Flug-Shuttle

Flughafen Nürnberg: So könnte das Fliegen der Zukunft aussehen

10.5.2021, 05:00 Uhr
Lilium-Jets starten und landen senkrecht. Dafür benötigen diese eine passende Infrastruktur. Eine Visualisierung zeigt, wie ein sogenannter Vertiport am Airport Nürnberg aussehen könnte.

© Entwurf / Visualisierung: Lilium GmbH Lilium-Jets starten und landen senkrecht. Dafür benötigen diese eine passende Infrastruktur. Eine Visualisierung zeigt, wie ein sogenannter Vertiport am Airport Nürnberg aussehen könnte.

In Zeiten wie diesen, ist es wichtig, sich neue Perspektiven zu erschließen: So möchte laut Pressesprecher Christian Albrecht auch der Albrecht-Dürer-Flughafen Nürnberg neue Märkte erschließen und Anbietern, wie dem Münchner Luftfahrtunternehmen Lilium, eine Chance geben. Die im Kreis Starnberg ansässige Firma hat sich dazu bekannt, nach Nordrhein-Westfalen und Florida (USA) auch in Bayern - konkret in Nürnberg und München - frühzeitig den Betrieb einer Linienverbindung mit vollelektrischen und CO2-emissionsfreien Lilium-Jets aufzunehmen und dafür bereits einen Teil seiner geplanten Produktion eingeplant.

Fliegen zum Taxipreis

„Ich freue mich sehr über die erfolgreiche partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den beiden Flughäfen, die jetzt Früchte trägt. Natürlich setzen wir alles daran, unser vollelektrisches und ultra-leises Airline-Angebot an unseren Heimatstandort Bayern zu bringen, sowie München und Nürnberg mit benachbarten Städten und Regionen noch enger vernetzen zu können“, sagt Daniel Wiegand, CEO von Lilium. Die Flughäfen München und Nürnberg seien zentrale Mobilitäts-Knotenpunkte, die im Laufe der Zeit mit Groß- und Kleinstädten in der ganzen Region verbunden werden sollen.

Damit will der Nürnberger Flughafen auch der politischen Agenda gerecht werden: "Es soll künftig keine Kurzstreckenflüge mehr geben", berichtet Geschäftsführer Michael Hupe in einem Interview. "Genau diese Entfernungen kann so ein Jet aber bewältigen." Der Sieben-Sitzer von Lilium hat eine Reichweite von 250 Kilometern, eine Höchstgeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde. Das Preisniveau soll laut Lilium vergleichbar sein mit herkömmlichen Verkehrsmitteln, etwa einer Taxifahrt.

Flugzeug startet senkrecht

Ein weiterer Vorteil ist die Infrastuktur, da der Jet "wie ein Hubschrauber zu betrachten ist", sagt Flughafensprecher Albrecht. Das bedeutet, dass dieses Flugzeug senkrecht startet und landet und somit wenig Fläche verbraucht. Dafür soll am Flughafen ein sogenannter "Vertiport" eingerichtet werden, quasi ein neues Terminal für das Flug-Shuttle. Ein möglicher Ort sei das Gelände, auf dem momentan noch der Eventpalast steht. "In zwei, drei Jahren wird der abgebaut, also passt das ganz gut", sagt Hupe. Dieser Standort sei zudem nur wenige Gehminuten vom Terminal, der U-Bahn und dem Parkhaus entfernt und würde dem herkömmlichen Flugverkehr nicht in die Quere kommen.

In einer Visualisierung hat Lilium schon dargestellt, wie das neue Terminal aussehen könnte: minimalistisch. Im Fokus steht laut Flughafen-Geschäftsführer die Zeitersparnis und nicht die Möglichkeit, essen oder einkaufen zu gehen. Hupe geht davon aus, dass für dieses Projekt Gelder aus Fördertöpfen zur Verfügung stehen, da das Thema Elektromobilität ja im Interesse des Staats liege. Gegenüber T-Online sagt er: "Wir sind am Abklappern, ob es da noch Forschungsgelder gibt."

Offen für weitere Anbieter

Generell sei man für alle Anbieter und Technologien offen, betont Sprecher Albrecht. So müsste der Vertiport auch so konstruiert werden, dass nicht nur die Kleinflugzeuge von Lilium dort abheben können. Es gebe, so Hupe, auch noch die Firma Velocopter aus Karlsruhe, deren Fluggeräte für ein bis zwei Personen und kürzere Strecken gedacht sind und Geschäftsreisende etwa vom Nürnberger Flughafen zur Messe fliegen könnten.

Eine Vision äußert Hupe im Interview mit T-Online: "Ich kann mir vorstellen, dass ich mal von Hof aus mit Lilium nach Nürnberg fliege und dann steige ich mit kurzer Laufzeit zum Terminal um in die Chartermaschine auf die Kanaren." Potenzial gebe es auch in Richtung Südwesten: Zwischen Nürnberg und Stuttgart oder Karlsruhe existiere nach wie vor keine direkte ICE-Verbindung – und die Lilium-Flüge sollen künftig dem bodengetriebenen Verkehr auf Schiene und Straße Konkurrenz machen. Mit dem Stuttgarter Flughafen, sagt Hupe, stehe man diesbezüglich bereits in Kontakt.

Autonomes Fliegen

In Zukunft sollen die Lilium-Jets auch autonom fliegen, das heißt ohne Pilot. Zwar vermittle dieser momentan noch Sicherheit, so Flughafensprecher Albrecht, "bei den U-Bahnlinien zwei und drei in Nürnberg macht sich aber zwischenzeitlich auch keiner mehr Gedanken darüber, dass die Züge automatisch fahren. Daran gewöhnt man sich".

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