Wertvoller Dramatiker

15.7.2006, 00:00 Uhr

Das Werk, das im Londoner Auktionshaus Sotheby‘s unter den Hammer kam, ist zwar etwas Besonderes, aber eine Seltenheit ist es nicht. Jedenfalls nicht im Vergleich zu anderen wertvollen antiquarischen Werken, für die weit weniger gezahlt wurde. So erwarb die British Library kürzlich für 1,45 Millionen Euro eine Erstausgabe des Neuen Testaments in der englischen Übersetzung des Gelehrten William Tyndale von 1523. Es war eines der zwei von einst 3000 gedruckten Exemplaren, die die Wirren der Geschichte überlebt hatten. Die Schergen Heinrichs VIII. hatten die meisten Ausgaben dieses «ketzerischen“ Buches ebenso dem Scheiterhaufen übergeben wie den Übersetzer Tyndale.

Im Vergleich dazu meinte es das Schicksal mit der «Mr. William Shakespeare‘s Comedies, Histories and Tragedies“ recht gut: Von rund 750 Exemplaren, die Shakespeares Kollegen John Heminges und Henry Condell herausgaben, überlebten bis heute immerhin 230. Die meisten, nämlich 147 Stück, sind in US-Besitz. Die Tokioter Meisei-Universität besitzt zwölf und die British Library immerhin noch fünf Exemplare des Sammelbandes, der sieben Jahre nach dem Tod des Dramatikers (1564-1616) erschien.

«Shakespeare hatte einen weit größeren Einfluss auf die Entwicklung der Sprache, der Literatur, der künstlerischen Vorstellungskraft und aller darstellenden Künste als jeder andere Autor“, sagt der Sotheby‘s-Experte für englische Literatur, Peter Selley. «Zudem waren 18 der 36 Stücke in der Folio-Ausgabe zuvor nicht gedruckt worden. Sie wurden nur durch diesen Band für die Nachwelt bewahrt.“ Dazu gehörten so bedeutende Werke wie «Macbeth“, «Heinrich VIII.“, «Die Komödie der Irrungen“, «Antonius und Cleopatra“ und «Der Widerspenstigen Zähmung“. dpa