Wie Faber-Castell in Asien weiter wachsen möchte

9.10.2019, 06:00 Uhr
"Made in Germany" hat einen guten Ruf. Davon profitiert auch der fränkische Schreibgerätehersteller Faber-Castell. Am Stammsitz, der sowohl auf Steiner als auch auf Nürnberger Stadtgebiet liegt, werden zum Beispiel Bleistfifte produziert.

© Faber-Castell "Made in Germany" hat einen guten Ruf. Davon profitiert auch der fränkische Schreibgerätehersteller Faber-Castell. Am Stammsitz, der sowohl auf Steiner als auch auf Nürnberger Stadtgebiet liegt, werden zum Beispiel Bleistfifte produziert.

Zwei Jahre lang gingen sie weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln: Ausmalbücher für Erwachsene. In einer immer schnelleren Welt suchten die Menschen Entschleunigung, indem sie vorgegebene Motive von Hand kolorierten. Den Stifteherstellern in der Region bescherte der Hype Rekordumsätze.

Das ist vorbei. Und Daniel Rogger, seit zwei Jahren Chef des fränkischen Schreibgeräte- und Kosmetikstifteproduzenten Faber-Castell, hat diesen goldenen Moment der Branche knapp verpasst. Als erster familienfremder Vorstandsvorsitzender kam der Schweizer im Sommer 2017 an die Rednitz, um den Traditionskonzern in die Zukunft zu führen. Als eine "sehr intensive Zeit" beschreibt Rogger diese Monate. Monate, in denen er den Konzern mit seinen weltweit rund 7800 Mitarbeitern voranbringen sollte. Keine leichte Aufgabe, nachdem die Euphorie rund ums Ausmalen gerade verflogen war.

Doch von dem Boom sei eines geblieben: das "Bewusstsein für Kreativität", sagt Rogger. Trotz aller Digitalisierung besinnen sich seiner Beobachtung nach zahlreiche Konsumenten auf Zeichnen und Schreiben – und versuchen sich in Schönschrift.

Rogger freut’s, der Umsatz ist im abgelaufenen Geschäftsjahr währungsbereinigt leicht gestiegen – von 613 Millionen Euro im Jahr 2017/18. Positiv hat sich zum Beispiel Brasilien entwickelt, berichtet Rogger. Der Staat in Südamerika ist Faber-Castells größter Markt im Ausland und ein bedeutender Produktionsstandort. Die Zahl der Mitarbeiter dort übersteigt den Personalstand in der Heimat bei weitem. Am Stammsitz, der auf Steiner und Nürnberger Stadtgebiet liegt, sowie im oberfränkischen Geroldsgrün arbeiten rund 1100 Beschäftigte. In Brasilien stehen derweil 2600 Menschen auf der Lohn- und Gehaltsliste.

Auf 10.000 Hektar Wald kümmert sich Faber-Castell dort auch um seinen elementaren Rohstoff. Das Holz wird in einem eigenen Sägewerk bearbeitet.

Wachstum erwartet sich Rogger aber vor allem auch am anderen Ende der Welt: China mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern berge ein enormes Potenzial. Die Zahl der Menschen im Reich der Mitte, die sich Faber-Castell-Produkte leisten können, steigt. Schon jetzt sieht Rogger dort eine Zielgruppe von 200 Millionen Verbrauchern – mehr als in Deutschland.

Branchenschau in Nürnberg

Was den Franken dort nutzt: Bildung habe in China einen hohen Stellenwert und Faber-Castell biete mit seiner "Spielen-und-Lernen"-Reihe entsprechende Produkte, so Rogger. Außerdem habe das Logo "Made in Germany" bei den markenbewussten Chinesen ein gutes Image.

Um die Möglichkeiten dort voll auszuschöpfen, stellt Faber-Castell die Organisation neu auf. China sei ein "extrem digitalisierter Markt". Statt Verkäufer brauche man also Content-Manager, so Rogger. Auch einen Produktionsstandort betreibt Faber-Castell in China. Weitere Werke stehen in Indonesien, Peru und Malaysia.

Das Ausland steht für einen erheblichen Teil des Umsatzes. 35 Prozent der Erlöse werden in Europa und Nordamerika erzielt, 25 Prozent in Asien und 40 Prozent in Südamerika.

Eine der wichtigsten Messen für den Traditionskonzern findet jedoch direkt vor der Haustür statt: die Schreibgerätemesse Insights-X. 2015 fiel der Startschuss für die Schau, zu deren Initiatoren neben Faber-Castell die beiden anderen großen regionalen Stifteproduzenten Schwan-Stabilo und Staedtler zählen.

Der Grund für die Initiative, die von der Spielwarenmesse eG umgesetzt wurde: Die große Branchenmesse Paperworld in Frankfurt ist auf Ende Januar terminiert – zu spät für die Geschäftsabschlüsse im jeweils neuen Jahr, wie die drei Unternehmen aus Franken finden. Die Insights-X 2019 dagegen startet bereits morgen auf dem Nürnberger Messegelände. Die Großen der Branche seien präsent, "die Messe ist gut für den Standort", freut sich Rogger.

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