Puls Unternehmertag: Was Jazz-Pianist Thilo Wolf der Wirtschaft in der Krise rät

9.11.2020, 17:13 Uhr
Jazz-Pianist Thilo Wolf steht häufiger vor der Aufgabe, sehr unterschiedliche Persönlichkeiten für eine gemeinsame Idee zu begeistern. Das kann in der Corona-Krise auch Unternehmen helfen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Jazz-Pianist Thilo Wolf steht häufiger vor der Aufgabe, sehr unterschiedliche Persönlichkeiten für eine gemeinsame Idee zu begeistern. Das kann in der Corona-Krise auch Unternehmen helfen.

Es sei eine "stressige Situation für die deutsche Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft", in der man gerade stecke, erklärte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Und er sei auch nicht ganz so zuversichtlich wie die Bundesregierung, die derzeit mit einer schnellen Erholung rechne. "Ich glaube, dass es für die Wirtschaft erst gegen Ende 2021 wieder aufwärts gehen wird."

Seiner Beobachtung nach sei die freie, globalisierte Marktwirtschaft aktuell auf dem Rückzug. "Seit Beginn der Pandemie haben beispielsweise die Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation WTO 109 handelsbeschränkende Maßnahmen erlassen", sagte Kempf. "Für eine exportorientierte Wirtschaft wie unsere ist das ein Desaster."

Kempf: Geeintes Europa gegen erstarktes China

Was aber nicht heiße, dass alles hoffnungslos sei. Es gelte aber, schnell umzuschalten "von einem Krisenbewältigungsmodus in einen Zukunftsgestaltungsmodus". Projekte wie der Ausbau der 5G-Netze für die Industrie oder GaiaX, das eine sichere Dateninfrastruktur in Europa schaffen möchte, seien dafür lobenswerte Beispiele.

Einer Zukunft, in der im Übrigen mehr und mehr China die Regeln vorgeben und auch die USA als größte Wirtschaftsmacht ablösen werde. "Wenn wir da nicht nur Spielball anderer sein wollen, geht das nur europäisch", warb Kempf für mehr Solidarität und Vertrauen der Europäer miteinander. "Nationale Egoismen werden uns nicht weiterbringen."

Dass an einem freien Welthandel die Metropolregion Nürnberg ein ganz besonderes Interesse habe, das betonte Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittelfranken: "Unsere Unternehmen verdienen etwa jeden zweiten Euro im Ausland. Wir sind extrem abhängig davon." Man könne nur hoffen, dass die hiesige Wirtschaft gut durch und vielleicht sogar gestärkt aus der Pandemie herauskomme. "So gesehen ist Optimismus jetzt Pflicht."


Corona: Airport Nürnberg droht ein wirtschaftliches Desaster.


Wie das mit der Zuversicht und der Motivation gelingen kann, dafür hatte der Fürther Jazz-Pianist Thilo Wolf denn auch gleich ein paar Ideen an der Hand. Wenn er mit seinem Quartett auf ein klassisches Orchester treffe, stehe er auch regelmäßig vor der Aufgabe, alle Beteiligten für etwas Neues, Kreatives zu begeistern. "In so einem Orchester sitzen ganz verschiedene Typen – nicht viel anders als in einem großen Unternehmen auch."

Thilo Wolf fordert von Managern mehr Mut

Es sei gut, wenn ein Management den Mut habe, nicht immer alles schon vorzugeben und die Umsetzung anzuordnen, starren Abläufen folgend. Sondern erst einmal den Teams zuhört. "Und zwar auch auf die Stimmen aus der 2. Reihe, die von den Stilleren – die haben oft die besseren Ideen."

Am Ende gehe es immer um Wertschätzung und Anerkennung. Neu zu denken, Vertrautes zu hinterfragen, das sei schwierig, ja. "Wenn ein Team aber merkt: Da geht was voran, wir können was bewegen: Dann kommen die Ideen auch", so der Jazz-Pianist. "Dann entsteht eine neue Dynamik."

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