"Alle Optionen ausloten"

Hunderte Mitarbeiter betroffen: Großer deutscher Modehersteller ist insolvent

Andreas Hofbauer

Volontär

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27.4.2023, 10:23 Uhr
Die Marke Pierre Cardin gehört neben weiteren bekannten Marken zur Ahlers AG.

© Panthermedia/IMAGO Die Marke Pierre Cardin gehört neben weiteren bekannten Marken zur Ahlers AG.

Der Herrenmodehersteller Ahlers ist insolvent. Wie das Unternehmen selbst mitteilte, wolle man für die Ahlers AG und sieben Tochterfirmen im Laufe des Tages Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bielefeld stellen. Ahlers steht für die Marken Baldessarini, Pioneer, Otto Kern und Pierre Cardin.

Die Tochterfirmen, die von der Insolvenzanmeldung betroffen sind, sind die Ahlers P.C. GmbH, Ahlers Zentralverwaltung GmbH, Ahlers Vertrieb GmbH, Ahlers Retail GmbH, Baldessarini GmbH, Pioneer Berufskleidung GmbH und die Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH. Im Ausland ansässige Gesellschaften seien von den Insolvenzanträgen nicht betroffen. Das Amtsgericht Bielefeld hat Rechtsanwalt Dr. Biner Bähr (Kanzlei White & Case) als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt.

Insolvenzverwalter: "Alle Optionen ausloten, um Ahlers zu erhalten"

"Ahlers ist ein traditionsreiches Unternehmen mit einem Portfolio starker Modemarken und eine der führenden Adressen für hochwertige Männermode. Unsere Priorität muss zunächst darauf liegen, die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Geschäftsbetrieb so reibungslos wie möglich weiterlaufen kann", sagte Bähr. Anschließend werde es darum gehen, "alle Optionen auszuloten, die eine Zukunft der Gruppe als Ganzes oder einzelner Marken ermöglichen."

Schon in den vergangenen Wochen und Monaten mussten zahlreiche namhafte Modehändler Insolvenz anmelden. Dazu gehören der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der Schuhhändler Reno oder der Modefilialist Peek & Cloppenburg Düsseldorf.
Vom Insolvenzantrag sind rund 400 von weltweit 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Sie sollen drei Monate Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit erhalten. Trotzdem solle der Geschäftsbetrieb "bis auf Weiteres fortgesetzt" werden, wie das börsennotierte Unternehmen am Montag mitteilte. Dies gelte unter anderem für das Werk in Sri Lanka. Dort werde die Produktion regulär weiterlaufen.

Gründe für den Insolvenzantrag: Inflation und Corona

Grund für den Insolvenzantrag soll die aktuelle Geschäftsentwicklung gewesen sein, sagte Firmenchefin Stella Ahlers. "Trotz Restrukturierungserfolgen lässt die aktuelle Marktsituation leider keine andere Entscheidung zu." Man habe die Auswirkungen der Corona-Pandemie, einbrechende Lieferketten, allgemeine Kaufzurückhaltung sowie hohe Inflation nicht kompensieren können. Trotzdem sehe sie Zukunftsoptionen für das Unternehmen.

Mit den Marken des Unternehmens machte Ahlers 171 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22. Laut Angaben des Unternehmens selbst sei das ein Zuwachs von 19,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Erlöse liegen damit dennoch unter dem Niveau vor der Pandemie. Im Geschäftsjahr 2018/2019 lag der Umsatz bei 207 Millionen Euro.

Es ist beabsichtigt, die für den 3. Mai 2023 einberufene Hauptversammlung der Ahlers AG vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung zu verschieben.