"Wird ein langer Winter": Die Falcons und weitere Corona-Fälle

12.11.2020, 19:00 Uhr
Insgesamt sechs Mannschaften der 2. Basketball-Bundesliga waren schon in Quarantäne.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Insgesamt sechs Mannschaften der 2. Basketball-Bundesliga waren schon in Quarantäne.

Bei den Nürnberg Falcons haben sie am Donnerstag begonnen, ein Corona-Tagebuch zu schreiben. Was soll man auch sonst tun, wenn einen das Fieber ans Bett fesselt oder die Quarantäne-Bestimmungen einen dazu verpflichten, zu Hause zu bleiben. In Bremerhaven haben die besten Basketballer seit gestern ebenfalls sehr viel Zeit. Nach dem Spiel in Nürnberg wurden bei einer ersten Reihe zwei Spieler positiv getestet, das komplette Team – inklusive Trainer, Busfahrer sowie Mitarbeiter der Geschäftsstelle – hat sich in Quarantäne begeben.

Die Infektionskette Hagen – Nürnberg – Bremerhaven wirkt nach, wobei Experten aufgrund der Zahl der Infektionen davon ausgehen, dass sich am vergangenen Freitag unter den Spielern ein sogenannter "Superspreader" befunden haben muss; also eine Person, die das Virus noch deutlich großzügiger verteilt hat, als es bei den meisten Infizierten normalerweise üblich ist.


Quarantäne: Gleich zehn Coronafälle bei den Falcons


Sechs Mannschaften mussten in der zweiten Basketball-Bundesliga nun schon seit dem Saisonbeginn Mitte Oktober in Quarantäne, einen solchen Ausbruch gab es bislang aber noch nicht. "Die Liga und die Vereine beobachten die derzeitige Situation sehr genau und wir prüfen alle Fälle", heißt es auf Anfrage bei der Pro A, konkrete Maßnahmen werden aber nicht in Aussicht gestellt. Geschäftsführer Christian Krings verweist auf den Hygieneleitfaden: "Sollten wir feststellen, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt, um das Infektionsrisiko zu minimieren, werden wir diese mit den Vereinen besprechen."

Keine verpflichtenden Tests

Dass dies nötig wäre, ist spätestens seit dem Wochenende mehr als offensichtlich, allerdings befinden sich alle Beteiligten hier in einer Zwickmühle. Für verpflichtende, regelmäßige Tests fand sich vor der Saison keine Mehrheit unter den Klubs und im Moment dürfte die gesellschaftliche Akzeptanz dafür überschaubar sein. Krings gibt zu bedenken, dass das Robert-Koch-Institut aufgrund der Kapazitätsengpässe in den Laboren von Präventivtestungen abrät, "um weiterhin die Vielzahl von Personen mit Symptomen testen zu können".


Katastrophales Corona-Management: So nicht, Pro A!


Auch Falcons-Chef Ralph Junge hat Bauchschmerzen beim Gedanken daran, den Profi-Sport anderen gesellschaftlichen Bereichen vorzuziehen. "Das Problem ist", sagt er, "dass wir die Saison begonnen haben." Jetzt zu unterbrechen und auf bessere Zeiten zu warten, würde die Klubs finanziell hart treffen – und damit natürlich auch die Mitarbeiter und Spieler.

Großer Austausch in der Liga

Die fordern natürlich trotzdem einen besseren Schutz ihrer Gesundheit. Der Austausch ist gerade groß in der Liga: Spieler, Trainer, Geschäftsführer – alle diskutieren, wie sich die Situation verbessern, der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann.

Junge wünscht sich mehr Flexibilität, um Partien zu verschieben, wenn absehbar ist, dass das Risiko einer Ansteckung groß ist. Eine "hundertprozentige Sicherheit" gebe es bei einer Pandemie aber nie, schreibt Krings, das Motto scheint zu lauten: Augen zu und durch. Ralph Junge sagt: "Das wird ein richtig, richtig langer Winter." Wahrscheinlich bleibt noch viel Zeit, um Tagebuch zu führen.

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