Coronavirus drückt laut GfK auf die Stimmung der Verbraucher

21.2.2020, 09:32 Uhr

GfK: Die Konsumenten befürchten negative Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft durch die Ausbreitung des Coronavirus in China. © Markus Scholz, dpa

Coronavirus: Mancher mag’s ja schon gar nicht mehr hören. Aber der Erreger ist – zumindest thematisch – omnipräsent und beschäftigt auch die Marktforscher. So zum Beispiel Rolf Bürkl von der Nürnberger GfK. "Hoffentlich wird das Konsumklima nicht infiziert", unkt der Volkswirt, der seit vielen Jahren für die monatlich erhobene Konsumklima-Studie seines Hauses die Stimmung der Verbraucher hierzulande analysiert.

Aktuell besteht jedoch kein Grund zu Beunruhigung, wie Bürkl diagnostiziert. Das GfK-Konjunkturbarometer ist weiter im grünen Bereich. Zwar haben im Februar die Indikatoren Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung – sie bestimmen mit den Konjunkturerwartungen der Verbraucher im Wesentlichen den Konsumklima-Index – einige Punkte im Vergleich zum Vormonat eingebüßt. Aber dennoch sei das Niveau beider Indikatoren weiter hoch.

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Das kann man mit Blick auf die Konjunkturerwartungen nicht sagen, mit aktuell 1,2 Pünktchen hat es der entsprechende Indikator gerade erst wieder über die Nulllinie geschafft, die seinen langjährigen Durchschnittswert markiert. Aber, und das ist die gute Nachricht, der Indikator legte das zweite Mal in Folge zu. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten, zu denen der Dauerbrenner Handelsstreit, die allgemeine Konjunkturschwäche und natürlich das Coronavirus zählen, ist das fast schon erstaunlich.

"Bislang trübt das Virus die Stimmung der Verbraucher nicht", lautet Bürkls Bulletin. Der Volkswirt sieht allerdings Ansteckungsgefahr. Dann nämlich, wenn die Produktionsausfälle in China und damit auch die Lieferkettenunterbrechungen länger anhalten.



"Im Grunde reicht ein Teil oder ein Vorprodukt, das die deutsche Industrie aus China braucht, das aber nicht kommt: Und schon haben die Unternehmen ein Problem", umreißt der Ökonom das Risiko für die heimische, stark exportorientierte Wirtschaft. Kommt es zu längeren Ausfällen, drohten Kurzarbeit "bis hin zu möglichen Personalanpassungen". Angst um den Job aber ist ein Konsumgift erster Güte.

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Doch so weit ist es längst nicht. Was nicht zuletzt auch Uwe Werner freut, Bezirksgeschäftsführer Mittelfranken des Handelsverbandes Bayern. Denn kauflustige Verbraucher braucht die Branche, die er vertritt. Aktuell sei die Stimmung in der Region gemischt, erklärt der Betriebswirt: "Bei den größeren Händlern herrscht in der Regel bessere Laune. Die kleineren – insbesondere jenseits der Städteachse Nürnberg/Fürth/Erlangen – sind pessimistischer." Ein Grund dafür ist laut Werner der Kauf per Mausklick: Im Textil- und Schuhhandel liege der Online-Anteil jetzt bei knapp 30 Prozent – "und das spüren vor allem die rein stationären Händler".



Und wie sieht es mit dem Coronavirus aus, treibt es die Firmen um? "Vereinzelt werden uns Lieferengpässe gemeldet", berichtet Werner. Und in Rothenburg ob der Tauber blieben asiatische Touristen aus. Kundschaft, die dem dortigen Handel fehle.

Apropos Angst: Laut einer Online-Umfrage, die das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov in 23 Ländern durchführte, sehen in Deutschland 19 Prozent der Befragten das Coronavirus als große Bedrohung der öffentlichen Gesundheit im eigenen Land. Damit rangieren wir bei diesem Punkt unter den neun untersuchten europäischen Ländern im Mittelfeld: Die Spannbreite liegt hier zwischen sieben Prozent (Dänemark) und 28 Prozent (Italien). Yougov hatte Ende Januar/Anfang Februar insgesamt gut 27 000 Erwachsene befragt.