Erhöhung der Mehrwertsteuer

Streik in der Gastronomie: Wirt schließt seinen Laden für drei Monate - aus Protest

20.11.2023, 09:17 Uhr

Ab dem 1. Januar 2024 wird die Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 wieder auf 19 Prozent angehoben. Der Gastronomie dürfte diese Erhöhung neben dem ohnehin währenden Personalmangel und den hohen Kosten erheblich zu schaffen machen. Existenzielle Ängste von Restaurantbetreibern werden dadurch zunehmend verstärkt. Ein Wirt aus Hannover reagiert derweil unkonventionell auf die angespannte Situation: Christoph Elbert startet mit seinem Lokal "11A" einen Streik, der Laden macht drei Monate lang dicht.

Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" verkündete der Wirt: "Mein Restaurant 11A werde ich von Januar bis März schließen." Damit reagiert er auf den Beschluss der Ampelkoalition, die während Corona abgesenkte Mehrwertsteuer wieder auf den regulären Satz von 19 Prozent anzuheben.

Aber: "Wir können bei einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent nicht wirtschaftlich arbeiten", klagt Christoph Elbert. "Stellen Sie sich vor, jemand zieht Ihnen von der nächsten Gehaltsabrechnung einfach 12 Prozent vom Lohn ab." Demnach seien Preiserhöhungen mittelfristig unumgänglich, allerdings reagieren Kunden laut dem Wirt für gewöhnlich recht sensibel darauf: "Die hängen natürlich an ihren Vorstellungen: Was bekomme ich für 10, 20 oder 30 Euro im Restaurant?"

Gegenüber "t-online.de" erklärte der Wirt seinen Entschluss: "Es ist gewissermaßen ein hybrider Streik." Er reagiere auf ein Bündel von Problemen, mit denen er sich als Restaurantbetreiber konfrontiert sieht. Die "Krise", in der sich die Gastronomie seiner Einschätzung nach befindet, werde durch die Steuererhöhung verstärkt.

"Katastrophe für die Betriebe"

Der Gaststättenverband Dehoga teilt diese Einschätzung: Nach der Entscheidung der Ampelkoalition, die Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant zu erhöhen, schlug der Verband Alarm: Die Erhöhung der Steuer sei eine "Katastrophe für die Betriebe", die Folge wäre "ein Preisschock für die Gäste", heißt es auf der Website. Demnach befürchten zahlreiche Gastronomen eine regelrechte Pleitewelle, auch Elbert bangt um die Branche.

Zuletzt hatte der Gastronom viel Aufmerksam auf sich gezogen, unter anderem nachdem er sich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über sinkendes Trinkgeld und die Zukunft der deutschen Gastronomie geäußert hatte. Zugleich hatte er auch die Mitschuld der Branche an der Krise bemängelt, er kritisierte etwa die schlechte Bezahlung der Mitarbeitenden.

Im Gespräch mit "t-online.de" appellierte der Wirt an seine Kollegen: "Werdet kreativ im Umgang mit der Krise." Es benötige neue Wege, um die Restaurants an die jetzige Zeit und die neuen Herausforderungen anzupassen. "Ich drücke uns die Daumen, dass wir das gemeinsam schaffen."

So plant Wirt Elbert den Streik

Der Gastronom Elbert hat mit seinem Streik bereits einen ungewöhnlichen Ansatz gefunden. Gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erläuterte der Wirt seinen genauen Plan:

Das "11A" ist ab Januar für drei Monate geschlossen. Dass der Zeitraum genau auf die Wintermonate fällt, ist kein Zufall, sondern taktisches Kalkül: "Es wäre finanziell voraussichtlich gar nicht anders möglich", sagt Elbert. Sein Lokal im Hannoveraner Szeneviertel Linden boomt vor allem in den Sommermonaten.

Im Winter, wenn der großzügige Außenbereich geschlossen ist, ist ohnehin nur Platz für 30 Gäste zugleich. Demzufolge könne er an einem Abend kaum mehr als 60 Gäste bewirten und entsprechend auch schwieriger Geld verdienen. Demzufolge lautet seine Devise in Zukunft: "Bei schönem Wetter geöffnet, sonst geschlossen."

Mit seinen Mitarbeitern, das teilte der Gastronom der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" mit, habe er individuelle Lösungen gefunden. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, wird Elbert seine Angestellten in den Streikmonaten weiterbezahlen, einige von ihnen könnten auch in einem seiner anderen Restaurants und Bars arbeiten. Der Zustand halte ja nicht ewig an, konstatierte der Wirt: "Am 1.4. geht es hier weiter im 11A, da haben die Leute mein Wort."

Bis dahin werde Elbert seine Kundschaft mit gelegentlichen "Protestessen" aus regionalen und saisonalen Zutaten verköstigen, konkret will er wärmende Suppen anbieten.