Kommentar: Karstadt ist an seinem schweren Erbe gescheitert

21.6.2020, 16:09 Uhr
Eigentlich gehört Karstadt zum festen Inventar der Nürnberger City. 

© Roland Fengler, NNZ Eigentlich gehört Karstadt zum festen Inventar der Nürnberger City. 

Der Abgesang des Warenhauses wird schon seit einigen Jahren gepflegt. Dass das nicht so sein muss, das zeigen etwa die Warenhäuser von "Manufactum“, die in der Regel eine hohe Kundenfrequenz aufweisen. Da bewahrheitet sich der alte Satz: Der Wurm muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken. Bei "Manufactum" stimmt offenbar das Kaufhauskonzept und die Kunden kommen, obwohl das Unternehmen als Versandhaus gestartet ist und es noch immer eines ist.

Karstadt scheitert aber nicht nur am fehlenden Konzept. Auf dem Karstadt-Konzern, lastet noch das Erbe aus der Quelle-Insolvenz. Vor etwas über zehn Jahren sollte durch den Verkauf von hochkarätigen Karstadt-Immobilien der Quelle-Konzern finanziell noch einmal flott gemacht werden. Am Ende vergeblich: Das Geld war weg und Karstadt musste in guten Lagen die einstmals eigenen Immobilien teuer zurückmieten. Das verhinderte natürlich, dass auch Kaufhäuser in 1A-Lagen mit hoher Kundenfrequenz modernisiert wurden.

Der gebeutelte Konzern gibt auf

Die Käufer wollten mit hohen Mieten erst einmal ihre Investition abfinanzieren. Darunter leidet auch Karstadt an der Lorenzkirche: Das Haus aus den siebziger Jahren hat einen hohen Investitionsstau, etwa was die Haustechnik anbelangt. Eine teure Sanierung würde die Mieten noch weiter in die Höhe treiben, da gibt der gebeutelte Karstadt-Kaufhof-Konzern wohl lieber die angebliche Immobilien-Perle gleich ganz auf.


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Es besteht die Gefahr, dass mit einem langen Leerstand oder mit einem Ramschkaufhaus als neuen Mieter an der Lorenzkirche der Einkaufsstandort Nürnberg erheblich leidet und andere Einzelhändler, die sich um Qualität bemühen, zum Kippen bringt. Die Stadt sollte sich überlegen, ob sie den Karstadt-Immobilienbesitzern nicht planungsrechtlich Daumenschrauben anlegen kann. An dieser Stelle in der Stadt darf Gewinnmaximierung nicht das einzige Konzept sein.

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