EU plant Sanktionen

Preisschock wegen Öl-Embargo droht: Kostet der Liter Sprit bald 3 Euro?

5.5.2022, 11:13 Uhr
Tanken könnte bald noch einmal deutlich teurer werden.

© Sven Hoppe, dpa Tanken könnte bald noch einmal deutlich teurer werden.

Spritpreise von zwei Euro und mehr pro Liter – was Ende vergangenen Jahres noch wie eine wilde Utopie klang, ist längst gang und gäbe. Zähneknirschend zahlen Autobesitzer 100 Euro und weit mehr für eine Tankbefüllung. Doch es könnte bald noch schlimmer kommen. Wie mehrere Medien berichten, könnte im Fall eines Ölembargos gegen Russland durch die EU der Liter Benzin und Diesel bald drei Euro oder mehr kosten.

Hinter Brüssels Vorstoß steckt der Stopp der russischen Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien. Weil die EU sich das nicht bieten lassen will, soll eine neues Sanktionspaket geschnürt werden. Nach einer Übergangsphase von sechs Monaten soll demnach ein Einfuhrverbot für russisches Rohöl gelten. Zwei Monate später soll das auf alle Ölprodukte zutreffen, lautet der Vorschlag, der im Moment auf dem Tisch liegt. Ausnahmeregelungen sind lediglich für Ungarn und die Slowakei geplant, heißt es.

„Die Solidarität mit der Ukraine gebietet es jetzt, die Lieferungen von fossilen Energien aus Russland schnell und drastisch zu reduzieren“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Sollte dieses Vorhaben umgesetzt werden, könnte es Russland, immerhin drittgrößter Ölförderer der Welt, ganz schön weh tun. Aktuell kommen etwa zehn Prozent der raffinierten Ölprodukte (Diesel und Benzin) von dort.

Abhängigkeit gesenkt

Gleichzeitig griffe das kapitalistische Urgesetz von Angebot und Nachfrage: Wird eine Ware knapper, wird sie automatisch teurer. Bedeutet: Ein Öl-Embargo hätte für die Verbraucher in Deutschland Konsequenzen auf verschiedenen Ebenen. Besonders Autofahrer müssen sich womöglich erneut auf steigende Preise an den Tankstellen einstellen. „Ein Öl-Embargo dürfte die Benzinpreise wohl kurzfristig wieder deutlich steigen lassen“, sagte Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung der Rheinischen Post. „Allerdings dürften in die aktuellen Preise ein mögliches Embargo zum Teil bereits eingepreist sein. Dauerhafte Benzinpreis-Höhen von drei Euro pro Liter sollten aber eher unwahrscheinlich sein“, glaubt er.

Auch an anderer Stelle würde ein Embargo gegen russisches Öl nicht ohne Folgen bleiben, etwa wenn es ums Heizen geht. Dass Deutschland seine Abhängigkeit aber zumindest senken kann, haben die vergangenen Wochen bereits gezeigt. Waren es zu Beginn des Ukraine-Kriegs noch 35 Prozent an Öl, die aus Russland den Weg nach Deutschland fanden, sind es inzwischen nur noch zwölf Prozent.

Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin: Ab Juni soll bundesweit das Neun-Euro-Ticket kommen, das allen eine günstige Möglichkeit bieten soll, das Auto stehen zu lassen und die notwendigen Wege im Nahverkehr stattdessen mit Bus oder Bahn zu bewältigen. Wie genau das funktionieren soll, ist allerdings zwischen Bund, Ländern und Kommunen noch nicht ausverhandelt.

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