Landwirte klagen über sinkende Schweinepreise

Wird das Fleisch im Handel wieder billiger?

20.6.2021, 16:37 Uhr
Ein Mastschwein steht in seinem Stall.

© Andreas Arnold, dpa Ein Mastschwein steht in seinem Stall.

Der Bauernverband klagt über sinkende Preise: Die Vermarktung der Schweine wird zunehmend schwieriger. Der Handel argumentiert laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mit begrenzten Erlösmöglichkeiten im Fleischhandel. "Der Schweinepreis ist in der vergangenen Woche um neun Cent je Kilogramm auf 1,48 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht abgerutscht", erklärt der bayerische Bauernverband in einer Pressemeldung.

BBV-Veredelungspräsident Gerhard Stadler kritisiert diese Preissenkung massiv: „Die Schweinehalter sind fassungslos! Denn fast täglich werden neue Tierwohlanforderungen an die deutschen Schweinehalter gestellt – ob vom Lebensmitteleinzelhandel oder von der Politik." Außerdem wären schon allein wegen des massiven Anstiegs der Futterkosten höhere Preise unbedingt nötig.

"Konzerne spielen ihre Macht aus"

Diese Senkung der Erzeugerpreise bei guter Nachfrage und knappem Angebot ist aus Sicht des Verbandes nicht nachvollziehbar. "Es scheint, dass hier einerseits einzelne Lebensmitteleinzelhandelskonzerne ihre Marktmacht ausspielen. Und die Schlachtwirtschaft diesen Druck leider allzu willig weitergibt", erklärt der Verband und ergänzt: "Andererseits werden offenbar höhere insbesondere durch Corona-Auflagen bedingte Kosten in der Fleischwirtschaft auf die Erzeuger abgewälzt. Mit solchem verantwortungslosen Handeln werden wir die Schweinehaltung außer Landes drängen und dann Schweinefleisch aus Ländern importieren, in denen deutlich geringere Tierwohlstandards herrschen als bei uns“.

Laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ist die Ursache für die Senkung der Erzeugerpreise eine begrenzte Erlösmöglichkeit im Fleischhandel. "Obwohl das Angebot an schlachtfertigen Schweinen nicht zu umfangreich ist, besteht großer Preisdruck im Handel", erklärt AMI. Im Fleischhandel werde von anhaltenden Problemen berichtet, die zuvor gestiegenen Preise umzusetzen. Schwierigkeiten in der Vermarktung würde besonders der Schinken bereiten. "Aber auch im Verkauf von Nacken und Bäuchen muss mehr Mühe aufgewendet werden. Die Stimmen, die Preisrücknahmen fordern werden lauter", so AMI.

Nicht nur in Deutschland, sondern in mehreren europäischen Ländern gestaltet sich der Handel mit Schlachtschweinen schwieriger als zuvor. Der Grund dafür sind laut AMI auch hier die Probleme im Fleischverkauf die vorhergehenden Preisanstiege weiterzugeben.

Was beim deutschen Schweinehalter übrig bleibt, entscheidet sich nicht nur an der Fleischtheke. Unter anderem spielt auch die Nachfrage in China und anderen Ländern Asiens eine Rolle. "Der Verbraucherpreis, also der Preis, den die Kunden zahlen müssen, sein Niveau und seine Entwicklung sagt nur bedingt etwas über den Erzeugerpreis für Schweine aus", erklärt agarheute, das Nachrichtenportal für die Landwirtschaft.

Der Einzelhandel gebe den Verbraucherpreis vor und die Spanne zum Erzeugerpreis sei mitunter sehr groß. So ist der Preis für ein Schnitzel oder den Braten agrarheute zufolge im letzten Jahr gleichgeblieben. Der Verbraucher musste teilweise 2020 sogar mehr für ein Kilo Schweinefleisch bezahlen. Im selben Zeitraum hätten sich aber die Erzeugerpreise fast halbiert. Die Differenz zwischen Verbraucher- und Erzeugerpreis habe mit 5,70 Euro im Jahr 2020 einen Rekordwert erreicht.

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