Plastik wie gedruckt: Oechsler kooperiert mit BASF und HP

19.6.2020, 13:26 Uhr
Der Kfz-Zulieferer Oechsler konnte zuletzt seinen Umsatz steigern. Für dieses Jahr sieht es allerdings nicht mehr ganz so gut aus.

© Oechsler AG, NN Der Kfz-Zulieferer Oechsler konnte zuletzt seinen Umsatz steigern. Für dieses Jahr sieht es allerdings nicht mehr ganz so gut aus.

"In der Vergangenheit waren wir vor allem für klassischen Kunststoffspritzguss bekannt", erklärt Firmenchef Claudius Kozlik. Also beispielsweise Teile zur Steuerung der Zentralverriegelung oder des Außenspiegels. Bereits seit zwei Jahren aber betreibe man auch die größte Flotte an 3D-Druckern für die industrielle Fertigung. "Und zwar nicht mehr nur für Prototypen und Kleinserien, sondern schon für Stückzahlen im sechsstelligen Bereich."

Der 3D-Druck sei zwar noch immer etwas langsamer, dafür aber weniger aufwendig und flexibler als andere Produktionsverfahren, sind die Ansbacher überzeugt. Etwa, weil es keine Gussformen und ständige Werkzeugwechsel mehr brauche. "Und zum Teil sind ganz neue Formen möglich, etwa Gitterstrukturen", sagt Matthias Weißkopf, bei Oechsler Leiter der globalen Forschung und Entwicklung.


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Mittelfranken gemeinsam mit Weltkonzernen

Obwohl schon im Einsatz, befinde sich die Technologie aber immer noch im Stadium der Vorentwicklung. "Im Spritzguss verwendet man Granulate, im 3D-Druck dagegen Kunststoffe in Form von Pulver oder Flüssigkeiten", erläutert Weißkopf. "Das verändert jedoch die Eigenschaften des Materials." Wie das am besten zu handhaben ist, dass wollen die Mittelfranken gemeinsam mit den beiden Weltkonzernen herausfinden.

Bestätigt fühlen dürfte sich das Unternehmen von seinem Kurs durch das abgelaufene Geschäftsjahr, in dem der Umsatz um 10,7 Prozent auf 476 Millionen Euro zulegte. Einen leichten Rückgang im klassischen Geschäft mit der bereits vor Corona kriselnden Autoindustrie konnte Oechsler dabei durch das starke Plus im noch immer deutlich kleineren Geschäftsfeld Innovative Solutions – zu dem der 3D-Druck gehört – mehr als ausgleichen.

Oechsler derzeit in Kurzarbeit

Für das laufende Jahr rechnet Oechsler dennoch mit einem empfindlichen Umsatzeinbruch, ohne eine genauere Prognose wagen zu wollen. Zu unsicher seien die weitere Entwicklung der Corona-Krise und ihre Folgen gerade für die globale Nachfrage nach Autos. Auch an den drei deutschen Standorten des Unternehmens – in Weißenburg und zweimal Ansbach – gibt es derzeit in Teilen Kurzarbeit.

Ein Rückschlag war zuletzt zudem das Aus für die "Speedfactory": Ein Gemeinschaftsprojekt mit Adidas zur besonders flexiblen und kurzfristigen Produktion von Turnschuhen, aus dem sich der Sportartikelhersteller im vergangenen November jedoch überraschend zurückzog. Adidas bleibe dennoch ein "sehr, sehr wichtiger Kunde" für Produkte auf dem Gebiet der 3D-Technologie, so Kozlik.

Insgesamt sieht der Oechsler-Chef den Kfz-Zulieferer für das derzeit unruhige Marktumfeld gut gerüstet: "Wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote und auch Zugang zu ausreichend Liquidität." Zuletzt beschäftigte das Unternehmen weltweit rund 3300 Mitarbeiter, davon 1400 an den deutschen Standorten.

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