Wohin mit den ausgemisteten Klamotten?

22.3.2021, 05:55 Uhr
Schuhe, Pullis und T-Shirts: Die meisten haben zu viel davon im Schrank. Deshalb boomt gerade der Secons-Hand-Online-Handel. 

© colourbox.de Schuhe, Pullis und T-Shirts: Die meisten haben zu viel davon im Schrank. Deshalb boomt gerade der Secons-Hand-Online-Handel. 

Jeans, Pullis, eine Winterjacke, die nicht mehr passt. In der Corona-Pandemie verbringen wir viel Zeit in unseren eigenen vier Wänden – und nutzen die Gelegenheit, um auszumisten. Schnelle und unkomplizierte Möglichkeiten, Kleidung zu verkaufen, bietet das Internet.

Im sogenannten Online-Secondhand-Handel gibt es mehrere Anbieter und weil das Geschäft mit gebrauchten Sachen gerade regelrecht boomt, kommen ständig neue hinzu. Das Prinzip ist ähnlich: Der Kunde macht ein Foto von dem Kleidungsstück, das er loswerden möchte, lädt es auf der Plattform hoch, macht Angaben dazu und bekommt einen Preis vorgeschlagen. Danach kann er entscheiden, ob er Kleidung, Schuhe oder Handtasche zu dem angegebenen Preis verkaufen möchte. Die meisten Anbieter nehmen alle gängigen Marken an; nicht angekauft werden aus hygienischen Gründen Bademoden oder Unterwäsche.

Wie viele Kleidungsstücke auf einmal verkauft werden dürfen, kann variieren. Im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr war die Angebotsflut so groß, dass beispielsweise "Zalando Zircle" nicht mehr 20 Teile pro Warenkorb annahm, sondern zeitweise nur noch knapp die Hälfte. Im April 2020 habe das Unternehmen 60 Prozent mehr Pakete im Direktverkauf erhalten, als zunächst prognostiziert, so Torben Hansen, bei Zalando zuständig für den Bereich Re-Commerce.

Der Online-Riese aus Berlin führt zwei Qualitätschecks durch, um sicherzustellen, dass die Ware einwandfrei ist und wiederverkauft werden kann. Zunächst werden die Fotos nach Mängeln abgesucht. Ist auf den ersten Blick alles in Ordnung, bekommt der Kunde ein Versandetikett per E-Mail. Die Waren, die es durch den digitalen Check geschafft haben, legt er in einen Karton, versieht diesen mit dem Etikett und gibt das Paket bei einem Paketdienstleister ab. Das Verschicken der Ware ist gratis. Wenn die eingesandten Stücke den Angaben entsprechen, wird der Ankauf bestätigt. Das kann – je nach Angebotsaufkommen – rund eine Woche dauern.

Bei Zalando erhält man einen Gutschein. Sollten Zalando-Mitarbeiter Mängel an der eingeschickten Ware entdecken, erhält der Verkäufer diese kostenfrei zurück oder er kann sie spenden.

Einen ähnlichen Service bietet auch die Plattform "momox fashion" an. Auch dieser sogenannte Re-Commerce-Anbieter, der nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland für gebrauchte Kleidung, Schuhe und Accessoires ist, kauft zu einem Festpreis die Ware von Privatpersonen an. Auch hier wird diese geprüft und dann im Online-Shop als Second-Hand-Ware angeboten. Für die Preisermittlung, so das Unternehmen, sei ein spezieller Algorithmus entwickelt worden, der den Ankaufspreis der Artikel mittels verschiedener Variablen alle 30 Minuten automatisch ermittelt.

Saisonware oder teure Marke?

Bei der Preisfindung spielt – nicht nur bei "momox fashion" ­- eine Rolle, von welcher Marke das Kleidungsstück ist oder ob es sich um Saisonware handelt. Im Schnitt gibt es für ganz normale T-Shirts ein bis zwei Euro, für Jeans drei bis fünf Euro. Eine Outdoor-Jacke bringt je nach Farbe, Schnitt und Label zwischen 20 und 30 Euro.

Auch "momox fashion" registriert seit Monaten einen Anstieg: 2020 wurden rund 250 000 Artikel pro Monat angekauft. An manchen Tagen mussten die Mitarbeiter bis zu 15 000 Artikel überprüfen. Das Unternehmen zahlt den Verkäufern einen Festpreis und überweist diesen auf das Konto.

Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern betont, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit sei und dass gut erhaltene Kleidung wieder einen neuen Besitzer findet. Ob die angebotenen Preise fair seien, das müsse jeder Verkäufer selbst entscheiden, sagt die Expertin und gibt zu bedenken: "Sobald etwas benutzt wird, gibt es einen erhebliche Wertverlust." Jeder müsse abwägen, wo und zu welchen Preisen er seine Kleidung verkaufen möchte. Die bekannten Online-Händler hätten einen großen Vorteil: Sicherheit. "Die Unternehmen wickeln für den Verkäufer alles seriös ab", sagt Zeller. So seien Käufer und Verkäufer abgesichert.

Tauschen ist auch möglich

Neben "momox fashion" und "Zalando Zircle" gibt es "Vinted". Die Plattform ist laut eigenen Angaben mit mehr als 20 Millionen Nutzern der weltweit größte Marktplatz für gebrauchte Kleidung. Auch hier ist es möglich, Kleidung und Accessoires zu verkaufen – oder aber zu tauschen. Und auch hier gilt: Der Verkauf ist gratis und der Verkäufer wird ausgezahlt, sobald der Käufer bestätigt, dass alles okay ist. Das Geld ist in rund einer Woche auf dem Konto. Ob man damit neue oder gebrauchte Kleidung kauft und der zuvor ausgemistete Kleiderschrank schnell wieder rappelvoll wird, bleibt jedem selbst überlassen.

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