Unklarheit über Schnelltests: So läuft es bei Nürnbergs Arbeitgebern

7.4.2021, 06:00 Uhr

Ein Strich bedeutet Erleichterung: Schnelltests können Klarheit schaffen, doch nicht alle Arbeitgeber haben regelmäßig Zugriff darauf. © Britta Pedersen, dpa

Sie sollen Sicherheit für jene bieten, die nicht im Homeoffice arbeiten können: Corona-Schnelltests in Unternehmen. Der Bund-Länder-Beschluss vom 3. März stellt dabei die Arbeitgeber in Verantwortung. Beschäftigte sollen mindestens einmal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest machen können.


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Darauf hatten jedoch nur 23 Prozent der befragten Beschäftigten Zugang. Zu diesem Ergebnis kam eine Auswertung von 2832 Datensätzen des Portals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wurde. Demnach gab die Mehrheit (54 Prozent) an, dass es weder betriebliche Tests gibt, noch dass diese angekündigt sind.

Dem entgegen steht der Sachstandsbericht der BDA (Die Arbeitgeber). Dem zufolge sollen 87 Prozent der Betriebe und sogar 91 Prozent der Großindustrie einen erfolgreichen Start in Sachen Schnelltest-Strategie hingelegt haben. Lieferschwierigkeiten, finanziellen Aufwand und Beschaffungsprobleme führt die BDA trotzdem als auftretende "Herausforderungen" auf. Die Verbände hatten am 9. März an
Unternehmen appelliert, ihren Beschäftigten Selbsttests und – wo dies möglich sei – Schnelltests anzubieten, um Infektionen frühzeitig zu erkennen. Antigen-Schnelltests werden von geschulten Personal durchgeführt, Selbsttest sind zur Anwendung durch Privatpersonen bestimmt. Beide Tests haben höhere Fehlerquoten als zum Beispiel PCR-Tests.

Homeoffice immer noch stark durchgesetzt

Das Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK setzt schon seit längerem auf Schnelltests statt Selbsttests. Wie der Leiter der Kommunikation, Kai Hummel, mitteilte, seien etwa 90 Prozent der Mitarbeitenden im Homeoffice. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Präsenz, bietet der Betriebsarzt des Unternehmens auf freiwilliger Basis Termine für die Durchführung von Tests an. Zu wie vielen Testungen es bereits kam, kann laut Hummel nicht genau beziffert werden, da dies unter die ärztliche Schweigepflicht fallen würde. Auf das Angebot von Selbsttests würde man verzichten, da man derweil, in Zusammenarbeit mit anderen Firmen, an der Durchführung von Impfungen im Unternehmen arbeite.

Beim Automobilzulieferer Schaeffler hat man die Test-Kapazitäten für die Zeit nach Ostern ausgebaut. Seitens der Unternehmenskommunikation heißt es, dass "es keine Limitierung der Zahl der Tests" gibt, diese seien ausreichend vorhanden. Bei Siemens sollen ab Mitte April genügen Selbsttest für die Mitarbeiter vor Ort zur Verfügung stehen, damit sich diese ein bis zweimal pro Woche testen können.

Leoni bietet den 4800 Beschäftigten an den deutschen Standort die Option, einmal in der Woche einen Selbsttest durchzuführen. "So hat das Unternehmen bereits vor Ostern ausreichend Corona-Schnelltests bestellt," erklärt Leoni-Sprecher Gregor le Claire.

Die IHK Nürnberg stellt ihr Atrium derzeit als Schnelltestzentrum zur Verfügung und gilt deshalb laut der BGA als "Best-Practice- Beispiel". Dabei denken die Verantwortlichen auch an die eigene Belegschaft. Mitarbeitende der IHK Nürnberg dürfen sich dort testen lassen, die Wartezeit gilt als Arbeitszeit. Dr. Kurt Hesse, Leiter vom Geschäftsbereich Kommunikation, erklärt allerdings, dass ohnehin die meisten Mitarbeiter im Homeoffice sind.



Bei der Nürnberger Versicherung gibt es eine klare Strategie: Mitarbeitende im Büro oder mit überdurchschnittlich viel Kontakt zu anderen Menschen erhalten zwei Tests pro Woche. Arbeitnehmer, die weniger Kontakte haben oder etwa die Hälfte der Zeit im Homeoffice verbringen, bekommen einen pro Woche. Auch bei dringend abzuhaltenden Präsenz-Veranstaltungen müssen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorher auf das Corona-Virus getestet werden. Von rund 65 000 bestellten Tests, seien laut Presserefernt Matthias Schenk, bereits 30 000 eingetroffen.