Vom Triple-Sieger zum FCN: Singh und Früchtl wollen reifen

25.8.2020, 16:47 Uhr
Zwei Talente, ein Ziel: Sarpreeth Singh und Christian Früchtl wollen sich beim FCN durchsetzen.

© Sportfoto Zink Zwei Talente, ein Ziel: Sarpreeth Singh und Christian Früchtl wollen sich beim FCN durchsetzen.

Für zwei Tage haben sie beim 1. FC Nürnberg jetzt die Tore aufgeschlossen zu ihrem Trainingslager etwas außerhalb des österreichischen Saalfeldens. Sie haben sie nur ein bisschen aufgesperrt, Fans sind in Corona-Zeiten nach wie vor nicht willkommen auf der weiträumigen Anlage, ein paar Journalisten aber dürfen zusehen.

Viele sind der Einladung nicht gefolgt, vielleicht weil die Aussicht auf vier Trainingseinheiten mit einem Beinahe-Drittligisten nicht ganz so verlockend klingt. Dabei gäbe es sogar eine leibhaftige Sensation zu sehen im Mannschaftshotel Gut Brandlhof: Jürgen Klopp und der FC Liverpool bereiten sich hier ebenfalls vor auf die kommende Saison.

Hilfe in der Orientierungsphase

Man begegnet dann zwar auf dem Weg zum Trainingsplatz nicht Klopp, aber immerhin einem im Liverpool-Trainingsanzug, der ein bisschen so aussieht wie Klopp – der deutsche Trainer ist in Liverpool längst auch zu einer Stilikone geworden, zumindest, wenn man sich sein Trainerteam so ansieht.

Fußballerisch ist Liverpool ebenfalls stilbildend, auch wenn nach dem Champions-League-Triumph des FC Bayern sich demnächst wieder mehr Mannschaften an den Münchnern orientieren werden. Der 1. FC Nürnberg zum Beispiel. Der hat sich in seiner Orientierungsphase nach dem Beinahe-Abstieg gleich einmal doppelte Hilfe vom FC Bayern geholt. Weil er die aber nicht bezahlen kann, hat er sie sich ausgeliehen, was nicht die schlechteste Idee ist.


Champions-League-Sieger-Besieger 1. FC Nürnberg


So trainieren jetzt in Saalfelden zwei Beinahe-Champions-League-Sieger mit den Beinahe-Drittligisten. Der Torwart Christian Früchtl ist 20 Jahre jung und soll mindestens ein Jahr Spielpraxis auf höherem Niveau als der 3. Liga sammeln. Ein Jahr älter ist der Mittelfeldspieler Sarpreet Singh, der zwei Jahre lang die Möglichkeit haben soll, sich beim Club zu einem richtigen Erwachsenen-Fußballer zu entwickeln.

Bei Neuer genau hingeschaut

Früchtl hat eine recht normale, deutsche Fußball-Biographie – wenn man es normal nennen will, dass einer es bis zum FC Bayern schafft und schon als 15-Jähriger unter der Anleitung Pep Guardiolas mit den Profis trainieren durfte. Entdeckt wurde Früchtl im niederbayerischen Bischofsmais, ging dann an den DFB-Stützpunkt in Deggendorf und mit 14 in die C-Jugend des FC Bayern.

Zuletzt hat er in der 3. Liga Bälle gehalten und mit Neuer trainiert. In Nürnberg stellt er sich als ein Torwart vor, der mitspielen kann – was einigermaßen logisch erscheint, wenn einer ständig mit dem Libero Neuer trainiert. "Wenn du mit dem besten Torwart der Welt trainierst, musst du dir ja etwas abschauen", sagt Früchtl.


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Etwas abgeschaut glaubt sich auch Singh zu haben bei den jüngst noch etwas prominenter gewordenen Kollegen aus München. In Nürnberg will er jetzt den nächsten Schritt gehen in seiner jetzt schon erstaunlichen Karriere. Singh ist ja in einem Land geboren, in dem man sich auskennt damit, die beste Mannschaft der Welt zu stellen. Nur tun sie das in Neuseeland eben im Rugby, Fußball ist noch immer eine Randsportart. Seines außergewöhnlichen Talents wegen hat es Singh trotzdem im Fußball recht weit nach oben geschafft. Einfach, sagt Singh, ist das aus Neuseeland heraus nicht. "Es ist kein Selbstläufer, du musst hart arbeiten und es muss dich die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt sehen."

In seinem Fall war die richtige Person Wynton Rufer, der einst bei Werder Bremen berühmt geworden war. In dessen Fußballschule wurde Singh ausgebildet, schaffte es zum FC Bayern und hinterließ auch dort Eindruck bei den Profis. Selbst in der Champions League schaffte er es in der abgelaufenen Saison schon ins Aufgebot. "Als ich nach Europa kam, musste ich alles an meinem Spiel verbessern", sagt Singh.

Singh hat's bereits bewiesen

Abgeschlossen ist dieser Prozess noch nicht, auch in Nürnberg wird Singh weiter an seiner Körperlichkeit arbeiten müssen. Trotz gewisser Nachteile in dieser Hinsicht will er sich durchsetzen auf einer der offensiven Mittelfeldpositionen. Dürfte anstrengend werden, kann aber klappen, sagt Singh. Er hat das ja in München schon bewiesen.

"Bei einem Club wie den Bayern bekommst du nur eine Chance, ein Training – wenn du es da nicht hinbekommst, bekommst du vielleicht keine weitere Gelegenheit", sagt er. Singh hat es hinbekommen, durfte Bundesliga spielen und will sich jetzt in Nürnberg Wettkampfhärte aneignen. Und vielleicht noch schönere Dinge erleben. "Ich bin froh, jetzt ein Teil dieses Clubs zu sein, weil diese Saison eine ganz spezielle werden könnte", sagt Singh und meint speziell nicht im Sinne der letzten Club-Saison.

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