 23-Jährige. "Ich habe bislang keine Sekunde auch nur daran gedacht, hier wegzugehen." Auch nicht, als sie ihn ausleihen wollten, um ihm Spielpraxis zu verschaffen. Er wollte sich durchsetzen, dort, wo sein Herz schlägt. Gegen die Konkurrenz und gegen die Stimmen, die ihm einen Obulus andichten wollten wegen seines Vaters.

Die Kritiker verstummen lassen

Die Kritiker mit Sachverstand hat er verstummen lassen: Alle 34 Partien absolvierte der Linksaußen vergangene Saison, fehlte bei keinem Training und besaß mit über 70 Prozent die beste Wurfquote. Das Fachmagazin Handballwoche wählte ihn unter die besten sechs Linksaußen mit deutschem Pass.

Der Jura-Student hat sich zum "emotional Leader, der das ganze Team mitreißen kann" entwickelt, sagt Kevin Schmidt, der Sportliche Leiter. Zu einem, der wie selbstverständlich manchmal die Wasserkästen noch trägt. Der Verein verlängerte mit Christopher Bissel vorzeitig bis 2021, "er ist ein wichtiger Eckpfeiler und ein sehr feiner Mensch", so Schmidt: "Einzig beim Ehrgeiz muss Chrissi sich manchmal noch ein wenig bremsen." Doch ohne den hätte es Bissel im November 2015 gar nicht in den Teambus geschafft.

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