Horrorjahr für die NürnbergMesse

24.1.2021, 12:00 Uhr
Das Messezentrum Nürnberg aus der Vogelperspektive.

© Heiko Stahl, NNZ Das Messezentrum Nürnberg aus der Vogelperspektive.

Roland Fleck ist defintiv kein Pessimist - auch wenn für das Geschäftsjahr 2020 der NürnbergMesse, die er zusammen mit Peter Ottmann führt, ein Rekordverlust zu Buche steht. Die genaue Höhe steht zwar noch nicht fest, der Jahresfehlbetrag wird aber zwischen 50 und 60 Millionen Euro betragen.

"Dramatischer Umsatzeinbruch"

Auch der Umsatz ist regelrecht abgestürzt, und zwar auf rund 115 Millionen Euro. Vor einem Jahr, als Corona noch kein echtes Problem für Europa war, hatten die Messechefs mit einem Umsatz von rund 350 Millionen Euro gerechnet. Diese Zielmarke war durch das Virus wenig später zur Makulatur geworden.

"Das ist ein dramatischer Umsatzeinbruch, da beißt die Maus keinen Faden ab", erklärte Fleck unumwunden. Er zeigte sich aber auch überzeugt, "dass es nach dem Tief auch wieder nach oben geht". Für das laufende Jahr allerdings werde es "nach heutiger Schätzung" noch einmal einen Verlust "mindestens in der Größenordnung des Fehlbetrags des Jahres 2020 geben - eher sogar ein bisschen mehr".

Auf eine Umsatzprognose für 2021 wollen sich Fleck und Ottmann angesichts der Unwägbarkeiten, wie es mit der Pandemie weitergeht, nicht einlassen: "Das wäre reine Spekulation." Die beiden Manager hoffen, dass ab September wieder Veranstaltungen auf dem Nürnberger Messegelände möglich sind. Bis das Geschäft allerdings wieder Vor-Corona-Niveau erreicht, wird noch viel Wasser die Pegnitz hinunterlaufen.


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Zu den raren Lichtblicken im Corona-Jahr 2020 gehört, dass das Messegeschäft in China längst wieder angelaufen ist. Und auch die Digitalisierung von Messeformaten half, dass die im Juli genannte Umsatzprognose von 100 Millionen Euro um rund 15 Millionen übertroffen werden konnte. Bei aller Freude über den Digitalisierungsschub und die dadurch realisierten Möglichkeiten betont Fleck jedoch auch: "Digitale Messen verdienen nicht das Geld, das Messen auf dem Gelände bringen".

Apropos Geld: Den Quasi-Lockdown bei Präsenzmessen bekommt nicht nur die NürnbergMesse schmerzlich zu spüren. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts, die die beiden Manager zitierten, fehlen dadurch deutschlandweit rund 1,55 Milliarden Euro an Umsatz, die andere Branchen und Dienstleister normalerweise im Zuge von Ausstellungen in Nürnberg erwirtschaften. Auf die Metropolregion bezogen liegt dieser Ausfall den Angaben zufolge bei rund 900 Millionen Euro.

Personalkosten gesenkt

Die NürnbergMesse selbst hat auf den Einnahmeneinbruch mit einem Sparprogramm reagiert: Die für das Jahr 2020 eigentlich geplanten Investitionen wurden um 70 Prozent reduziert, die Sachkosten um 35 bis 40 Prozent und die Personalkosten um 20 Prozent zurückgefahren, wie Ottmann und Fleck erläutern.

Die Einsparungen bei den Personalkosten seien im Wesentlichen dadurch erreicht worden, dass bereits genehmigte zusätzliche Planstellen nicht realisiert und Stellen, die durch normale Fluktuation wegfielen, nicht ersetzt wurden. Auch Kurzarbeit und Einschnitte bei der Jahresleistungsprämie gehören zu den Maßnahmen - nicht dagegen betriebsbedingte Kündigungen. Unter dem Strich ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Nürnberg von 605 auf 590 gesunken.

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