Verlustarmer Transport an Land

Großauftrag für Siemens Energy: So soll Windkraft 1,8 Millionen Deutsche versorgen

vnp

22.7.2022, 12:26 Uhr
Die beiden neuen Stomverbindungen BorWin4 und DolWin4 werden bis zu 1,8 Gigawatt (GW) grünen Windstrom aus mehreren Windparks in der deutschen Nordsee an Land transportieren.

© Siemens Energy Die beiden neuen Stomverbindungen BorWin4 und DolWin4 werden bis zu 1,8 Gigawatt (GW) grünen Windstrom aus mehreren Windparks in der deutschen Nordsee an Land transportieren.

"Der Bau neuer Windkraftanlagen ist wichtig, aber letztlich sinnlos, wenn die Energie nicht die Verbraucher erreicht", sagt Tim Holt, Mitglied des Vorstandes bei Siemens Energy. Zwei neue Stromverbindungen stellen die Weichen für mehr Windenergie im deutschen Netz: DolWin4 und BorWin4 werden bis zu 1,8 Gigawatt (GW) grünen Windstrom aus mehreren Windparks in der deutschen Nordsee verlustarm an Land transportieren, teilt der Energietechnikhersteller mit Hauptsitz in München mit.

Die Verbindungen werden damit den Bedarf einer Großstadt wie Hamburg mit 1,8 Millionen Einwohnern decken können. Die Amprion Offshore GmbH hat Siemens Energy mit der Lieferung der notwendigen Technik für die Konverter-Stationen ihrer ersten Netzanbindungs-Projekte beauftragt.

Hoher dreistelliger Millionen-Euro-Betrag

Der Auftragswert für Siemens Energy bewegt sich im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und ist damit der größte Offshore-Netzanbindungs-Auftrag, den das Unternehmen bis jetzt erhalten hat.

„Der Anteil erneuerbarer Energien an der deutschen Stromversorgung soll bis zum Jahr 2030 auf 80 Prozent steigen", sagt Energy-Vorstandsmitglied Holt. "Wir müssen daher auch in unser Stromnetz investieren, um das Land zuverlässig mit nachhaltiger Energie versorgen zu können.“

Zwei Konverter-Plattformen

Der Lieferumfang von Siemens Energy besteht insgesamt aus zwei Konverter-Plattformen auf dem Meer und zwei dazugehörigen Stationen an Land. Die Plattformen wandeln den Wechselstrom, wie er von den Windturbinen produziert wird, in Gleichstrom um. Anschließend wird der Gleichstrom für den Transport an ein sogenanntes Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabel (HGÜ-Kabel) übergeben.

Eine zweite Konverter-Station an Land wandelt den Strom dann wieder in Wechselstrom zurück. Nur so können die großen Energiemengen den Weg von rund 215 km (DolWin4) und 280 km (BorWin4) ohne nennenswerte Verluste (verlustarm) zurücklegen. Die beiden Anbindungen werden weitestgehend parallel zueinander installiert und sollen beide 2028 in Betrieb gehen. BorWin4 würde so sogar ein Jahr früher als ursprünglich geplant ans Netz gehen.

Da das Übertragungsnetz in der niedersächsischen Küstenregion durch zahlreiche Windparks bereits stark ausgelastet ist, liegen die Anschlusspunkte für die Verbindungen weit im Binnenland. Siemens Energy wird die Land-Konverter-Stationen in der Nähe der Amprion-Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen im südlichen Emsland errichten. Der Netzknotenpunkt schließt bislang das Kernkraftwerk Emsland an das Übertragungsnetz an, welches Ende 2022 abgeschaltet werden soll.

Wartung für zehn Jahre

DolWin4 und BorWin4 werden die dadurch entfallende Erzeugungskapazität durch 1,8 GW Offshore-Windenergie ersetzen. Siemens Energy wird neben der Lieferung der Technik auch die komplette Wartung der Anlage für zunächst zehn Jahre übernehmen. Sämtliche Hochspannungsbetriebsmittel für die beiden Anschlusssysteme, wie etwa die Konverter-Technologie, Transformatoren oder Schaltanlagen, wird Siemens Energy in Europa fertigen.

Stark im Markt vertreten

Der spanische Konsortialpartner Dragados Offshore S.A. verantwortet den Bau sowie die Offshore-Installation der zugehörigen Plattformen. Der Bau erfolgt in der Werft des Unternehmens in Cádiz. Neun der derzeit insgesamt 15 HGÜ-Netzanbindungsprojekte in der deutschen Nordsee nutzen die Technologie von Siemens Energy.

Großbritannien möchte bis 2030 durch Offshore-Windenergie sogar so viel grüne Energie erzeugen, dass damit jeder Haushalt im Land mit Strom versorgt werden kann. Der Länderverbund gab vor Kurzem in der bisher größten Vergaberunde von Differenzverträgen den Weg für fünf weitere Offshore-Windparkprojekte frei. Vier dieser Projekte sollen nach den derzeitigen Plänen der Betreiber mit Netzanbindungssystemen von Siemens Energy ausgestattet werden. Zuletzt konnte Siemens Energy im Juli den Auftrag über die Netzanbindung des Offshore-Windparks East Anglia Three verbuchen. Nach Inbetriebnahme soll der 1,4GW-Windpark rund eine Millionen Haushalte mit grünem Strom versorgen.

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