Immer mehr Banken verlangen Gebühren für die Einzahlung von Kleingeld

4.6.2020, 10:29 Uhr
Viele Bürger sammeln Kleingeld bei sich zuhause. Doch mittlerweile erheben zahlreiche Banken Geld für den Service, es einzutauschen.

© Anja Cord via www.imago-images.de, imago images/Cord Viele Bürger sammeln Kleingeld bei sich zuhause. Doch mittlerweile erheben zahlreiche Banken Geld für den Service, es einzutauschen.

Münzgeld bei der Bank einzahlen, rollierte Münzen wieder mitnehmen: Für viele Ladenbetreiber gehört das zum Alltagsgeschäft. Die Sparkasse Nürnberg bietet diesen Münzverkehr als kostenlosen Service an. Noch, denn ab 1. Juli werden – wie bei so vielen anderen Banken – dafür auch bei der Sparkasse Nürnberg Gebühren fällig.

Ein- und Auszahlungen am Schalter seien "mit erheblichem Aufwand verbunden", sagt deren Sprecherin Marlies Gräbner. Diese Kosten will das Institut künftig zumindest teilweise über Gebühren abdecken. Konkret bedeutet das: Bis zu 50 Münzen auf einmal können künftig noch kostenlos eingezahlt werden. Größere Mengen muss der Kunde in einem "Safe Bag" anliefern, einem festen, durchsichtigen Kunststoffbeutel mit speziellen Sicherheitsmerkmalen.

50 Cent pro Münzrolle

Fünf Euro berechnet die Sparkasse pro Beutel, den man mit nach Hause nehmen oder im Geschäft deponieren kann, bis sich genügend Münzgeld darin angesammelt hat. Für diese Gebühr wird der Beutelinhalt später maschinell gezählt und dem Konto des Kunden gutgeschrieben. Eine Einzahlung direkt aufs Sparbuch ist ab Juli nicht mehr möglich, aber der Kunde kann entsprechende Beträge vom Girokonto aufs Sparbuch weiterleiten. Dafür wiederum können zusätzliche Kosten entstehen, je nachdem, welches Gebührenmodell man für das eigene Girokonto gewählt hat. Für rolliertes Münzgeld berechnet die Sparkasse ab Juli 50 Cent pro Rolle, unabhängig vom Nennwert der Münzen.

Wenn Kinder dann ihre Spardosen in einer Geschäftsstelle ausleeren, werden die Sparkassen-Mitarbeiter nicht ganz so genau auf die Zahl der Münzen schauen, verspricht Marlies Gräbner.Für die Kleinen bietet das Institut ein spezielles Konto an, das in den ersten Jahren wie ein Sparbuch funktioniert und sich mit zunehmendem Alter der Jungsparer schrittweise in ein Girokonto verwandelt. Die Ein- und Auszahlung von Geldscheinen am Bankautomaten soll bis auf weiteres kostenfrei bleiben.

Beträchtlicher Mehraufwand?

Der eigentliche Auslöser dieser Umstellung dürfte die Münzgeld-Prüfverordnung sein, die 2015 in Kraft trat, vermuten Beobachter. Damit wurde auch den Sparkassen die Verpflichtung auferlegt, eingehende Münzen auf Falschgeld hin zu kontrollieren. Gleichzeitig hat die Deutsche Bundesbank einige ihrer früheren Aufgaben an die Filialbanken übertragen. Dazu gehört, dass Münzgeld nur noch gerollt und damit nach Nennwerten getrennt bei der Bundesbank eingeliefert werden darf – ein beträchtlicher Mehraufwand für Banken und Sparkassen.

Auch andere Kreditinstitute in Nürnberg erheben für Barein- beziehungsweise -auszahlungen am Schalter Gebühren, wie eine kleine Umfrage zeigt. Die VR-Bank etwa berechnet für die Einlieferung von Geldmünzen im "Safe Bag" 1,5 Prozent der Einzahlungssumme, sagt Sprecherin Ellen Wölke. Spardosen werden kostenlos geleert und verbucht. Gerollte Münzen erhalten VR-Kunden kostenlos, alle anderen zahlen am Automaten 50 Cent pro Geldrolle. Für die Einund Auszahlung von Banknoten wird in den VR-Filialen jeweils ein Euro fällig.

Komplett gebührenfrei sind solche Geldbewegungen bei der PSDBank in Nürnberg – sowohl am Automaten als auch am Schalter. Die Einlieferung von Münzgeld ist kostenlos, wenn die Münzen in eine etwa DIN A 4-große Schütte passen; das gilt auch für Münzrollen. In beiden Fällen werden die Münzen maschinell gezählt und zwei bis drei Tage später dem Kundenkonto gutgeschrieben.

Größere Münzmengen nimmt die Bank grundsätzlich nicht an, so PSDSprecherin Susanne Kolb. Ebenso wenig werden Münzrollen an Kunden ausgegeben, um den Bargeld-Bestand in der Schalterhalle möglichst gering zu halten.

Höhere Gebühren für Firmenkunden

Bei der Evenord-Bank gilt: Für Münzgeld-Einzahlungen werden zwei Prozent des Einzahlungsbetrag (mindestens ein Euro) berechnet. Für die Gutschrift auf dem Konto zahlt der Kunde zudem eine Buchungsgebühr je nach seinem Kontenmodell, sagt Unternehmens-Sprecherin Sandra Heimrich. Die Einzahlung von Banknoten am Schalter kostet 0,05 Prozent des Einzahlungsbetrags, aber mindestens einen, maximal 15 Euro – zuzüglich Buchungsposten. Für die Einzahlung von Banknoten am Automaten wird eine Buchungsgebühr in Rechnung gestellt. Für Firmenkunden gelten teilweise höhere Gebühren.

Barabhebungen nicht mehr möglich

Die Sparda-Bank wiederum verzichtet auf jegliche Gebühren für Einzahlungen und Abhebungen eigener Kunden, berichtet Sprecherin Catherine Brandt. Münzgeld wird in ein kostenloses(!) "Safe Bag' gepackt, von einem Geldtransport-Unternehmen abgeholt, gezählt und dem Kunden gutgeschrieben. Münzrollen gibt die Sparda nicht aus, da sie ausschließlich auf Privatkunden ausgerichtet ist, die rollierte Münzen in aller Regel nicht benötigen.

Schließlich die Evangelische Bank: Am Standort Nürnberg sind seit Jahresbeginn sowohl Bareinzahlungen als auch Barabhebungen am Schalter nicht mehr möglich, sagt deren Sprecher Albrecht Weisker. Im Foyer der Filiale stehen je ein spezielles Gerät für Münzeinzahlungen beziehungsweise für die Einzahlung von Geldscheinen zur Verfügung, für Geldabhebungen steht ein Geldautomat bereit. Das Münzeinzahl-Gerät wird vor allem auch für Kollekten der Nürnberger Kirchengemeinden genutzt – Einzahlungen hier werden zeitgleich dem jeweiligen Kundenkonto gutgeschrieben, zusätzliche Gebühren erhebt die Bank dafür nicht.

Der Umgang mit Bargeld bedeutet für all diese Banken einen erheblichen Mehraufwand. Langfristig wird es deshalb darum gehen, zunächst das Münzgeld und dann auch Geldscheine abzuschaffen, erwarten Beobachter mit Blick auf Schweden und vor allem auf Norwegen. Dort ist das Bezahlen im Alltag vielerorts nur mehr mit Karte oder einer Mobiltelefon- App möglich.

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