Zeigte er Pornos in einer Besprechung?

Wirbel vor Hauptversammlung: Was wussten die Adidas-Chefs über die Verfehlungen von Kanye West?

Melanie Kunze

Politik und Wirtschaft

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10.5.2023, 18:58 Uhr
Adidas hat im ersten Quartal 2023 einen Verlust ausgewiesen. 

© PantherMedia / Inna Talan Adidas hat im ersten Quartal 2023 einen Verlust ausgewiesen. 

Hauptversammlungen können schnell vorbei sein. Das ist dann der Fall, wenn beim Unternehmen alles nach Plan läuft und es wenig Redebedarf gibt. Manchmal kann es aber auch hoch hergehen. Die ordentliche Hauptversammlung von Adidas, die am Donnerstag in der Fürther Stadthalle stattfindet, dürfte in die zweite Kategorie fallen. Denn an dem Tag haben auch die Aktionäre das Wort. Positiv äußern werden die sich wohl eher nicht, wenn sie ans Rednerpult treten.

Das liegt einerseits an der Dividende, die nur noch 70 Cent pro Aktie betragen soll (2021: 3,30 Euro). Missfallen dürften auch die wiederkehrenden Schlagzeilen in der Causa Kanye West. Laut "Bild" soll West vor Jahren in Besprechungen Pornos gezeigt haben. Das Adidas-Management soll den Entgleisungen nicht nachgegangen sein, um das lukrative Geschäft mit den "Yeezy"-Produkten, die von West designt worden waren, nicht zu gefährden. Adidas will sich im Vorfeld zu den Anschuldigungen nicht äußern und verweist auf die Hauptversammlung, in der Aktionäre und Aktionärsvertreter ihr Fragerecht ausüben können.

Kanye West bescherte Adidas Milliarden-Umsätze

West, einer der erfolgreichsten Musiker der Welt, wurde 2013 von Adidas unter Vertrag genommen. Der 45-Jährige bescherte dem fränkischen Sportartikelhersteller in den folgenden Jahren Milliarden-Umsätze und hohe Gewinnspannen. Er kurbelte mit seiner exklusiven Ware auch das US-Geschäft kräftig an.

Kanye West designte jahrelang für Adidas. Seine Kollektionen waren unter dem Namen "Yeezy" bekannt. 

Kanye West designte jahrelang für Adidas. Seine Kollektionen waren unter dem Namen "Yeezy" bekannt.  © imago stock&people, imago/Eastnews

Doch der Rapper fiel immer wieder unangenehm auf, unter anderem äußerte er sich antisemitisch. Der Druck auf Adidas nahm zu. Im Herbst 2022 wurde die Zusammenarbeit für beendet erklärt.

Gulden spricht von "enttäuschenden Zahlen"

Die Trennung hinterlässt tiefe Spuren. Das Ende der Partnerschaft hatte Adidas bereits im Weihnachtsgeschäft 250 Millionen Euro Gewinn gekostet. Im ersten Quartal 2023 stand unterm Strich ein Minus von 24 Millionen Euro. Exakt ein Jahr zuvor wies Adidas noch einen Gewinn von 310 Millionen Euro aus. Björn Gulden, neuer Adidas-Chef, spricht von einem "Übergangsjahr".

"2023 wird ein holpriges Jahr mit enttäuschenden Zahlen, in dem es nicht unser Ziel ist, unsere kurzfristigen Finanzergebnisse zu maximieren", sagte er bei der Vorstellung des Quartalsergebnisses.

Unklar ist, was mit den bereits produzierten "Yeezy"-Produkten geschehen soll. Sollten diese nicht mehr verkauft werden können, müsse man darauf 500 Millionen Euro abschreiben, warnte der Konzern bereits.

Die genauen Umstände der Zusammenarbeit mit West dürften das zentrale Thema bei der Hauptversammlung werden. Aktionär Union Investment will nach einem Bericht der "Financial Times" die Herausgabe eines internen Untersuchungsberichts zu den Vorwürfen fordern. Weitere Aktionäre haben angekündigt, das Gremium nicht entlasten zu wollen.

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