Automobilzulieferer will weiter wachsen

Oechsler will bald wieder Vollgas geben

29.7.2021, 14:06 Uhr

Der Hauptsitz der Oechsler-Gruppe ist in Ansbach.  © Tanja Toplak-Páll

Der Oechsler-Konzern hat die Corona-Krise bisher nach eigenen Angaben gut überstanden. Der Lockdown hat jedoch deutliche Spuren hinterlassen: "Im vergangenen Jahr ist der Konzernumsatz um 20,5 Prozent auf 378,2 Mio. Euro gesunken. Vor allem das Geschäftsfeld Automotive war mit einem Umsatzrückgang von 297,6 auf 233,5 Millionen Euro (minus 21,5 Prozent) stark von den Corona-Effekten und der schwachen Nachfrage im Automobilmarkt betroffen", erklärt der Konzern. Die Gruppe, mit Hauptsitz im mittelfränkischen Ansbach, ist in den Geschäftsbereichen Automotive, Healthcare und Innovative Solutions an drei deutschen und weltweit sieben Produktionsstandorten aktiv. Zwei Drittel des Umsatzes werden im Bereich der Automobilindustrie erwirtschaftet.

Doch diese Abhängigkeit von der Automobilbranche stellt das Unternehmen vor neue Herausforderungen: Die globale Versorgungskrise trifft die Automobilbranche aktuell hart, und damit auch Oechsler.

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Auch für die eigenen Produkte gibt es punktuell Materialknappheit, hier geht es primär um Granulate oder Metallteile. Die Preise sind aber stabil. "Wir haben langjährige globale Lieferverträge. Aber die Frachtkosten gehen durch die Decke, teilweise haben sie sich verdreifacht", erklärt Claudius Kozlik, Vorstandvorsitzender der Gruppe. Hauptproblem ist jedoch, dass wegen der Materialknappheit global deutlich weniger Autos produziert werden. Und dies wirkt sich auch auf die Arbeit bei Oechsler aus: In Teilbereichen sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wie es weitergeht, sei momentan schwer absehbar. "Vor einigen Wochen bin ich noch von einer deutlichen Entspannung der Corona-Pandemie ausgegangen", sagt Kozlik.

"Aktuell sieht es so aus, dass sich die Situation bis 2022 hinziehen wird", sagt Finanzvorstand Michael Meyer. Kozlik ist zuversichtlich: "Wenn sich ein Nachfragestau bildet, hoffen wir, dass wir dann nächstes Jahr mehr verkaufen können."

Der Vorstandsvorsitzende blickt trotz aller Schwierigkeiten optimistisch in die Zukunft. Dieses Jahr soll der Umsatz wieder steigen. Die Oechsler-Gruppe will weiter wachsen. "Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren zehn Prozent Wachstum pro Jahr, das wollen wir fortsetzen", erklärt der Vorstandsvorsitzende. Auch die Mitarbeiterzahl sei in dieser Zeit deutlich gestiegen. 2012 waren es noch rund 2000 Mitarbeiter weltweit, mittlerweile sind es 3000, wobei sich die Produktion vor allem nach Asien und Nordamerika verschoben hat. Ausnahme war natürlich das Corona-Jahr, wo der Umsatz deutlich zurückging und sich auch die weltweite Mitarbeiterzahl von 3300 auf 3000 verringerte. Weitere Einschnitte sind jedoch nicht geplant.

Eher im Gegenteil: In der Entwicklungsabteilung sucht der Konzern laut Kozlik aktuell Mitarbeiter. "Hier wollen wir aufstocken, von 40 (2018) auf 120. In absehbarer Zeit soll sich diese Forschung in Form von profitablem Neugeschäft auszahlen." An welchen Neuheiten der Konzern aktuell forscht, dazu will sich Kozlik noch nicht äußern.

In den vergangenen Jahren sei vor allem im Bereich 3D-Druck viel investiert worden. Gedruckte Teile für Autositze und auch Sättel für Fahrräder werden bereits in Serie hergestellt. "Wir konnten einen großen Fahrradhersteller als neuen Kunden gewinnen", verrät Kozlik.

Auch im Bereich der Automobilindustrie wird geforscht und entwickelt: "Wir wollen Produktfelder unabhängig von der Antriebstechnik bedienen. Auch bei der Auswahl von Neuprojekten ist die Unabhängigkeit von der Antriebstechnologie ausschlaggebend", sagt Kozlik. So liefert Oechsler unter anderem elektronische Feststellbremsen.

Insgesamt will der Konzern dieses Jahr rund 40 Millionen Euro investieren. 2020 waren es 19,3 Millionen Euro (2019: 73,7 Millionen).

Kozlik hofft auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Vor allem die Dienstreisen vermisst er. "Die Bedeutung darf man nicht unterschätzen. Ich zähle schon die Tage, bis ich wieder die Auslandsstandorte und die dortigen Mitarbeiter besuchen kann." Unter den Einreisesperren in Asien, wo der Konzern mittlerweile rund 1000 Mitarbeiter hat, und Nordamerika (300 Mitarbeiter) würde die Kommunikation leiden.