"Basisstationen" und mobile Teams

Wie geht es in Nürnberg mit dem Impfen weiter?

4.11.2021, 05:55 Uhr

Inzwischen wieder abgebaut: Neun Monate lang war dieses Impfzentrum in einer großen Nürnberger Messehalle in Betrieb. © Stefan Hippel, NN

Auf ein großes Impfzentrum, wie es bis Mitte September in einer Halle der NürnbergMesse betrieben wurde, müssen die Bürgerinnen und Bürger auf absehbare Zeit verzichten. Trotz der anstehenden Welle von Auffrischungsimpfungen sei eine Wiederöffnung oder Neueinrichtung derzeit nicht in Sicht und auch nicht geplant, beteuert Rolf Rabenstein, Leiter der Koordinierungsstelle Impfzentrum beim Gesundheitsreferat.

Richtig Pech hatte allerdings eine Nürnberger Mutter, die zu Wochenbeginn an der ehemaligen Kfz-Zulassungsstelle an der Großreuther Straße vor verschlossenen Türen stand. Ihre 14-jährige Tochter sollte dort ihren zweiten Piks gegen Sars-CoV2 erhalten. Doch daraus wurde nichts - denn das Mini-Impfzentrum ist erst an diesem Freitag wieder geöffnet. "Ein Unding", empört sich die Nürnbergerin, "gerade jetzt, in den Herbstferien, hätten sicher viele die Gelegenheit nutzen wollen, sich impfen zu lassen".

Erschwerend kommt hinzu, dass die Impfstation im City-Point Ende Oktober aufgegeben werden musste. "Schade", meint Rabenstein, "sie wurde sehr gut angenommen. Aber jetzt sollen dort die lange erwarteten Bauarbeiten beginnen". Ein Ersatz ist in Sicht, öffnet aber erst in der kommenden Woche seine Pforten: Ab 9. November wird im bisherigen Kundencenter der N-Ergie an der Südlichen Fürther Straße geimpft, auch ohne Anmeldung. Die mobilen Impfteams sind unterdessen aktuell schwerpunktmäßig in Seniorenheimen und in der Justizvollzugsanstalt unterwegs.

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Nur noch ein Dienstleister

Dass das Angebot für das breite Publikum ausgerechnet in der laufenden Ferienwoche schmal ausfällt, habe auch organisatorische Gründe, erläutert Rabenstein: Wurden die stationären und mobilen Angebote bisher von zwei Dienstleistern betrieben, übernimmt ab sofort die Firma Ecolog gebündelt alle Einsätze im Auftrag der Stadt Nürnberg.

Nächste "publikumsträchtige" Aktion: Am kommenden Sonntag, 7. November, macht der Impfbus von 9 bis 15 Uhr auf dem Platz vor dem Eingang Mitte der Nürnberg Messe (nahe der U-Bahn-Haltestelle) Station. Wer sich impfen lässt, erhält einen Gutschein zum Eintritt in die Consumenta, die an jenem Tag letztmals geöffnet ist. Auch Booster-Impfungen sind möglich.

Grundsätzlich folge die Stadt strikt den Vorgaben der Bayerischen Impfstrategie, so Rabenstein weiter. Seit Oktober gültig und angelegt auf die Zeit bis April 2022, sieht sie vor allem einen Vorrang der Impfungen durch Haus- und Betriebsärzte vor. Angebote der Kommunen seien da nur "ergänzend" vorgesehen, vor allem in Form von mobilen Einsätzen. Das Ex-Kundenzentrum der N- Ergie und die frühere Kfz-Zulassungsstelle werden nach dieser Logik als "Basisstationen" eingestuft.

Knapp 3900 Vergaben pro Woche

Sogar Richtwerte sind in der Impfstrategie vorgegeben: Täglich sind 150 Impfungen pro 100.000 Einwohner vorgesehen; für Nürnberg errechnete das Gesundheitsministerium "offiziell" 3867 Impfungen pro Woche. "Und nur das bekommen wir auch von der Regierung bezahlt" erklärt der städtische Impfkoordinator weiter.

Dabei werde das angepeilte Niveau derzeit, mit gewissen Schwankungen, in der Regel auch ausgeschöpft. "Wenn wir mehr machen sollten, bräuchten wir erst grünes Licht aus München." Auch Auffrischungsimpfungen würden übernommen, habe sich die Stadt von der Regierung bestätigen lassen, berichtet Ulrike Goeken-Haidl vom Gesundheitsamt.

Unterdessen bereitet sich die Stadt darauf vor, die verfügbaren Kräfte beim Gesundheitsamt wieder aufzustocken - vor allem zur Nachverfolgung von Infektionen und Ermittlung von Kontaktpersonen. In internen Anfragen wurden Dienststellenleiter bereits wieder gebeten, Mitarbeiter vorübergehend abzugeben. Aber auch zum Vorgehen bei den Erfassungen und Nachverfolgungen ("containment") flatterten den Kommunen soeben neue Anweisungen auf den Tisch.

Die für Nürnberg erfassten Infektionszahlen seien, nach mehrtägigem Rückstand, inzwischen vollständig bereinigt, versichert Goeken-Haidl. Der zuletzt starke Anstieg lasse sich nicht zuletzt auf verstärkte Testungen vor den Herbstferien zurückführen - sei es im Blick auf Besuche oder Reisen. Aber auch darüber hinaus werde mit weiter steigenden Zahlen gerechnet.

Gute Quote bei über 14-Jährigen

Weit überdurchschnittlich, nämlich bei über 1000, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Nürnberg aktuell bei den 6- bis 9-jährigen Kindern, bei den 10- bis 14-Jährigen immer noch bei 868. Erfreulich dagegen: In ganz Bayern haben inzwischen gut 40 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens die erste Immunisierung erhalten. Der erst vor drei Monaten ausgesprochenen Empfehlung folgen Jugendliche also bemerkenswert schnell.

Etwa jeder vierte gemeldete Infektionsfall ist derzeit ein sogenannter Impfdurchbruch, also eine nachgewiesene Infektion eines Geimpften. Besonders stark vertreten ist dabei die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen; viele unter ihnen hatten den Einmal-Impfstoff Johnson & Johnson erhalten - dem die Ständige Impfkommission Mitte Oktober eine schwächere Schutzwirkung zuschrieb. Dabei sind die jungen Erwachsenen bekanntlich besonders mobil, unternehmungslustig und kontaktfreudig.